Teil 2) Die Politik bricht Lebensweisen um,
als würde sie Konfekt zum Tee wählen
Wir wollen all das nicht näher
untersuchen. Tatsache bleibt, daß in einem nächsten Schlag den
unzähligen Fleischhauern, die es gab, den Garaus machte. Durch
Hygieneverordnungen. In all den Jahrzehnten war zwar dem Verfasser
dieser Zeilen nicht ein Fall untergekommen, wo ein bei einem dieser
zahllosen kleinen Fleischer gekauftes Stückchen Scheinfilet schlecht
gewesen wäre, noch wurde ihm solches davon. Und hätte es derartiges
gegeben, wäre man am nächsten Tag in den Laden gestapft und hätte sich
beschwert, und ein Ersatzstück nach Hause getragen. Aber dafür kann
Brüssel nunmehr bei Gammelfleisch und Pferdelasagne in großem Stil sowie
in tausenden Konsumentenschutzverordnungen seine Handlungsfähigkeit
beweisen.
Und angeblich, um artgerechtes Schlachten zu fördern. Zuvor brachten durchaus die Bauern auf ihren Anhängern das zu schlagende Vieh in den nächsten Ort, wo es seine Verwendung fand. Heute durchziehen, durch hunderte Verordnungen geregelt, Viehtransporte die europäischen Transversalen, um in Zentralschlachthöfen durch Massenvernichtungsarten modernsten Zuschnitts kostengünstige Filets auf die Tische zu bringen, die beim Auspacken aus den Kunststoffverpackungen, für die außerordentlich ökologische Wiederverwertungswege samt Vorschriften entworfen wurden, schon nach einem Tag seltsame Gerüche von sich geben, wenn man nicht schärfstens auf die gesetzlich vorgeschriebenen Ablaufdaten achtet.
Was für Schlagworte, was für Senf am Deckel. Binnen weniger Jahre - der Verfasser dieser Zeilen hat es hautnah im Ybbstal erlebt, in dem er sich lange Jahrzehnte lebenderweise aufhielt - blieben von den zahlreichen Fleischhauern ... einzelne. Ganz ganz wenige. Dafür wuchsen die Fleischtheken in den Supermärkten um Meter pro Monat. Die Gewohnheit auch des Verfassers dieser Zeilen, fast alles bei kleinen Betrieben zu kaufen, was man so zum Leben brauchte, wurde regelrecht abgewürgt. Es war nicht mehr möglich. Nun BRAUCHTE man ein Auto zum Einkauf, und die zurückzulegenden Strecken verlängerten sich und verlängerten sich.
Und angeblich, um artgerechtes Schlachten zu fördern. Zuvor brachten durchaus die Bauern auf ihren Anhängern das zu schlagende Vieh in den nächsten Ort, wo es seine Verwendung fand. Heute durchziehen, durch hunderte Verordnungen geregelt, Viehtransporte die europäischen Transversalen, um in Zentralschlachthöfen durch Massenvernichtungsarten modernsten Zuschnitts kostengünstige Filets auf die Tische zu bringen, die beim Auspacken aus den Kunststoffverpackungen, für die außerordentlich ökologische Wiederverwertungswege samt Vorschriften entworfen wurden, schon nach einem Tag seltsame Gerüche von sich geben, wenn man nicht schärfstens auf die gesetzlich vorgeschriebenen Ablaufdaten achtet.
Was für Schlagworte, was für Senf am Deckel. Binnen weniger Jahre - der Verfasser dieser Zeilen hat es hautnah im Ybbstal erlebt, in dem er sich lange Jahrzehnte lebenderweise aufhielt - blieben von den zahlreichen Fleischhauern ... einzelne. Ganz ganz wenige. Dafür wuchsen die Fleischtheken in den Supermärkten um Meter pro Monat. Die Gewohnheit auch des Verfassers dieser Zeilen, fast alles bei kleinen Betrieben zu kaufen, was man so zum Leben brauchte, wurde regelrecht abgewürgt. Es war nicht mehr möglich. Nun BRAUCHTE man ein Auto zum Einkauf, und die zurückzulegenden Strecken verlängerten sich und verlängerten sich.
