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Donnerstag, 28. Oktober 2021

Auch ein begrüntes Straflager ist keine Sommerwiese (1)

Weil Leser T schrieb und eine Frage stellte, die vielleicht auch anderen in einem Kämmerchen ihres Herzens herumspukt, noch einmal eine Replik auf Australien und das Thema, das dort eigentlich berührt war. Berührt, weil ich hier Australien als "Strafkolonie" bezeichnet hatte. Ob das nicht ein bißchen übertrieben, blutleer sei. Australien sei doch ein hochmoderner Staat, demokratisch, und nur, weil es jetzt in der Covid-Geschichte "ein wenig überzieht", könne man doch nicht so tun, als hätte sich der Charakter des Landes nicht geändert. T verwies auf einige Australier, die er persönlich kenne, und sogar im Gegenteil "sehr freidenkerische Menschen" seien, die sich kein Blatt vor den Mund nähmen.

Mich hat das nachdenklich, und dann fast ein wenig besorgt gemacht. Nicht nur, weil es in diesem scheinbar modernen, kapitalistischen, reichen, freiheitlich lebenden Australien einige weitere Merkmale gibt, die auf einen Staat deuten, der in seinem Gestus dazu neigt, zu diktieren. Und seine Bürger so zu behandeln, wie man eben nur Häftlinge behandelt. Man denke an die "Energiewende", wo Australien seine aus Rohstoffen geschöpften Gelder mit einer kaum zu glaubenden "Großzügigkeit" in Speicherlösungen verpulvert hat, die nur Kopfschütteln hinterlassen. 

In einem Land, das in diesem Bereich noch zahlreiche weitere Absurditäten geliefert hat, sodaß regelmäßige und großflächige Stromausfälle keine Seltenheit mehr sind. "Aber der Mann von Welt genießt - und schweigt." Wozu es nicht unbequem ist, auch die Medien zu besitzen. 

Apropos Medien. Man denke an die australische Behandlung von Opponenten zu grünen Thesen, die eine ideologische Ausrichtung der hohen Politik zeigen, die wir zwar auch bei uns kennen, die in dieser Unmittelbarkeit und Deutlichkeit aber doch etwas verblüfft.

Stichwort "Great Barrier - Das große Korallenriff" vor der Ostküste. Das wie ein Globalhygrometer gehandelt wird und den ökologischen Zustand der Erde anzeigen soll. Was ganz seriöse Studien, die einfach das berücksichtigen, was Korallen sind: Lebewesen, die auch Zyklen und Eigenveränderungen unterliegen, sehr handfest bestreiten und widerlegen. Wir haben hier über einen Wissenschaftler berichtet, der kurz davorstand, ins Gefängnis zu wandern, und seine Anstellung an der Universität nur mit jahrelangen Prozessen verteidigen konnte.

Und auch sonst gibt es einige Denkwürdigkeiten. Wie die Handhabe der Reise- und Bewegungsbeschränkungen, die eine beeindruckende Leichtigkeit der Politik anzeigt, mit den 25 Millionen Australiern zu willküren. Oder an Geschichten über "Outings" von Cricketspielern (vor Jahren haben wir hier berichtet), die nach political incorrecten Äußerungen nur den Interessen des Vereinsinvestors zu verdanken haben, daß sie den Ball nach wie vor in jene populären Höhen dreschen können, die ihnen zugeschrieben werden. Oder an die Pressemachinationen eines Herrn Murdoch, auch das ein Australier, die sich in den hochsensiblen Medienbereich gewagt hat, und ein Zeitungs- und Fernsehimperium aufgebaut hat, das erstmals das Thema der Medienkonzentration auf den Frühstückstisch gebracht hat. Murdoch endete bekanntlich seltsamst, er verschwand einfach von seiner Yacht, wohin und warum weiß keiner.

Es ließen sich also und mit Sicherheit bei näherem Studium eine Menge weitere Indizien liefern - sogar ich kenne Australier, wenn auch nur über Korrespondenzen - die folgende These unterstützen: Daß die australische Freiheit ein dünnes Häubchen auf einer Sägespäntorte ist, die den Stacheldraht der Straflager lediglich zum Zuckerdekor erklärt, der sich im Kontakt rasch zu dem zurückverwandelt, was er ist: Stacheldraht. 

Und ich habe persönlich immer ein wenig den Eindruck gewonnen, daß Australier eine etwas "leise" Stimme haben, und zwar ganz konkret, im persönlichen "greifbaren" Umgang, und ganz konkret hörbar. Als würden sie ihre Ansichten (die, ja, eine gewisse Tendenz zum "Freidenken" zeigen, das stimmt) nur mit jener dünnen, brüchigen Stimme vortragen, die Personen haben, die darum wissen, daß sie sofort wieder ins Lager wandern können, wenn sie sich nicht richtig benehmen. 

