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Freitag, 12. Juli 2013

Über Verbindendes und Gleiches (2)

Teil 2) Die Antwort, die vielleicht denn doch ironisch wurde,




Geschätzte, gnädige Frau V! 

Der Verfasser dieser Zielen dankt für Ihre Mitwirkung an einer interessanten Gestaltung dieses Blog. Und Ihr Beitrag fügt sich ohne Zweifel in sein Spektrum.

Gewiß, die Ähnlichkeit - weniger in der Physiognomie, auch nicht in der Auffassung des Zölibats, mehr in der, naja, wie soll man sagen: praktischen Lebensart und -auffassung? - ist tatsächlich verblüffend. Selbst auch das Alter stimmt überein. Und Argentinien liegt ja nur durch den Rio della Plata von Uruguay getrennt, auch das stimmt. Wobei: der ist in der Mündung dutzende Kilometer breit, Sie wissen das? 

Ja, und auch das stimmt - in etwa diesen Gebieten fand für 260 Jahre dieses Heilige Experiment der Jesuiten statt, KEIN kommunistisches Konzept allerdings, als das es häufig mißverstanden wurde, hier wurde es ja etwas vorgestellt.

Ja, und auch das ist richtig, der Mann hat sicher keine Berührungsscheu vor einfachsten menschen, und herzt ganz gewiß jedes Kindchen, das ihm über den Weg läuft. Das tut ja mittlerweile sogar der Pfarrer jener Pfarre, in die der Verfasser dieser Zeilen sonntags zu gehen pflegt, die Liebe bricht einfach überall aus, wie eine Seuche. Jaaa, und auch das stimmt - beliebt ist der mann ganz sicher, auch darin eine Parallele.

Ja, und auch das ist richtig, gnädige Frau, er sagt teils wörtlich dasselbe, wie es uns aus dem Munde des Heiligen Vaters in Rom zu Ohren kam.

Wobei der Autor dennoch davon ausgeht, geschätzte Leserin V, daß ihre Hinweise keineswegs von jener Ironie getragen werden, die man ihnen beimessen könnte? Denn immerhin: der Mann - der Präsident, nicht der Papst - ist doch Kommunist? Haben Sie das überlesen? Oder war der Hinweis auf den Jesuitenstaat (Jesuit, nun dämmert es dem Autor!) schon darauf ...? Aber die haben doch vorgezeigt, daß Christianisierung (im Neusprech: Neuevangelisierung) auf der Kultur, ja ist sogar Eigentum, ist Persönlichkeit, und Persönlichkeit ist wie Kultur pure Formpräsenz, aufbaut, ja nur darauf aufbauend überhaupt möglich ist?!

Wie? Sie meinen daß das doch offensichtlich egal sei? Oder daß man zumindest auf den Schluß kommen könnte? Daß es gar nicht so auf das Sein, sondern auf das ... also ... SSSSein, so irgendwie jedenfalls ... na jedenfalls auf die Liebe ankommt, vor allem aber aufs Verhalten? Wie verhält man sich ohne Form, werte V?

Gnädige Frau, das ist denn also doch zuviel. Oder meinen Sie wirklich? Immerhin, "gut seiende Menschen" hat der Verfasser dieser Zeilen gleichfalls eher unter "Linken" gefunden, die bemühen sich oft deutlich mehr als die Katholiken, die oft so eine seltsame Lässigkeit an den Tag legen, als würden sie sich um ihr Heil gar nicht kümmern, als hätten sie es ja schon. Während die Formlosen sich mehr mühen müssen, weil ja quasi von ihrer Liebe quasi nie etwas stehen bleibt.

Ach so, Sie meinen ...? Dann hat der Verfasser dieser Zielen es vielleicht überhaupt mißverstanden? Dann heißt es vielleicht gar nicht "Erlösung DES  Fleisches", mit postmortaler Paradieskomponente, sondern "Erlösung VOM Fleisch", und dann funktioniert es schon hier und jetzt (Kommunisten haben ja kein "später" das Paradies betreffend, das dürfte ein so ziemlich wahrer Satz sein)?

Wollen die also beide, tun sie also beide nicht das Gleiche? Worin unterscheiden sie sich überhaupt? Nicht einmal im Brustkreuz, wenn man es genau nimmt. Sie verwenden sogar die selben Worte, reden vom Frieden, und il presidente Mujica wird das eine oder andere mal auch schon jemanden diabolo genannt haben, und die Zuhörer werden begeistert geraunt haben: endlich einer, der mutig die Wahrheit spricht. Da ist ihm papa Francisco also sicher auch nicht voraus.

Der Verfasser muß Ihnen beipflichten - verblüffend. Wollen also Kommunisten udn Christen eigentlich das Gleiche? (Gut, ja, das mit den Gulags ist blöd, aber es war halt ein Betriebsunfall, obwohl: die Kirche hatte ja auch einmal Scheiterhaufen und Kreuzzüge und Probleme mit Astronomen, also "wos feuilt's (fehlt es) do, do feuilt's genau nix", wie man im Mostviertel sagt?)

Dann wäre diese Moral aber ja überhaupt äußerst ... modern, sagt man so? Gewissermaßen von zeitlosem chique. Zeitlosigkeit, auf die wir uns ja hinentwickelt haben oder hinentwickeln wollen, selbst da stimmen beide überein. Und Zeitlosigkeit heißt nun einmal nicht sinnenfällig, also gestaltlos.

Und man sieht es ja überall und allerorten. Selbst in Schauspielerkreisen wird seit je geherzt und gebußt, daß es eine Freude ist. Und Geld haben sie auch nicht. Dann wäre ja überhaupt vielleicht die ganze (halbe) Welt schon erlöst, wir begreifen es nur noch nicht, weil sich Gestalt ja global zur Funktion er-, nein: auflöst, und je mehr sie sich er-, nein: auflöst, desto mehr wird querfeldein geherzt und gebusst und aufs Outfit geschi... also: wenig Wert gelegt, und vor allem: geliked und gefriendet? Vielleicht wäre dann überhaupt das Internet DIE Erlösung, als Lösung des lästigen Fleischproblems, mit dem jeder zu tun hat?

Pardon, nun muß der Autor gestehen, daß er sich nun denn doch sicher ist, daß gnä' Frau (Csokolom, übrigens! Sehen Sie? Wirkt schon, auch der Verfasser vergißt bereits die Form) - daß Gnä' Frau also Ihr Brieflein mit einer gehörigen Portion Sarkasmus aufgefaßt hat. Denn im Nachdenken Ihrer geneigten Gedanken ist dem Autor ebendieses Gefühl aufgestiegen. Aber vor jener Bitterkeit sollten wir uns doch - beide, bitte - hüten? Versuchen wir es doch wenigstens!?

Mit den allerliebsten Grüßen und Wünschen, 
auch an den Herrn Gemahl, 

verbleibt Ihr

Verfasser dieser Zeilen








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