Mit
weiteren Konsequenzen, die sich als Knotenpunkt vieler weiterer solcher
Maßnahmen der Zentralisierung und Vermassung der Arbeit wie der
Produktionsstätten, mit weiterer Ausdünnung der kleinbetrieblichen
Strukturen, darstellen. Man verlänger dieses Geschenen in der
Lebensmittelbranche einfach auf alle übrigen Branchen.
Wo
früher eine - freilich, als uralter Verkehrsweg immer schon wichtige -
zweispurige Bundesstraße durch die Ortschaften lief, wurde nach und nach
eine begradigte, und ebendort prangt heute eine mehrspurige Autobahn,
vulgo Schnellstraße. Das wiederum beschleunigte die Zentralisierung.
Betriebe siedelten sich an, die genauso gut in Krakau oder Kunjewac
stehen könnten, denen das Land gleichgültig ist, die nur bestimmte
Bedingungen brauchen. Die Politik läßt sich natürlich jedes Jahr erneut
feiern, wenn sie ein weiteres Teilstück eröffnet, wenn ein weiterer
Produzent von Hutzelblechen in Endlosformat weitere 25 Arbeitsplätze in
die "Region" bringt.
Das
machte auch längst einen weiteren Anschluß an die Autobahn notwendig,
weil die ursprünglichen Anschlüsse bei Amstetten überlastet waren.
Autobahnen, die man durch bildhübsche Lärmschutzwände abschottet, wo sie
Wohngebiet durchqueren, das nur als Nebenbemerkung. Ein Ort, übrigens,
wo sich ja genau dasselbe, nur noch konzentrierter abspielte. Auch der
Pendelverkehr der Arbeiter wuchs mittlerweile um ein Vielfaches. Etwa
durch jene Bauern, die ihre Höfe im unteren Waldviertel aufgegeben
hatten, und nun in einem der Vorzeigeindustriebetriebe Muffen stanzten,
Ösen durch elegantes Betätigen von Maschinenhebeln plätteten, und
PVC-Folien um Paletten schweißten, die in die weite Welt geliefert
werden.
Die nicht auf das Züchten von Känguruhs (mit Ab-Hof-Verkauf selbst geräucherter Springbockkeulen) oder Straußenfarmen ausgewichen waren, oder nicht Steaks von thailändischen Yaks anbieten, die in Waldviertler Auen gehalten regelmäßig ihre Nackenmuskulatur massiert erhalten. Bis zum Ausbruch einer seltsamen, durch den mukoadoleszenten Doppelfibrilvirus verursachten Krankheit, der zwar keinem Strauß schadet, aber den Hühnern des gesamten Landstrichs den Garaus macht, woraufhin im Expreßverfahren europaweite Maßnahmen eingeleitet werden, die zu neuen Abpackvorschriften für Hühnerkeulen führen.
Die nicht auf das Züchten von Känguruhs (mit Ab-Hof-Verkauf selbst geräucherter Springbockkeulen) oder Straußenfarmen ausgewichen waren, oder nicht Steaks von thailändischen Yaks anbieten, die in Waldviertler Auen gehalten regelmäßig ihre Nackenmuskulatur massiert erhalten. Bis zum Ausbruch einer seltsamen, durch den mukoadoleszenten Doppelfibrilvirus verursachten Krankheit, der zwar keinem Strauß schadet, aber den Hühnern des gesamten Landstrichs den Garaus macht, woraufhin im Expreßverfahren europaweite Maßnahmen eingeleitet werden, die zu neuen Abpackvorschriften für Hühnerkeulen führen.
Aber
durch die Ansiedelung großer Betriebe wurden weitere Maßnahmen
notwendig. Denn die Gefahr auf Verseuchung des Grundwassers war damit
unkalkulierbar, ja wahrscheinlich. Neben dem Problem der
Gülleausbringung, das mit der Massentierhaltung einhergeht. Also wurde
die in der gesamten Region übliche Art der Wasserversorgung durch
Hausbrunnen per Verordnung untersagt, und ein Wasser- und Kanalnetz im
Zwangsanschlußverfahren verlegt, das - wenn man schon dabei war - ein
Einwohnergebiet von mittlerweile 50.000 Einwohnern verbindet. Gespeist
von Gebirgsquellen, denn das Grundwasser war längst überall als
Problemzone eingestuft.
