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Sonntag, 3. Oktober 2021

Subtiles Versagen - Lächerlichkeit der Blinden - Weiterhin nur Bluff

Vorwurf: Mundus vult decipi. Die Welt will betrogen werden. Quae volumus, et credimus libenter - Was wir glauben wollen, das glauben wir. //Caesar// Weh allen, wenn alle beginnen, ihre Lügen zu glauben. Früher logen Hunderte oder Tausende, heute Milliarden. Welcher Qualität ist der global gewordene Sprachraum? - Sie werden das, was wirklich etwas anders macht, nicht akzeptieren. Scheitern an ihren Einstellungen. Denn sie haben die Ebene der Einstellungen und Weltanschauungen gewählt, und werden auf dieser aber nicht zur Lösung kommen. Sondern im Rationalismus ersticken. Nichts werden sie ändern, und nichts werden sie bewirken. Es fehlt ihnen die wahre Radikalität, die dem Sein gegenüber. Und wenn sie es auch bis aufs Blut bestreiten würden - alles ist eitel, was sie machen. Die Rede ist auch von Roland Düringer und Gunnar Kaiser.

Video Kaiser - Düringer
Lächerlichkeiten, ohne es zu merken sind die Folge. Man höre die Schilderung des Tötens von Tieren, von Schweinen, um exakt zu sein. Anstatt mannhaft zu sagen, was man tut - das Handwerk des Mannes: Gewalt, Tötung, Ordnung - geht es plötzlich um Leidvermeidung. Und das könne man, indem man das Tier nicht "merken lasse", daß es um sein Leben gehe. Als wäre der Tod kein objektives Faktum, dem sich das Sein - im seiend-seienden Schwein - zu stellen hat, und zwar in jedem Fall. Der Tod wird nicht "besser", "weniger leidvoll", wenn er hinterrücks oder "schnell" kommt. Das steht nämlich hinter solchen Gedanken, und es nimmt nicht wunder, daß sich beide solch einen Tod auch für sich wünschen. (Siehe Anmerkung*)

Aber welche Täuschungstänze sie darum herum aufführen. Indem man das Tier vorher mit dem Schlachtschußapparat spielen läßt etwa. Und dann, zack, ist es ausgeschaltet, das "Zentrum" zerstört, und das Tier ist tot. Nein, so ist es doch gar nicht! Das ist nur eine weiter vorangeschobene (oder zurück gedrängte) Vorstellung vom Tod. Der immer derselbe ist, ob er rasch geschieht oder schnell. 

Und das Tier wird auch in diesem Sekundenbruchteil, in dem es ausgeschaltet wird, alles erleben, was die wirkliche Verletzung ausmacht. Man ahnt es bei Geköpften Menschen, deren Gesichter schmerzverzerrt sind. (Siehe Anmerkung**)

Was nicht mehr heißt, als daß die Tierseele (die, weil kein Bewußtsein, sich nicht zu sich selbst verhalten, sich also nicht selbst in der Existenz halten kann, wie beim Menschen, wo etwas über dem Biologischen steht - dieses Ich überlebt eben!) von ihrer Mächtigkeit, Herrschaft getrennt wird, aber sie wird sich beim Tier nicht unähnlich wie beim Menschen in einem langsamen "Verwehen" der Seele abspielen. 

Sie diskutieren sogar noch mit ernsthaften Mienen, daß man dem Tier Lebensjahre "nur für unser Fleisch" raubt. Erwachsene Männer! Oder solche, die von sich behaupten, erwachsen zu sein. 

