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Dienstag, 9. Januar 2018

Wie England sein Imperium zusammenstahl

Daß die Chinesen gute Filme machen können, haben wir hier schon gezeigt. Dieser Film stammt ebenfalls von chinesischen Produzenten. Und er behandelt den Opiumkrieg von 1840, in dessen Folge England Hongkong (und vier weitere Hafenstädte) okkupierte.

Was der Film aber zeigt ist die Art, wie das protestantische England seit Heinrich VIII. (16. Jahrhundert) sein "Empire" zusammenstahl, buchstäblich. Es ist ein Zeugnis für den wahren Charakter des liberalen Kapitalismus. Es war zugleich die Einladung an zahlreiche weitere Länder, sich in China Absatzmärkte einerseits, billige Rohstoffe anderseits zu sichern. Sie fahren alle mit ungeheurer Brutalität über das Land und seine Kultur. Es geht um Profit. Und nur nebenbei um das, was Kultur zu schaffen und zu heben vermag, das Christentum. Denn zweifellos war auch die chinesische Kultur bereits morsch und krank. Und sie war es durch die heidnischen Religionen, das kann man direkt so sagen. Deshalb steckt in allen diesen Aufständen und Kriegen eine seltsame Ambivalenz - einerseits richtet sie sich kulturell bedingt gegen den Kapitalismus, das ist naturrechtlich noch verständlich; anderseits ist dem Heidentum das Christentum der größte Feind. Also das, was den Kapitalismus einzig in Zaum halten könnte und konnte.

Für die Chinesen waren die Engländer (und mit ihnen die Europäer) kulturlos. Mit Recht. Die Motive, die die Engländer bewiesen, waren in den Augen eines Kulturvolkes niedrig und eines Menschen unwürdig. Es kam durch die Einflüsse der Kulturfremde und Kulturlosigkeit zu großen inneren Spannungen, die sich Ende des 19. Jahrhunderts im blutigen Boxeraufstand artikulierten. Und der Hauptgrund für die Freiheitsbewegungen unter Mao Tse-tung waren, wo die ausländischen, kulturfremden Mächte (zu denen auch der amerikafreundliche Tschiang Kai Schek gehörte, dessen Bewegung sich dann nach Taiwan absetzte und die Insel seither beherrscht, so daß es bis heute nur durch amerikanische Macht besteht) aus dem Land geworfen wurden.

Ein Punkt soll aber aus der im Film erzählten Geschichte herausgegriffen werden. Denn es heißt meist, daß England (und das Abendland) seine Überlegenheit vor allem der Technik verdanke. Das stimmt nicht. Es verdankt - wie hier England - seine Überlegenheit dem schrankenlosen, ruchlosen Gebrauch der Technik, der es in eine Richtung entwickeln ließ, die jede Menschlichkeit (und das heißt Kultur) mißachtete. Dazu gehört auch eine Gesetzeslage, in der das Naturrecht mißachtet wird und stattdessen die Gesetze den Schutz der Räuber garantieren. Den sie dann "absolutes Eigentumsrecht" nennen. Dieses zu "schützen" baute es die größte Flotte der Geschichte auf, die es ihm ermöglichte, ein Viertel der Welt direkt zu beherrschen.

Diese Herrschaft baute auf zwei Säulen auf: Einerseits die der Flotte, die Handel und Kriegsführung der Welt beherrschte, und anderseits der des Prinzips, keine Festlandsmacht bestehen zu lassen, die diese Seeherrschaft unterlaufen könnte. Wie die Europäisch-Asiatische Landmasse.

In der gewaltsamen Öffnung der chinesischen Kultur für den liberalen Welthandel zeigt sich aber noch etwas anderes. Wie man nämlich jeden Feind (als Konkurrenten) dadurch ausschaltet, als man seine Sittlichkeit schwächt. In China geschah es durch den erzwungenen Handel mit Opium, das aus Indien in riesigen Mengen nach China eingeführt wurde und es binnen einiger Jahrzehnte schafft, das riesige, mächtige Land sittlich in sich zusammenfallen zu lassen. Mehr als ein Zehntel der Chinesen werden opiumsüchtig. Die Armee kann nicht einmal mehr ihre Bestände ergänzen, zu schwach sind die drogensüchtigen jungen Männer. So, wie es heute durch das "freie Internet" und der Pornographie passiert.

Das Volk erhebt sich, der Kaiser versucht gegen das Opium einzuschreiten - da schlägt England zu, denn der Kaiser gefährde ... die Freiheit, den Weltmarkt. In Folge ist das Kaisertum endgültig so geschwächt, daß eine Konkubine des Kaisers den Thron - eigentlich nur stellvertretend für den Sohn des Kaisers - übernimmt. Kaiserin T'se-Hi (sprich: "Zi Chi") zur Seite ein aggressiv-charakterloser, aber bedingungslos ergebener Eunuchenhof.  Wie Julian Apostata im Rom des 4. Jahrhundert versucht sie noch einmal das Ruder - gegen die modernen Reformen - herumzureißen. Erfolglos. Das Ende eines mehrtausendjährigen China steht bevor. Das Land kann sich bis 1970 nicht einmal mehr ernähren, während die Bevölkerung explodiert. Erst Mao wird das beenden.










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