QR Verfilmung Gaslicht |
Das Stück "Gaslicht" von Patrick Hamilton, hier als Verfilmung einer Theateraufführung (in einer Produktion des Südfunk Stuttgart aus dem Jahre 1977; noch vor vierzig Jahren gab es noch jede Menge Theaterabfilmungen im Fernsehen, statt der von Hollywood zugekauften Spielfilme, welche Praxis erst so richtig ab dem Massen-Rechtekauf von Leo Kirch Anfang der 1980er einsetzte) mit Josef Meinrad, Erika Pluhar und Gustav Knuth, ist als Kriminalstück angelegt, das an den Horror grenzt, soweit Horror am Theater überhaupt darzustellen ist.
Was schon viel über den Horror als Genre aussagt. Aber darum soll es uns nicht gehen. Denn das Stück behandelt über alle Unterhaltung hinaus ein im Einzelfall viel tieferes Problem der Zwischenmenschlichkeit.
Im Einzelfall deshalb, weil das "Gaslichten/gaslighting" wie jeder Psychologismus (ja wie so viele Begriffe überhaupt) aus einem Vorbeifließen des Lebens nur einen flüchtigen Ausschnitt herausgreift. Der erst beim und durch das zugleich definierende Hinschauen - die sogenannte Evidenz weiß im Voraus, was dann "abgeleitet" wird - zu einem Ding gerinnt und letztlich erstarrt.
Ein Ding, das es gibt, und doch wiederum nicht gibt. Schon ein gaslighting selbst zu sehen kann damit bereits ein seelisches Problem bedeuten, das dann durch die Realität angeblich gefunden wird. Auch wenn es ein Gaslichten sehr wohl geben kann. Und gibt. Nicht nur das. Wir befinden uns in einem riesigen Gaslichter-Versuch, der globale Ausmaße angenommen hat. Aber gehen wir es langsam an.
Was mit Gaslighting (direkt und etwas plump mit "Gaslicht" übersetzt, denn das Dimmen der Beleuchtung ist im Film mit Bette Davies, wo es erstmals vorkam, als Methode der Täuschung eingesetzt worden: Es ist dunkel. Was? Das Licht ist doch ganz normal?) gemeint ist, haben wir hier bereits behandelt.
Diesmal wollen wir aber sogar ein wenig vor dem Begriff warnen, wie vor nahezu jedem der Begriffe gewarnt werden muß, die häufige Verwendung finden, aber nur beitragen, das Seelenleben zu bannen, erstarren zu lassen weil zu einem Konstrukt zu machen, dessen Fragilität in progressivem Voranschreiten zunimmt. Bis es zu jenem völligen Zerstören der Zwischenmenschlichkeit führt. In der jede Begegnung zur Bedrohung wird, weil in irgendwelchen Punkten diesen vorgeblichen "Pathologien" entspricht. In dem Fall wird alles zum "Gaslicht(en)". Benutzt darin die Tatsache, daß die Wahrnehmung in vollem Ausmaß vom Wort abhängt, dieses Wort zu errichten (aussprechen, bilden) aber ein sittlicher Akt ist. Also auch vom Vertrauen abhängt, daß das andere, der andere, der zur Allgemeinheit wird, in dem Maß wahr spricht, als er es selber sittlich vermag (weil will).
Täuschung gelingt damit aber auch umso leichter, als die Charakteristik des Gaslichtens (gaslighting) einen recht geläufigen Prozeß adressiert. Der in den großen Rahmen gehört, in dem jeder Mensch die Aufgabe hat, die Wahrheit in die Welt hinaus darzustellen, also "offensiv" die Wahrheit zu repräsentieren. Nun ist der Mensch aber ein gefährlich Ding, neigt zur Sünde, zum Verfehlen, und dieses Fehlen wird vor dem "Anderen", dem "Allgemeinen", verleugnet. An Stelle des Geschehens wird ein anderes, lediglich behauptetes gesetzt. Und der andere - die Allgemeinheit - wird dazu verführt (wenn nicht gezwungen), sein eigenes Wahrnehmen zu hinterfragen.
In dem Stück ist diese Methodik recht gut erkennbar. Sie wird etwa so vorgestellt: Ein Bild, das erst da war, ist plötzlich weg. Nachdem es aber niemand abgenommen haben kann, kann nur die Zielperson sein Vorhandensein erfaßt haben - und abgenommen haben. Die das zwar bestreitet weil nicht wahr, über kurz oder lang - mit einer Reihe nächster solcher "Vorkommnisse" - aber zu dem Punkt kommen kann zu meinen, daß sie der eigenen Urteilskraft nicht mehr vertrauen kann. Weil etwas "glaubt", das den übereinstimmenden (damit als wahr "bewiesenen") Aussagen der Mitwelt nach nicht so war.
Denn wenn alle sagen, daß etwas so und so gewesen sein muß, man selbst sich aber nicht (oder anders) daran erinnert, muß es sich wohl so verhalten, muß man selbst sich also täuschen. Dann aber ist man nicht mehr Herr über sich selbst, und muß sich im Urteil über die Welt oder über sich selbst die Autorität und Führung an die anderen übertragen. Das Pathologische ist also nicht das Geschehen selbst. Das ist normal, und auf das Urteil anderer zu hören kann meist nur klug sein, weil Gott im anderen begegnet.
