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Mittwoch, 3. Juli 2013

Das Ganze ist mehr (2)

Teil 2) Was das mit ADHS zu tun hat




*Diese Grunderkenntnis hat Auswirkungen in jeden Lebensbereich hinein, wo sie als Struktur der Vorgänge wiederzufinden ist. Man nehme die Schule: Es ist maßgebend, ob vom Lernenden dem zu Lernenden Aufmerksamkeit - Bedeutung - beigemessen wird, oder nicht. In dem Maß wird es aufgenommen. Nur ist diese Bedeutung nicht aus dem Lerngegenstand selbst erfahrbar, sondern aus der Gesamtordnung, in der sich der Lernende befindet, sprich: in seiner Identität, die ihn als Ordnungsbild des Selbst in den Beziehungen zur Außenwelt bestimmt. Aus ihr ergibt sich die Bedeutung des Lerngegenstandes. Und zwar völlig unabhängig von allen Talentfragen! Weil auch Talent erst im Rahmen einer Identität, eines Ordnungsbildes Sinn ergibt, erst aus diesem Sinn heraus erfüllt werden kann.

Aber diese Identität ergibt sich weiters nicht aus dem Menschen "für sich". Denn was ein Mensch "aus sich" ist, das weiß er gar nicht, weil es gar nicht bestimmbar ist - wenn er sich nicht als Faktor in einer Ordnung erfährt. Erst daraus wird ihm die Bedeutung seiner Existenz (bis hinein in z. B. Talente) klar, daraus erst erhält alles was in ihm ist Bedeutung. Die heutige Pädagogik, die meint, der Mensch müsse, ja könne überhaupt sich selbst seinen Platz in der Welt suchen, ist also eine unglaubliche Dummheit, die die Menschen ins Nichts wirft bzw. sie dem Zufallsplatz überläßt, in den sie sich irgendwann denn doch eingefügt erfahren.  

Denn es gibt auch keine "Talente" - auch sie erhalten ihre Gestalt "als Talente" erst aus der Bedeutung, die sie aus dem Ganzen des Menschen erhalten. Bleibt diese Bestimmung der Bedeutung aus, wird ihre Entwicklung völlig zufällig und für den Menschen überhaupt aussagelos, verleitet aus verschiedenen psychologischen Konstellationen heraus aber zu völliger Fehleinschätzung von zu gehenden Wegen.*

Auf das ADHS-Syndrom angewandt erklärt sich dieses selbst schon als unweigerliche Folge fehlender Determination, fehlender Identität, die nämlich gegeben wird. ADHS ist ein Symptom des Ordnungszerfalls. Dem Menschen fehlt darin die Fähigkeit, sinnliche Eindrücke zu ordnen, zu werten, zu beurteilen, weil er selber innerlich ungeordnet ist. Also ist er allem gegenüber zufällig aufmerksam oder nicht, und verliert sich im Peripheren.

Es gibt deshalb gar keine "Therapie gegen ADHS", denn diese ist eine konkrete Erscheinung einer Kulturauflösung. Denn kein Einzelner gibt sich Identität, er definiert sich im Rahmen des Ganzen, in dem er steckt. Insofern hat es (bei Kindern) tatsächlich mit der Lebensweise der Eltern zu tun. 

Eine Kultur, die diese Prägung verweigert, durch Auflösung aller Ordnungen und Hierarchien und Autoritäten, wirft ihre Menschen als Kinder und Pubertierende ins Leben hinaus. Sodaß es fraglich bleibt, ob sie überhaupt genug Lebenszeit haben, um an jenen Punkt zu gelangen, an dem vor 100 oder 200 Jahren jeder bereits mit 18 Jahren war: schöpferisch das Leben in Angriff zu nehmen.

Damit hängt eng zusammen, daß unsere gesellschaftliche Praxis ("Sozialstaat") längst darauf abzielt, die Lebensvollzüge selbst als Spiel zu definieren, das jederzeit abgebrochen, und ohne Konsequenzen gewechselt werden kann. Jede Folge wird abgenommen. Unsere Gesellschaften sind zu Kindergärten verkommen. Und die Frage ist: ob sie überhaupt anders sein können, weil sie die Menschen heillos überfordern würden. (Das geht bis hin zu Abtreibung und Verhütung, oder Scheidungserleichterungen.) Denn anders hätte so gut wie jeder mit 20 Jahren schon sein Leben bereits definitiv "verspielt", weil in Konsequenzen aus Unsinn - sinnlosen Handlungen - gebunden. Umgekehrt wird Erziehung als Verhaltensdressur als gezielte Neurotisierung angewandt, also dem Kind das Spiel selbst genommen. Eine völlig verkehrte Welt, wo sich eines aus dem anderen ergibt. 


Teil 3 morgen) Warum Begabungsförderung 
genau diese Begabungen zerstört





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