Aus 2010) K. meinte, die Gefahr der Gegenwartsliteratur sei, daß sie sich in ihrer Stellung inmitten des deutschen Schrifttums völlig überschätze. Und zwar aufgrund eines Traditionsbruchs, der sie vergessen habe lassen, wo sie bereits gestanden habe: in einer "perennierenden Formarbeit".
Damit komme eine Literatur an die Oberfläche, die in ihrem Rang wie ein manchmal gar grotesk-dünner Aufguß längst durchgereifter Epochen wirke. Die ihr "Neusein" meine, aus den Inhalten zu beziehen. Welche wiederum aus einer weltanschaulichen Entscheidung erflössen, die nichts sei als die postularische Entwertung des längst Gewesenen, sodaß das Vorhandene zum Nicht-Vorhandenen diffundiert.
Man meine heute, sagte er, die Dinge der Kunst seien schon neu, weil ihr politischer Gehalt nunmehr erst ein für allemal alle geistigen Inhalte ausdefiniert habe. Dieser politische Gehatl wiederum ergibt sich aus der Position eines nackten, verwunderlich-ungeistigen Materialismus: das "Neue" der heutigen Sicht verkomme somit zu einer Aussage, daß in Wirklichkeit "nichts" hinter der Welt stehe. Daß Poesie lediglich unwahrer Manierismus sei, daß "L'Art pour L'Art" ebensolcher Manierismus bedeute - und daß also Lebenskultur lediglich künstlich erschaffene, in sich aber substanzloser Lebenszierrat sei. "Die heutige Literatur ist kaum glaublich leer."