Gaslichten/gaslighten KANN also eine Gefahr sein. Es aber zu leicht zu diagnostizieren wirkt sich auf die eigene Seele verheerend aus. Weil sie diese in sich einschließt, und damit von Gott, seiner Vorsehung und seiner Gnade fernhält. Ja es kann sogar sein, daß (unberechtigt) ein Gaslichten zu sehen zu meinen bereits die Krankheit selbst ist. Denn in den meisten Fällen ist das Feststellen, daß die Sichtweise des anderen wahr(er) ist als die eigene, auch tatsächlich wahr. Gerade sich selbst gegenüber ist man nämlich am leichtesten blind. Das Auge sieht das andere, alles im Menschen ist auf ein anderes, ja auf die Autorität Gottes ausgerichtet. Das Auge (wie der Mensch) sich selbst erst, wenn es krank ist.
Das Pathologische, Gefährliche liegt in jedem Fall in den Folgen einer Diskrepanz zwischen eigenem Urteil und dem der Mitwelt. Darin liegt sogar das Geheimnis jener praktischen Wahrheit, die da heißt, daß etwas nur ausreichend lang behauptet werden muß, damit der andere zumindest an sich selbst zu zweifeln beginnt. Sein Handeln und Urteilen damit schwächer, weniger sicher wird.
Eva versuchte es das erste Mal, als sie ihren Ungehorsam (die Sünde) zu vertuschen suchte. Indem sie sowohl Adam, vor allem aber Gott Gaslichten, ihr Handeln als "natürlich" und keineswegs sündig-ungehorsam darstellen wollte. "Die Schlange hat es mir gegeben."
Was an die Natur der Sünde anschließt: Sünde ist NIE ein Verhalten der (gesamten) Natur gemäß, sondern immer ein Verhalten CONTRA naturam. Der Mensch, der mehr sieht als nur einen auf momentanes Interesse eingeschränkten Weltkreis (wie das Tier), der also auf die ganze Welt ausgerichtet ist, muß sich zum Handeln stellen. Es ist nicht - anders als beim Tier - "immer gut". Der Mensch muß dazu urteilen, und das heißt für ihn: Die Vernunft gebrauchen.
Das heißt beim Menschen: Ein Verhalten gemäß der geistigen Ordnung der gesamten Schöpfung (Sinn/logos) wählen. Nur so kann er ein Verhalten gegen den Sinn, gegen ein Ganzes, das in sich durch Gehorsam besteht, weil ein Ding sich vom anderen nährt, vermeiden. Er kann sich nicht unbedingt auf das andere "verlassen", er hat zuerst die geistige Ordnung zu wahren, und an ihr sein leibliches, materiales Sein auszurichten, es von der Wahrheit durchdrungen halten bzw. (in der vererbten Sündlichkeit) immer wieder neu durchdringen zu lassen.
Satan versucht aber genau darin zu täuschen: Indem er versucht, einen Akt des Ungehorsams gegen den Sinn (logos) als wirklichen Akt der Natur, also gottgewollt (oder gottgefügt) darzustellen. Als sei Gott mit seinen Geboten einfach einmal ein kleiner Fehler unterlaufen. (Die Dekadenz der Gegenwart ist immer in einer angeblichen "Natürlichkeit" begründet.)
Dazu muß man nicht in die Welt der großen Dinge wandern. Jedes Kind, das sein Naschen verbergen möchte, versucht seine Umwelt dem Vergehen anzupassen, um seine Tat nicht eingestehen zu müssen.
Weil es sich in der Vergebungsbitte (als Notwendigkeit der Zugehörigkeit zum "Menschsein") der Macht des Verzeihens der anderen - in der Sünde hat die Umgebungswelt plötzlich die Macht, einen aus dem eigenen Lebensfluidum, der Gemeinschaft, "auszustoßen" - ausliefert. Seine Eigenmächtigkeit (diese erste Anähnlichung an Gott, die totale Selbstmacht, die beim Menschen aber nur im Gehorsam besteht, nicht in der Selbstermächtigung, weil ähnlich auch Gott selbst zu sein) offen verliert, damit verwundbar ist. "Nein, ich hab' es nicht gegessen. Das war schon so, wie ich gekommen bin!"
Als sei den Eltern, die das Naschen entdeckten, ein Fehler im Zählen der Pralinen unterlaufen.
Das Geschilderte ist aber keineswegs eine Übung für den Schreibtisch. Es ist eine dermaßen weit verbreitete Praxis (geworden), daß wir alle in großer Gefahr stehen. Konkret mit dem, was wir von globalen Vorgängen zu halten haben, und was nicht, und wie sich diese auf unsere direkte Umgebung auswirken. Hier geschehen Gaslicht-Vorgänge in einem globalen Maßstab. Uns wird ein Geschehen vorgestellt, das wir selbst nicht wahrnehmen können, weil es unserem Maßstab nach nicht geschieht.
Aber die Autoritäten, die "anderen", die erdrückende Allgemeinheit - die die direkteste Analogie zur Wahrheit ist, die alles umgibt, alles durchtränkt, alles strukturiert, und die Ordnung der Welt bedeutet, ohne die alles in Tod und Chaos fällt - sagt (hier unter Bezug auf eine stellvertretende Darstellung "der Wissenschaft") daß wir in einem riesigen Geschehen stehen, das existentielle Bedeutung hat. So existentiell, daß alles andere diesen Fragen unterzuordnen ist.
Wie bei CORONA/Covid19, wie bei der "menschengemachten Klimakatastrophe".
Morgen Teil 2) Das Normale und Gesunde wird zum Kranken, das Schöne zum Häßlichen. Was die Welt ist, kann uns dann nur noch der andere sagen.