Darüber nachzudenken, worin das begründet sein könnte, darüber ein Bild über diesen Subkontinent anzufertigen, der in diesen Jahrzehnten immer mehr zu einem strategischen Schlüsselposten des Ringens um Weltdominanz zwischen China und den USA/Angloamerikanischer Raum (man sollte das Commonwealth als Realität nicht unterschätzen!) geworden ist, das ihn viel zu wichtig macht, um seinen Bürgern WIRKLICH freie Lebensentfaltung zu gewähren. 

Schauen Sie sich die Weltkarte an, werter Leser, und sagen Sie dann noch ich übertreibe, wenn man Australien wie eine Plattform der Weltherrschaft sieht, mit Seeanschluß (und das wird immer das Zentralkriterium dafür bleiben, allen Neue-Seidenstraße-Projekten zum Trotz) nach allen Seiten, mit Schlagdistanz zum chinesischen Raum, was Landstreitkräfte und Flugzeuge anbelangt. Der Rote Felsen wirkt wie ein Thron, dessen Herr nur gerade mal auf einen Hamburger gegangen ist, von dem aus auch der kapitalistische Zentralnervenknoten das nach wie vor englisch-geprägte Singapur (das Hongkong ablöst) oder Malaysia wie ein Lehensnehmer wirkt. Dem nicht China, sondern Indonesien mehr und mehr die lange Nase zeigt; auf diesen Konflikt darf man noch gespannt sein.

Das entscheidende Argument kommt aber erst jetzt. Nachdem wir einmal alles abgegrast haben, was sonst noch vor der Türe wächst. Aber DIE Türe zum Grundcharakter Australiens als Sträflingskolonie hat ihre Angeln woanders. Nämlich im Wesen der Dinge dieser Welt überhaupt. 

Daß wir das nicht mehr sehen, daß solche Überlegungen heute fast verschwunden sind, oder wie seltene Früchte gehandelt werden, die - eiderdautz - dann und wann doch mit einem "schrägen" Büchlein die Bestsellerlisten der New York Times (die uns bekanntlich sagen, wo der Bartel den Most herholt) überrennt. Und als Exot von Talk Show zu Talk Show gereicht wird, bis von der Seriosität dieser Sichtweisen auch der letzte Rest getilgt ist. Denn auf Teleologie umzuschalten würde die Paradigmen der gesamten Welt - man muß es schon so nennen - vom Kopf auf die Füße stellen. 

Es geht darin um die Tatsache, daß die Dinge nicht "von unten heraus" wie ein Legehaus "entstehen", und immer nur "das sind", was sie "gerade sind". (Was man dann "Evidenzbasis" nennt, welche Erklärung verdient hätte, endlich, endlich! zum Deppenausweis des Jahrtausends erklärt zu werden.) Sodaß "wirklich" dann nur ist, wenn man alles wie einen Fetzenhaufen in die Ecke wirfft, und dann im ins Nichts zurücksinkenden Material nach desssen "Eigenschaften" sucht und seltsamerweise nur Verfall findet. (Siehe Anmerkung*

Sondern die die Dinge, die Welt, die Schöpfung anders sieht. Als Schöpfung - was zuerst einmal bedeutet, daß die Dinge nicht und nie "ex nihilo" "von/aus sich selbst" werden können ("Ex nihil nihil fit. - Aus Nichts wird nichts.") Sondern tatsächlich durch einen fremden, anderen Willen ins Dasein gerufen werden. Per Wort. Per Idee. Per ... BILD.

Zu einer Welt, in der die Idee allen Dingen vorausgeht, ja nicht nur das, weil nicht einmal nur "begleitet". Sondern wo die Idee jene Karotte vor der Nase aller Dinge ist, nach der sie streben. Und zwar so naturnotwendig und selbstverständlich, daß sie in dem Augenblick, wo sie ihre Bewegung NICHT mehr auf dieses ihnen vorausliegende Ziel ausrichten, nicht jeden Augenblick ihres Daseins in dieser Spannung zum Ideal liegen, buchstäblich vergehen und verschwinden. Denn Existieren ist kein Dauerzustand, der einmal erreicht bleibt. Es ist ein actu, es ist ein Zustand, der - wie die Freiheit! - nur dann überhaupt ISSET, sobald und solange er im Zustand des Ausstreckens danach besteht.

Ein Paradoxon, weil das Leben ein Paradoxon ist: Der Krebs lebt, weil und solange er aus seinem Panzer raus will, den er doch mit jedem Atemzug - WEIL er NUR SO lebt (=Wesen) - weiter baut. Erst der tote Krebs, der nun verwest und in dieser Auflösung auf dem Weg zur Ur-Materia ist, aus der dann ein Mauergecko seine Gestalt baut, erst der will nicht mehr raus.

Morgen Teil 2) Warum heute allgemein geglaubt wird, daß es alles für alle und überall gibt. Und warum das alles nichts ist. Aus einem Kohlenkeller wird aber niemals ein Barockschlössel - so gut Sie ihn auch gießen. Und: Zum Archetyp China et al.


*280921*