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Freitag, 8. Oktober 2021

Bewußt in den Tod geschickt

Wann der sogenannte "Vietnam-Krieg" begonnen hat ist fließend. Man muß für den Beginn der militärischen Auseinandersetzungen in Südostasien die frühen 1950er Jahre ansetzen. Als das Kolonialreich Frankreichs, welches Land im gerade vergangenen Zweiten Weltkrieg zwar als "Siegermacht" installiert worden, das aber im Grunde eine geschlagene Nation war, an allen Ecken und Enden auseinanderzubrechen begann. 

In Afrika (Algerien, Marokko, Zentralafrika) ebenso wie im südostasiatischen "Französisch Indochina". Die Kämpfe an allen diesen Fronten überforderten das Land völlig. Überall waren unkoordinierte Befreiungsbewegungen entstanden, an deren Spitze sich locker die Kommunisten etablierten, die wenigstens Ordnung, vor allem aber Unterstützung durch den großen Bruder "Kommunismus" brachten. Zwar gab es die "Légion étrangère", ja es gab bis in die mittleren 1950er Jahre Einheiten mit über 5.000 ehemaligen Deutschen, SS-Soldaten, rekrutiert aus Männern in Gefangenenlagern nach 1945, die aufgrund ihrer Vergangenheit keine Chance im neuentstehenden Deutschland mehr sahen, aber Frankreich war den Auseinandersetzungen nicht mehr gewachsen. 
In den Jahren nach 1945 schien der Kommunismus die Welt im Sturm zu erobern. Angst machte sich breit. Man denke nicht nur an die Sowjetunion, sondern an das Riesenreich China unter Mao ab 1949, an Kuba, an einige südamerikanische Staaten, an Afrika, wo überall die Staaten nach Entkolonialisierung drängten, und die meisten zumindest irgendwie mit Moskau liebäugelten, das mit Angola, Mozambique und dem Kongo, ohnehin bereits seinen Fuß in der Türe hatte, dazu bald die Mongolei und in Europa Finnland als "neutralisierte", aber dem Kommunismus "assoziierte" Staaten, ja überhaupt der nachkriegliche europäische "Ostblock", der bis in den Harz reichte, dazu kam bald Indonesien, das moskaunahe Nasser-Ägypten, das ebenso moskauhörige Riesenreich Indien, und, nicht zu vergessen, die immer stärker werdenden kommunistischen Parteien in Italien und Frankreich.

Frankreich. Das Land schien kurz vor dem Zerbrechen. Es war erschöpft und dabei so "anspruchsvoll", weil es wußte, daß es zerfallen würde, wenn es seine Selbstbehauptung ganz aufgab. Was auch immer DeGaulle richtig vorhergesehen hatte, daß nämlich die USA Europa kolonialisieren würde, wenn sich dieses nicht dringend seiner selbst bewußt wurde, so reichten die Kräfte von Paris einfach nicht mehr aus, um seine Lasten zu stemmen. Als Land, das in die große Reste-Fraktion des Abendlandes gehörte und dort seine Aufgabe im Rahmen eines globalen Kulturkampfes erfüllen mußte. 

Also begannen die USA inoffiziell bereits in den 1950er Jahren, sich in Indochina einzumischen. Erst durch Militärberater, deren Zahl bald in die Tausende ging, und schließlich durch direkte, aber immer noch "verdeckte" Einmischung. Bis zum Vorfall im Golf von Tonkin, als 1964 die "göttliche Vorsehung" einen Angriff auf einen amerikanischen Kreuzer stattfinden ließ, als zweimal vietnamesische Schnellboote irgendwie auf US-Kreuzer geschossen hatten. Natürlich total aggressiv und grundlos! Na wenn das keine Kriegserklärung war? Nun MUSZTE man Frankreich den Krieg abnehmen, Amerika war gezwungen, Vietnam den Krieg zu erklären. Sorry.

Vergleiche mit dem provozierten "mexikanischen Angriff" auf eine US-Patrouille 1846, der Explosion des Kreuzers USS Maine 1898 (gegen Spanien), der Torpedierung des völlig unschuldigen Atlantikdampfers Lusitania durch deutsche U-Boote 1915, dem heimtückischen japanischen Angriff auf Hawaii 1941, und nun dem Tonkin-Vorfall, (und wie einige Jahrzehnte später dem terroristischen Angriff auf die Hochhäuser in Manhattan "9/11") sind natürlich völlig zufällig, wenn nicht bösartig und hinterlistig. 

Aber irgendwann hatte sich das Land der Freien und Tüchtigen, in dem bekanntlich jeder Zuwanderer ab dem Moment sogar heilig ist weil das Paradies betritt, sobald er seinen Fuß auf den Boden setzt, auf die sich zunehmend im Völkerrecht durchsetzende heuchlerische und kaum aufzuhellende Erklärung über einen "gerechten Krieg" festgelegt. Dergemäß Krieg nur dann zulässig ist (und dieses Geschwätz wird uns bis heute an allen Fronten verkauft), wenn man sich verteidigt

Also muß jedes Land - auch die US-Regierungsmacht, will sie heilig bleiben - eben immer brav dafür sorgen, daß man sich immer nur verteidigt. Ungefähr so, wie sagte Putin es anläßlich des 2. Irakkrieges 2004 erklärte. "Wenn ich die Amerikaner wäre, würde ich schnell Giftlager finden."