Dafür
brüstet man sich in achtseitigen Broschüren mit aus Steuergeldern
finanzierten Gründerzentren, in denen "high tec" als Zukunft ausgegeben
wird, wo findige HTL-Abgänger ganz tolle Ideen haben, wie man in
Zusammenarbeit mit einem südafrikanischen Freak (über 12.000 km
Entfernung; nächstes Jahr fliegt man auch runter) neue
Internetplattformen aufbaut, die ganz tolle Möglichkeiten hätten, wenn
sie endlich jemand brauchte. (Aber dafür wird schon dann die Politik
sorgen, keine Sorge.) Denn Internet, da ist ja auch die Zukunft. Bald
zumindest. Die Versorgung mit Glasfaserkabeln ist ja mittlerweile auch
im Ybbstal perfektioniert, man muß ja voraussehen, wie sich "die Dinge
entwickeln".
Warum
das alles? Das ganze Leben in der Region hat sich verändert. Stück für
Stück, und hier nur in wenigen, um eine bestimmte Linie gruppierten
Ausschnitten beschrieben. Mit Getriebenheit um Getriebenheit, in der
eine "Lösung" die nächsten notwendig machte. Denn die Politik sagt, daß
das die Veränderungen in der Welt seien, auf die wir uns eben einstellen
müßten. Aber sie macht sie.
Wir
sagen: Es ist die Politik, die diese Veränderungen will und auslöst,
meist sogar ohne zu wissen was sie macht. Denn damit ist sie mit
Garantie beschäftigt. Wenigstens sie hat damit also jenen Sinn erkämpft,
den zu schaffen sie seit langem eifrigst bemüht, der ihr drückendstes
Problem war. Weshalb sie ja so eifrig in alle Ebenen eingriff, die
überhaupt nie ihr Gebiet hätten sein dürfen. Noch heute bilden solche
Eingriffsversprechen sogar entscheidende Teile von Wahlprogrammen.
Aber
sie macht längst alles zu Wüsten, wo früher noch vielfältiges Leben war
herrscht heute die abstrakte Art der Politik selbst, die keine
Lebensgestalt mehr hat, nur noch Funktionen kennt. Denn Politik an sich
ist leer. Und macht dabei ganze Bevölkerungen hilflos, indem sie die ihr
zubehörigen Ebenen, ihre Art die Dinge zu tun, ausschaltet. Damit
unfähig macht, die Probleme ihres schon einfachsten Lebens selbst zu
lösen, und angewiesen auf holde Grußbezeugungen von Abgeordneten und
Regierung. So werden aus kleinen Problemen große. Aus kleinen täglichen
Hindernissen, mit denen man lebt, unüberwindliche, die ganze
Lebensformen umzwingen. Genau das aber, was die Politik vorgibt - zu
gestalten - genau das tut sie schon lange nicht mehr. Denn diese Art zu
leben will ja niemand. Sie ist nur zu einem Zwischenzustand geworden,
den wir ertragen müssen auf dem Weg zu einem irgendwann wirklich guten
Leben im Wohlstand.
Ja,
gewiß, der Verfasser dieser Zeilen simplifiziert. Alles war natürlich
in Wahrheit viel komplizierter und vor allem "alternativlos". Nur warum,
warum glaubt das der Verfasser dieser Zeilen, der selbst in vielfachem
Engagement samt Führungstätigkeit mit Wirtschaft und Politik (und
natürlich, dem simplen Leben in allen Höhen und Tiefen) zu tun hatte,
ehe er sich daraus zurückzog, deshalb aber weiß was Handeln und was
Realität ist, ganz einfach nicht? Warum glaubt er nach wie vor, daß
alles auch ganz anders hätte ablaufen können? Nur weil er heute noch
überzeugt ist, daß man schöpferisch handeln kann, trotz aller immer
komplexeren Faktoren, dazu aber Treue und die Bereitschaft braucht, auch
einmal nicht geliebt zu werden, auch einmal zu bluten? Wenn
argumentiert wird, daß es die implizite Form der Politik ist, die gute
Politik unmöglich macht - dann muß man die Form ändern.
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