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Freitag, 8. Oktober 2021

Ein nächstes Pferd vor Troja (5)

Dafür haben wir noch einen ganz besonderen Blick auf das Ruanda der Gegenwart. Denn Ruanda 1994 = Deutschland 1945. - Aber noch einen Blick wollen wir tun. Den in die Gegenwart von Ruanda, den seiner Geschichte NACH den furchtbaren Ereignissen von 1994. Nicht nur durch fremde Truppen, sondern durch internationalen Druck, den eine gewaltsam von Tutsi aufgerichtete "Befriedungsdiktatur" realisiert hat.
 
Aber die Zukunft der Hutu ist schwer von Schuld belastet. Sodaß - ganz ähnlich wie Deutschland nach 1945 - die Hutu jedes Recht für alle absehbare Zukunft verspielt haben. Sie sind nun die, die prinzipiell immer im Unrecht sind. Sie sind die, die stumm zu sein haben. Die Zukunft wird von dem Volk gestaltet, das einst ins Land gekommen ist, sich assimilierte (siehe Einschub³) - und heute endgültig das Ruder übernommen hat.
Als die Hutu sich wehrten weil "ihr" Land auch selbst bestimmen wollten, haben sie das Gegenteil von dem erreicht, was sie ursprünglich wollten. Denn Sie haben die falschen Mittel angewandt. Sie haben das Land zu reinigen versucht. 
Auch das, das ihnen heute gar nicht mehr gehört, das ihnen längst aus der Hand genommen war. Aber nun waren sie in einen Staat gezwungen. In dem viel Land der Väter durch zu langes Zusehen und Dulden der Einwanderung der (technisch und organisatorisch überlegenen) Hirtenvölker aus dem Norden, und dann durch die (technisch und organisatorisch überlegenen) Kolonialisten verloren gegangen war. Das hätten sie akzeptieren müssen.
Dieses Land, das heute endgültig und per Mythos einzementiert von Nicht-Hutus gesteuert wird, stellt sich heute extrem und radikal "modernisiert" vor. Die vereinigten Sabberlappen der Gegenwart sprechen sogar von einem Vorzeigeland Afrikas.
Ein paar Eckdaten? Kein Land in Afrika hat so viele Frauen in Führungspositionen der Politik, ist so "gleichberechtigt". Die Rohstoffe werden endlich professionell ausgebeutet - und das heißt wohl: exportiert, geschürft durch ausländische Gesellschaften, und in engem Anschluß an die Rohstoffausbeutung im Osten von Kongo, wo so mancher Kobold gefangen wird, wie wir gehört haben. 

Dieser Osten des Kongo ist seit je politisches Einflußgebiet von Ruanda. Denn er ist Teil des traditionellen Siedlungsraumes der Hutu, die ihr Erbland, das immer stämmisch, nie staatlich organisiert, also leichte Beute für "staats-bezogene" Immigranten war, nun in die Hände eines Staates gelegt haben, der ihnen nicht mehr gehört. Was will ein mit millionenfacher Blutschuld beladenes Volk noch für Rechte haben, also auf einen Rechtsstaat vertrauen? Mehr wie Gnade kann das doch nicht mehr sein. (Ein Pendulum, das hier also in Bewegung kam. Denn aus angenommener, durchgetragener Verdemütigung wird eines Tages wieder Größe.)
Das Wirtschaftswachstum ist dafür seit zehn, zwanzig Jahren einzigartig hoch in Afrika. Alles wird modern, das Bildungssystem "vorbildlich". Nur die Regierung ist diktatorisch, und sieht sich als "Erziehungs- und Entwicklungsdiktatur," die es auch versteht, jede Opposition niederzuhalten, unter anderem durch Einschränkung der Pressefreiheit.
Und in einer Art Ein-Parteien-Regime durch eine "patriotische Einheitsfront" regiert. Wir wissen ja spätestens seit Klimacorona, daß das, wenn es dem Guten dient, durchaus eine erfrischende Abwechslung zur Demokratie sein kann. 
Worauf offiziell zu kommen natürlich strikt verboten ist. Wir dürfen nicht vergessen, daß einem konstruktivistischen Menschenbild auch die Furcht vor der Wahrheit immanent ist. 
Dem Gottgleichen Menschen, der wir - vorgeblich, aber zum Teil unseres bereits von Wahn durchtränkten sozio-kulturellen Erbe geworden - sind, ist jede göttliche Eigenschaft eigen. Also auch das "In principio erat verbum, et verbum erat apud Deum, et Deus verbum erat." Der Mensch als aus sich schaffendes Wesen. 
Wenn aber menschliches Wort Welt schafft, dann haben wir mit jedem Wort den möglichen Salat angerichtet. Und dann haben wir uns vor jedem Wort zu fürchten, das die Decke des Gegenwartsnebels durchstoßen könnte. Dann ist die Bekämpfung des anderen Pflicht jenes Gottes, der wir sind.
Was dem Land gut tut, ist auch für alle gut? Mir zumindest kommt das Geschehen in Ruanda seit 1993 aber noch aus einem anderen Aspekt bekannt vor - als nächstes Beispiel für die Vorgehensweise einer weltweiten Diktatur des Geldes. In dem allen voran der IWF (mit Instrumenten analog jenen der UNO) die Interessen global agierender Oligarchie durchgesetzt hat. 
Die als Wiederaufbauhilfe daherkommt. Wie oft haben wir das nicht schon gehört? Und wie oft hören wir das noch? Irak. Afghanistan. Jugoslawien bzw. Balkan nach 1992ff. DDR. Haiti. Kuba. Nicht zuletzt: Deutschland und Europa nach 1945. Aber nach einer Zerstörung wird das Regime seiner Wahl installiert hat, das mit hohen Krediten ein 12,5 Millionen-Volk ins westliche Elysium geschossen hat.
Sodaß Ruanda heute erfolgreich in dieses System des Westizismus, des liberalen Kapitalismus eingegliedert ist. Es wäre deshalb sehr sehr verwunderlich, wenn nicht über kurz oder lang extreme Korruption ans Tageslicht käme. 
Weil ein wehrlos gewordenes Volk der Hutu nun ins Sklaventum geglitten ist, und in Schuldgebärde schweigend zu tragen hat, was ihm der große Richter auferlegt.
Kann das froh machen? Ist DAS das Eingreifen Gottes, als das Immaculée Ilibagiza in "Aschenblüte" ihr Erleben und ihre Geschichte mit Gott schildert? Ich habe ernsthafte Zweifel. Amerikanismus wäre ein trefflicheres Wort dafür.