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Montag, 22. Juli 2013

Denken und Sein

So erweist sich der gewaltige Gedanke Augustins und Thomas von Aquin richtig und fruchtbar, der in jedem Denksystem einen logos spermatikos, gleichsam einen Wahrheitssamen findet, der es ermöglicht, diese Systeme in der Einheit der Wahrheit positiv zu entfalten und damit in ihrem Eigenrecht zu erhalten. [Das will] besagen, daß der Logos allen wirklich schöpferischen Gestaltungen als Keim innewohnt und in ihnen daher als inneres Formprinzip wirksam ist. So verhält es sich auch bei den eigentlichen Gestaltungen des Denkens selbst.*

Die Immanenz des Logos als des Prinzips der Gestalt (Eidos) mag hier als tertium comparationis gelten. Die Art und Weise dieser Immanenz, die Weise und Formung der Gestaltung des Logos ist verschieden.

Es ist die Aufgabe der Philosophie als Weltanschauungskritik, die totalitäre Dogmatik der einzelnen Systeme aufzulösen und ihren Absolutheits- und Totalitätsanspruch aufzuheben in die konvergierende Einheit der Bezogenheit aller Systeme auf die eine Welt, das eine Sein durch den Nachweis des gestaltlogischen Denkgefüges, wonach Totalität des Systems in der Form, als logische Gestalt, nicht im Inhalt möglich ist.


Leo Gabriel, in "Logik der Weltanschauung"




*Unter der Voraussetzung, daß die Begrifflichkeit sich am Sein orientiert, es widerspiegelt, Logik also nicht auf Begriffslogik reduziert wird. Sodaß das Denken reiner Sinnausdruck wird, schöpferisch in dieser Reinheit, schöpferisch in der Form, aber nicht im Inhalt, nicht dem Sein nach, das es rein, unversehrt, integer enthält, als Ganzheit beinhaltet und bewahrt in seinem Meinen, Urteilen, Erklären. Im Denken kommt das Sein zu seiner logischen Existenz, d. h. zum Selbst-Verständnis durch die logische Form: aber in seiner unversehrten Identität, in seiner Integrität. So wird es sich erst als Seiendes wieder-gegeben, wird zum Sein integriert, "wie es ist", aber nun als offenbares, wahres. So wird sein Sein objektiv als Ganzes, in seiner Integrität in die Sinnform des Denkens übergeführt (in translativer Fügung).



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