1964, das alles nur nebenher, hatten die Amerikaner freilich - und in einer sicher nur dem Lieben Gott und amerikanischem Prophetentum zuzuschreibenden, geheimnisvollen Voraussicht - längst riesige Mengen an Kriegsmaterial von Korea nach Indochina verlagert. Man konnte ja nie wissen, oder so.

Apropos 'Bush' ... da war doch auch noch etwas ... nein, Bush, nicht Biden ... also, da war doch noch etwas bei Vietnam ... richtig. 1965. Also.

Es wurde fürs US-Militär, das sich bald mit 100.000, dann 150.000, bald 200.000 Mann in Vietnam einfand immer schwieriger, ausreichend Freiwillige zu bekommen. Wie wir wissen, sind bis zum Kriegsende 1973 ja nicht nur 50.000 Amerikaner gefallen, sondern die nordvietnamesischen Attacken wurden immer massiver. 

Freilich, als offiziell nun doch per Stellungsbefehl eingezogen wurde, wollte man allzu viel Aufsehen vermeiden, das nämlich entstand, wenn man zu viele junge Männer aus den Mittelschichten oder den Intellektuellenkreisen, den Gebildeten also rekrutierte. Aber dann gab es zu wenige Rekruten! Also ließ sich der damalige Sekretär im US-Verteidigungsministerium McNamara etwas einfallen. Und er entdeckte, daß allzu viele Soldaten wegen ihrer niedrigen Werte beim Intelligenztest durch die Musterung fielen. 

Das läßt sich ändern, meinte der Mann, und senkte die Anforderungen so, daß nun doch genug Kanonenfutter nachkam. Männer, die sich etwa nicht einmal die Schnürsenkel binden konnten, die im Umgang mit der Waffe die größte Gefahr für ihre eigenen Kameraden darstellten, die (wie das bei einem IQ unter 80 der Fall ist) einfach nicht in der Lage waren, Befehle auszuführen weil zu verstehen. Jemand hat einmal den Spruch geprägt, daß es sich hier um großgewordene Fünfjährige handelt. 

Es gab unzählige Eingaben an die Behörden und an die Generalitäten, jeweils bestimmte Männer als untauglich von der Ausbildung heimzuschicken. Auf keinen Fall durften sie in Kampfeinsätzen verwendet werden! Kameraden, Unteroffiziere, Ausbildungs-Seargents, Offiziere - viele viele appellierten an die Vorgesetzten. Ohne Erfolg. Der Bedarf nach "warmen Körpern" wuchs, und war sonst nicht zu stillen. 

Mindestens 50.000 dieser geistig "eher niedrig bemittelten" Männer wurden tatsächlich auch nach Vietnam, über 25.000 davon in Kampfeinsätze geschickt. Obwohl jedem, wirklich jedem klar war, daß sie völlig unfähig waren, sich in Gefechtssituationen richtig zu verhalten. Sie waren reines Kanonenfutter, leichteste Beute für jeden Feind. Ihr Verhalten in Bedrohungslagen war katastrophal und nicht nur für sich, sondern für die Kameraden gefährlich. 

Die Behauptung, daß ein Soldat nicht gewisse oder sogar hohe Intelligenz haben muß, ist einfach falsch. Das Verhalten im Gefechtsfeld, die erforderliche Wachheit und Fähigkeit zum schnellen Urteilen und sachgerechten Abwägen von Faktoren erfordert sogar überdurchschnittliche Intelligenz. Davon hängt das Überleben ab, des Soldaten wie seiner Kameraden. Unintelligente oder gar geistig Minderbemittelte sind hingeben eine Gefahr für sich wie für die eigene Truppe, mehr als für den Feind.

Aber skrupellos zog McNamara sein Programm durch, und rekrutierte jährlich 100.000 (und mehr) dieser Männer, indem bei Stellungstests die Anforderungen so gesenkt wurden, daß sie "bestanden". Nur, damit die offiziellen Zahlen "beschönigt" werden konnten. 

Man nannte diese Ärmsten "McNamara-Boys", sie waren verschrien und bekannt. Aber die meisten Soldaten hatten Mitleid mit ihnen. Was es noch schwieriger machte, weil die sich im Gefecht auch noch damit beschäftigen mußten, ihre hilflosen Kameraden zu beschützen. 

QR Vietnam
Niemals hätten sie in Kampfeinsätzen verwendet werden dürfen, wo sie sich wie Fünfjährige verhielten und völlig hilflos waren. Der Blutzoll war entsprechend. Von den 25.000 tatsächlich in den Kampfeinsatz Geschickten fielen 5.500, mindestens 500 weitere hatten Verwundungen mit Amputationsfolge, und die Verletztenrate kann man nur schätzen, sie beträgt schon normalerweise das Vielfache der Gefallenenzahlen. Aber die Zahlen können nicht ausdrücken, welch erschütternde Tragik sich in den Einzelfällen abgespielt hat. 

Wo geistig Minderbemittelte im Kampfeinsatz panisch, hilf- und orientierungslos unter Feindbeschuß standen, den sie weder verstanden noch entgehen konnten, weil ihre Intelligenz dafür nicht ausreichte.

(Ah ja, jetzt schließt sich der Bogen zu George W. Bush und Joe Biden)