Es gibt die Künstler nicht, die sich nun kritisch meldeten, meinen sie. Herrschaften, sie würden sie nicht sehen, gäbe es sie. Sie würden die, die das haben, was die Herren monieren - eine wirkliche Alternative, einen wirklichen Vorausentwurf - nicht nur nicht erkennen, sondern sie lehnen sie apriori und nach wie vor ab. Das macht die wirkliche Trostlosigkeit dieses Teils der Bühne aus. Wo die stehen, die zwar BEHAUPTEN, ein anderes Leben zu wollen, also auch nicht diese "vorige Normalität", vor Corona, vor den Lockdowns, vor eineinhalb Jahren. Die aber lediglich eine andere Gestalt desselben wollen, das sie immer schon gelebt haben. 
Das Gesamtfeld Öffentlichkeit - der Bühne, die sich vom Feld der Kunst des Sterbens zum Feld der Todesflüchter gewandelt hat - ist von einem kommunalen Geist der Lüge, Täuschung und Verwirrung geprägt, der über die Felder rauscht und jeden mitreißt, der sich stellt. Und alle erfaßt, die dieses Feld betreten. Was wir sehen ist, daß ihm keiner mehr widerstehen kann: 
Er ergreift alle, die mit dem Anspruch, eine Rolle zu spielen, einen Part in dem Spiel einzunehmen, in die Schlacht ziehen, um einen Sieg einzufahren. Aber sie sind ausnahmslos nicht gerüstet, sodaß sie gnadenlos an den Schwachstellen ihrer Rüstung, die wie Lumpen an ihren Leibern hängen, getroffen und gefällt auf den Rasen sinken. Denn sie werden durch den Rechen des hart gemachten Gesichtes Gottes gemangelt, der sich als Herr und Herrscher über dem Horizont erhoben hat.
Die Änderung von Düringer vor fünfzehn Jahren habe ich seinerzeit recht zynisch kommentiert. Mit Recht. Düringer, so meine damalige Aussage sinngemäß, hat den Geist nicht für den Anspruch, den er nun formuliert. Und mit dem er zuerst einmal sein Publikum düpiert hat. Aber es ist ihm nur zum Teil davon gelaufen. Düringer bezeichnet es als "Reinigung des Publikums" (nicht von sich!), ein anderes habe diese Lücken wieder gefüllt, ein besseres (sic!), eines das seine Ansichten bestätige und selbst hegt. Im Kabarett?! Im Theater? Wo ist die Katharsis, wo die Formung? 

Einen Widerspruch, meint er, hat er nun ausgeschaltet: Daß das Publikum zu dem, was er an ihm eigentlich kritisiert, applaudieren. Was sonst? Man lobt ja auch den Masseur, der einem unter ungeheurem Schmerz den Wirbel einrenkt. Nun applaudiert es nur noch, weil es einen Echoraum vorfindet. Und Düringer auf der Bühne geht es ebenso. 

Diese ganze Szene der Covidkritiker - und auch ich habe ein paar Wochen gebraucht, um das vollumfänglich artikulieren weil rational durchschauen, zu können. Erst war da nur ein Unbehagen, gefühlt, unartikuliert - ist lediglich ein nächstes, subtileres Feld dessen, was sie expressis verbis kritisieren. Mit dem, was Düringer eben sagt: einem etwas "gereinigteren" Publikum, hat er das Theater verlassen und zu einem Gottesdienst umgestaltet. Dienst am Gott des liberalen Nihilismus, der vorher noch im Streite stand, nun aber offen als Götzenbild aufgerichtet ist. 

Es verwundert deshalb nicht, daß Düringer den Begriff "Freiheit" nicht definieren kann. Er sei ihm "zu verschwommen". Ja, ihm, richtig. Aber der Begriff selbst ist nicht verschwommen. Doch um ihn denken zu können braucht es eben andere Voraussetzungen. Im Nihilismus gibt es keine Freiheit, nur Verlorenheit. Freiheit ist grundsätzlicher Art, die sich erst dort (und immer nur in einer Situation) ermöglicht, wo der Grundentschluß des Bejahens des Seins radikal genug war. 

