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Samstag, 16. Oktober 2021

Gedankensplitter (1341)

"In liberalen Gesellschaften ist der Anteil von Soziopathen sehr hoch, und er steigt mit ihrer Fortdauer."

Martha Stout in "The Sociopath Next Door"

Deshalb sind die westlichen Gesellschaften, die sämtlich die Trennung von Kirche und Staat - als Forthalten von Gott gesehen, was es auch ist - der sicherste Weg zur geistigen Erkrankung ihrer Gesellschaften. Und zwar bis in ihre kleinsten Verästelungen hinein, wo überall das Fernhalten von Gott als richtig und notwendig angesehen wird. Die daraus vermeintlich erzielte "Objektivität" ist die Invertierung des Geistes und seine Degradation auf einen in sich geschlossenen Kreis des Rationalismus, und führt zwangsläufig zur geistigen Verwirrung. Denn nur Gott kann aus dem "Gefängnis Ich" herausführen, nur die Gnade Gottes kann dessen Mauern (von außen her) durchbrechen, und an die wirkliche Wirklichkeit, an das Leben und seine Quelle selbst, anschließen. Ja, das ist die Definition von Gnade.

Es gibt eine Objektivität, es gibt sogar nur eine Objektivität, und die ist das Sehen der Welt aus dem Geiste Gottes heraus, aus der lebendigen Wahrheit heraus. Lebendig heißt, daß sie die Frucht einer Beziehung ist, kein auf Technik umzubrechendes Geschehen. ABER bedingt, das heißt: Von Bedingungen abhängig. Diese (weltlichen, persönlichen) Bedingungen und Geneigtheiten können den Eintritt Gottes in die menschliche Geschichte nicht machen, aber sie sind Voraussetzung.

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Ein sehr anregendes Gespräch, das da kürzlich zwischen Peter Helland und David Wemhoff stattgefunden hat.  In dem es eigentlich einmal um Inter Mirifica geht. Es war das erste herausgegebene, aber es ist eines der vergessensten Dokumente des Zweiten Vatikanums, das sich im Reigen dieser Dokumente als einziges sogar im Rang einer verbindlichen Verkündigung befindet. Es behandelt den Umgang mit den social media. Dabei war das Konzil erstmals von einer Medienpräsenz geprägt, die schon damals ihre Problematik aufzeigte: Die Mediendiskussion mischte sich in die aktuellen Diskussionen ein, und schoben sich für die Menschen sogar oft genug vor diese.

Es hätte gutgetan, das Dokument selbst ernst zu nehmen. Denn weil die darin festgehaltenen Kriterien des rechten Umgangs mit Medien nicht berücksichtigt wurden sind die social media zu einem Instrument geworden, das die geistige Krankheit der Gesellschaft fördert! Im Namen der Freiheit werden die Menschen buchstäblich verrückt gemacht. 

Inter Mirifica fordert aber, daß die Hirten der Kirche die Menschen leiten und durch die Medien führen. 

Denn der Umgang mit den Medien, wie er stattfand und stattfindet, zerstört das Wesen jeder Information - die Autorität, die hierarchische Struktur. Als gäbe es eine Wahrheit, die "aus sich" oder "aus dem richtigen Denken" heraus notwendig folgte, Hauptsache "Freiheit", verstanden als Einmischungsverbot. Die Folgen daraus haben die Kirche aber förmlich überrollt.

Diese nun aufbrechende (in den USA übrigens per Gerichtskampf von Flynn, dem Besitzer des "Hustler", durchgefochten - ab nun war auch Pornographie "freie Meinungsäußerung", und sie prosperierte "endlich", lief nun auch über, nicht nur unter dem Ladentisch) Form völlig schrankenloser "Meinungsfreiheit", einer sich als liberal definierenden Gesellschaft, die sich (angeblich) aus dem Disput aufbaut, ist ein Gedanke der Aufklärung, die an sich schon ein Programm zur Geisteskrankheit war: Wegen ihrer Abwendung von Gott als UNBEDINGT NOTWENDIGES Kriterium der Wahrheit und des Denkens, welch letzteres zuerst ein sittlicher Akt ist, und KEINE logische Operation, im Gegenteil: Nur Sittlichkeit vermag logisches Denken zu ermöglichen.

QR David Wemhoff

Auch in der Kirche. Die jüngsten Reaktionen der "traditionalistischen Kreise" auf Traditionis Custodes zeigen das, und beweisen selbst, wie notwendig das Dokument gewesen ist. Denn längst hat sich ein Geist etabliert, in dem die Kirche - wie in der Reformation, wie bei Luther - nicht mehr akzeptiert wird. Wo es heißt, daß die Kirche nach dem Zweiten Vatikanum nicht mehr die eine heilige Kirche sei, daß es einen Bruch gegeben hat, weshalb nur VOR dem Konzil an die Tradition anzuknüpfen sei. 

Als hätte die Kirche plötzlich KEINEN Heiligen Geist mehr, als wäre sie plötzlich (als Ganzes!) NICHT MEHR unüberwindbar von den Mächten der Hölle. Müßte da nicht viel häufiger die Frage gestellt werden, ob sich in solchen Kreisen nicht ein falsches Verständnis, ja ein Nicht-Begreifen der Kirche etabliert hat, die bedenkenlos ins Schisma marschieren und sich selbst als Papst sehen?

Das Chaos in dieser "Szene" rund um das Missale von 1962 ist kaum noch faßbar. Hier hätte schon längst Ordnung hergestellt werden müssen. Mit Traditionis Custodes ist die Anbindung an die Lokalkirche hergestellt worden, ein höchst notwendiger Schritt, weil er das Wesen der Kirche betrifft. Die nur über ihre offizielle Autorität die Einheit gewahrt hält, und damit die Wahrheit als das Blut, das sie durchpulst. Man kann doch nicht sagen, daß der Novo Ordo die Heiligkeit nicht fördere.

By the way: Wo waren die Horden von Heiligen VOR dem Zweiten Vatikanum? Gerade in dieser Zeit, den 1950ern, 1960ern, ist noch dazu der Kulturkampf im Westen VERLOREN GEGANGEN. Sollte das nicht zu denken geben? Wenn die Mißbrauchsskandale doch eines gezeigt haben, dann doch, daß der Zahn schon lange hohl und faul war. Sie haben den Feinden der Kirche selbst die massivste Munition geliefert.

Die Messe - egal in welcher Form - ist keine Ideologie, wird aber oft genug dazu gemacht. Aber die Alte Messe, so schön sie auch sein kann (ich unterstelle, daß es nicht zufällig geschieht, daß Wemhoff die "dazu passende Kirche" erwähnt; zweimal; Anm.) ist doch kein Beweis, daß das Zweite Vatikanum häretisch war und abzulehnen ist. Natürlich gibt es den Irrsinn wie ihn ein P. James Martin repräsentiert, der die Kirche mit der LGBT-Ideologie in die Hand der Plutokraten geben will, und sich auf den "Geist des Zweiten Vatikanums" beruft. 

Morgen Teil 2) Der Amerikanismus hat aber einen Todfeind: Den Vater. Und Afghanistan.


*220921*