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Freitag, 12. Juli 2013

Entschlußbildung einer mutlosen Gesellschaft

Es ist ein kaum hoch genug zu bewertender Effekt, den man Schulden beimessen muß - ihre konservative Wirkung. Denn Schulden binden auch die Zukunft, ja sie werden nur unter der Bereitschaft möglich, diese Zukunft zu binden.

Damit wird das mathematisch-pekuniäre Moment auch in der privaten Lebensgestaltung immer betonter, bis es das gesamte Handeln seiner Freiheit und Spontaneität beraubt. Der Raum der Freiheit wird in die Geistigkeit gedrängt, wo er ein immer höheres Maß an Sittlichkeit benötigt, um noch Lebensraum zu werden.

Aber damit wird auch klar, daß er als Lebensraum der Bevölkerung generell nicht geeignet ist. Denn diese MUSZ in die Alltäglichkeit eintauchen. Diese aber ist mehr oder weniger bereits vorbestimmt.

Auch darin begründet sich das Lebensgefühl der Schicksalhaftigkeit, dem ein Erfahren der geringen Möglichkeiten zur schöpferischen Lebensgestaltung vorausgeht. Gleichzeitig steigt die Sehnsucht nach Chaos. An dieser Stelle wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, daß eine der Grundsehnsüchte vor allem junger Menschen die nach Krieg als tabula rasa ist. Woraus ein sehr reiner Zerstörungsimpuls erwächst, den in unseren Wohlstandsbreiten nur die Angst vor der Ungesichertheit - mangels metaphysischer Gewißheit - im Zaum hält. So lange, als der Füllstand des Bewußtseins, "nichts zu verlieren" zu haben, noch nicht hoch genug ist. Er wächst aber mit dem Erleiden der Beschränkung der schöpferischen Lebensführung.

In der immer ausufernden Verschuldung, die sich derzeit findet, hält sich also sehr wahrscheinlich ein anderer Impuls verborgen. Jener, der das Beengende auf eine "unlösbare Situation" hin steigert und damit den Zusammenbruch provoziert, um ihn als gegebene Rechtfertigung (denn zum Setzen von Handlung fehlt der Mut) zum Durchbrechen dieser Schranken zu benützen.

Weil aber eben der Mut zum schöpferischen Gestalten - zum Neuen - fehlt, und er fehlt immer restloser, die Abhängigkeit von "Legalisierung durch die Autoritäten" wächst ja im selben Maß, wird Änderung eine Angelegenheit von gesuchten Zwangssituationen. Die Kriegssehnsucht als eigentliche Sehnsucht nach dem schöpferisch Neuen steigt damit. Denn Chaos zwingt Neues herbei, in jedem Fall.

Auch das, übrigens, begründet die Bereitschaft, Mega-Katastrophen-Theorien anzunehmen. Denn auch sie zwingen zu "Neuem". Je unschöpferischer eine Kultur wurde und wird, desto bereiter ist sie, Bedrohungsbilder zu etablieren, die "logisch" und "alternativlos" Veränderung erzwingen. Und wenn es sein muß, legt man ein Gewicht nach dem anderen nach. Das Tempo der je neu entstehenden Bedrohungsszenarien steigert sich.

Daß mit Schulden meist Veränderung finanziert werden soll, drückt exakt dieses Abstraktum aus. Die Bereitschaft sich zu verschulden hat direkte Zusammenhänge mit dem Willen zur Veränderung. 

Darin kann sich sogar ein Element einer Art "feigen", weiblichen Klugheit (die dann Durchtriebenheit wird) verbergen. Denn der Feige provoziert den anderen zu verändern, was man selbst nicht wagt. 

Man muß deshalb auch viele pure Akte der Zerstörung der Gesellschaftsordnung als Provokation, als Hilfeschrei nach Ordnung erkennen. Nichts anders sind die Bestrebungen der Homosexuellenverbände, die sich noch dazu in einem Willen zur "Ehe" (und Adoption) so deutlich artikuliert, daß es verwundert, daß das nicht deutlicher gesehen wird. Eine lautstark geäußerte Sehnsucht nach Normalität! Man muß nur genau zuhören. 

Jedes schöpferische Neue aber muß erkämpft und durchlitten werden. Nur aus Blut wächst Welt. Und dieses geheime Wissen, das jeder trägt, zieht - auf dem Boden der Feigheit - selbst den sinnlosen Krieg dem Stillstand vor.




*Schon deshalb wird keine noch so "tolerante" Öffentlichkeit, noch kein so liberal-aufgeweichtes Ehe- und Adoptionsrecht jemals das Selbstgefühl der Homosexuellen "beseitigen", in dem sie sich ausgestoßen, benachteiligt und verachtet fühlen. Im Nachgeben aber macht man ihre Lage noch verzweifelter, es ist deshalb zynische Antwort der Feigen. Der Ausweg, ihre Lebenshaltung zu ästhetisieren, hilft nicht, ist nur Betäubung. Nichts ist epigonenhafter und kitschförmiger als "Schwulenkultur" - als Rückgriff auf Konventionalität, Normalität, die sie wollen. Ihre Flucht in Sonderung (Seilschaften ...) trägt ebensowenig, bestenfalls aktualistisch. Ihr Selbstwertgefühl ist ein Selbsturteil, und lebt in und aus ihnen selber. Hilferuf nach Befreiung von etwas, von dem sich selbst zu befreien sie die Kraft nicht haben. 
Daß in feigen, konturlosen, unschöpferischen Gesellschaften die Homosexualität zunimmt ist deshalb folgerichtig. Es ist die Gesellschaft, die die Identität zuweist. Schwache, konturlose Gesellschaften können das nicht mehr. Je liberaler die Gesetzgebung ihnen gegenüber wurde, je mehr die Selbststärke einer Gesellschaft in ihrer Öffentlichkeit (Gesetz) schwindet, desto verzweifelter und lauter werden sie in ihren Forderungen. (Nicht umgekehrt.) Ihr Flehen um erlösende Rechtfertigung wird auch nicht von jenen fundamentlosen Scheintheorien erhört, in denen sie das Ja des Schöpfers - Wesen der Debatte um "Natürlichkeit" - erstürmen wollen. 
Das Sein erzählt sich immer selbst, es kann gar nicht anders. Alles ist eine Frage des Zuhörens. Jeder Dämon nennt seinen Namen selber. Aber man hat sie mittlerweile in eine aussichtslose Lage gebracht.





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