Damit kommen in der Unfähigkeit, sie zu ergreifen, sogar die furchtbaren Relativismen Düringers an die Oberfläche, wo er sich und allen schönredet: Daß der Schaden anderer an sich "GUT" wäre. Alleine diese Haltung zeigt, womit wir es zu tun haben. Daß genau das fehlt, was sie angeblich der Welt schenken wollen - Liebe. Ein (bleibender) Schaden anderer kann nie gut sein. Düringer hat sich zum Rattenfänger gewandelt, dessen Schalmeientöne die Kinder in die Weser folgen.

Wäre irgendwo eine Radikalität da, wirkliche Radikalität (radix=Wurzel), wäre auch die Angst, die entsteht, weit grundsätzlicher und schwererer Art als die, daß man vom Publikum nicht mehr geliebt wird, wie sie Düringer nachgeht. (Mit dem Trostpflaster, daß man auf einem dicken Sparbuch sitzt, das alles um ein Kleines erträglicher macht.) Dann steht man vor dem (möglichen) Nichts, der Insecuritas. Das hat er nie gewagt.

Dann heißt es, sich wirklich in die Hände des Seins, also Gottes, der das Sein ist, zu begeben. Wem liefert man sich aber aus, wenn es ihn nicht gibt, wenn man ihn nicht kennt? So verführerisch kann man da gar nicht reden (=denken).

Sich von dieser Welt zu trennen, und mit dem letzten Aushauchen, das die Worte trägt "In Deine Hände empfehle ich meinen Geist!" das Tor zum Leben zu öffnen. Das aber nur aus der freien Liebe Gottes kommt, ohne jeden technischen Mechanismus, und ohne Geschuldetheit. Denn wir sind es, die schulden. Wir sind die Kreditnehmer. Alle Gabe ist Barmherzigkeit und - Liebe.

Sodaß der erste Schritt von Düringer nicht einfach das "Umschwenken" wäre (weil sein müßte), sondern die Bitte um Vergebung für das, was er selbst - als er noch nicht "umgedacht" hatte - angerichtet hat. Und seither anrichtet. Mit Dingen, die nach wie vor laufen, und Herrn Düringer gutes Geld aufs Konto tragen. 

Aber das ist nicht zu erwarten. Und deshalb darf man ihn nicht ernst nehmen. Sein Wandel ist Täuschung und mutloses Zurückweichen.

Genau so wenig wahrhaftig, wie bei Herrn Gunnar Kaiser. Zwei Brüder im Geiste, die sich eben gefunden haben, weil sie voneinander nicht das wirklich Radikale fordern, das das Tor zum Leben erst auftäte: Das der Welt Sterben.

Die auf einem Berg von fernöstlichem Buddhismus-Verschnitt, esoterischem Wirrwarr (Düringer) und philosophischen Eitelkeiten (beide) voller Widersprüche und ohne ernsthafte Denkanstrengung (Kaiser) sitzen. Und die sich beide ein Fach gefunden haben, wo die Tarnung nur einen Schritt subtiler gestrickt ist, um die Eitelkeit im geliebten Außenseiterfach (wer ist heute nicht Außenseiter? jeder, der auf sich hält, jeder der den Ausweis herumzeigt, autonom zu sein - autonom! Wie Gott! Der Schaden des Einzelkindes. Übrigens, das über seine Umgebung gesiegt hat, weil nur er zur Welt kam) zu wahren. 

Sollen sich die beiden also ruhig weiter ihre Tips für besseres Verdauen geben. Was aber Kritik ist wird ihnen fernbleiben, weil sie den Gegenstand der Kritik gar nicht erreichen. Er bleibt aufgehoben für den Tag des Stehens vor der Ewigkeit, aufgeschoben wie bei fast allen heute. Aber vielleicht mit furchtbarerem Aufwachen als jene, denen sie es derzeit zynisch zuschreiben, die ihnen in die Weser gefolgt sind, weil sie das natürlichste taten, was zu tun war: Der Autorität zu vertrauen.