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Freitag, 5. Juli 2013

Vorgänge welcher Art? (2)

Teil 2) Der Mensch ist immer ganz




Denn begreift man Krebs als Phänomen der Des- oder Nichtintegration von Zellen (bzw. Körperteilen) in eine Ganzform - in Krebszellen fehlt ja genau dieser Begrenzungsfaktor gesunder Zellen, der also die Form als Wachstumssteuerung bestimmt - so zeigt sich also auch darin, daß der Mensch über die Artgrenze hinaus (und: er ist sich selber Art, jeder Mensch für sich) nicht integrieren kann. Er hat kein Art-Allgemeines, in das hinein er sich "auflösen" kann. Er ist nur personal und ganz möglich.

Das passiert bei Tieren prinzipiell nicht, sie gehen immer in ihrer Art auf, ihr Leben endet auch in der Art, ihr Lebenshöhepunkt ist ihr Beitrag zum Bestehen der Art. Viele Tierarten sterben überhaupt nach der Fortpflanzung, dies als Indiz für diese Aussage. Anders beim Menschen, wo jedes Individuum Selbstzweck ist. Deshalb ist diese prinzipielle Abstoßungsreaktion beim Menschen auch unter Menschen zu beobachten. Eine Wahrheit, die in der Diskussion um Organtransplantationen  gefließentlich verschwiegen wird. Denn die "Lebensqualität" eines Trägers eines implantierten Organs ist katastrophal. Neben der "Gewinnung", die bei lebensnotwendigen Organen einer Tötung des "Spenders" gleich kommt. Denn totes Gewebe kann prinzipiell nicht übertragen werden. Und dazu muß es einem präsenten seelischen, informierenden, aktivierenden und formierenden Impuls angehören. 

Je komplexer ein Lebewesen ist, desto weniger ist in seinen Teilen das Ganze präsent, desto mehr ist es von einer Mitte aus bestimmt. Was der Vergleich Pflanze - wo sich aus einem abgeschnittenen Ast eine neue Pflanze entwickelt - und höherentwickeltes Tier bereits zeigt. Eigentlich müßte man beim Menschen also davon ausgehen, daß er als geist-seelisches Wesen als rein biologischer Zellvorgang gar nicht zu begreifen, damit auch nicht "herzustellen" ist. Wäre da nicht die Ungewißheit, wie die Bindung der Persona als Idee bzw. überhaupt einer Idee an physische Prozesse - das Leib-Seele-Problem also - aussieht.

Prinzipiell könnte man davon ausgehen, daß diese Vorgänge der Verschmelzung von Zellen, bei denen es ja auch bei natürlicher Fortpflanzung prinzipiell um die Vorgänge im Kern geht - wenngleich immer im Actu Gottes, des Seins gründend, das im Zeugungsvorgang tatsächlich als Seiendes neu entsteht - sich eng an diese Wesentlichkeit (im Eros, einer grundsätzlichen Zueinanderbewegung von Form und Stoff) anschließen. Auch eine in-vitrio-Befruchtung "funktioniert" ja, und hat einen Menschen zum Ergebnis. Wenn diese Vorgänge (die etwas großsprecherisch als "Klonen des Menschen" bezeichnet werden: jeder Zeugungsakt ist eine Art von Klonvorgang) also einen wirklichen Embryo hervorbringen, als Imitation der technischen Vorgänge beim Zeugungsakt, dann ist dieser Prozeß Tötung bzw. Mord.

Neben dem immer horriblen Vergehen, daß ein Mensch niemals Zweck sein darf. Er muß sich selbst Zweck sein. Wer dieses Tor aufstößt - und es ist ja längst aufgestoßen - öffnet Schleusen zu einer wahren Horrorzukunft. Die mit irrationalen Ängsten vor "homunculi" - Menschengestalten, die wie Menschen aussehen, aber keine Menschen sind - überhaupt nichts zu tun haben. Diese Ängste sind wiederum nur möglich, wenn davon ausgegangen wird, daß es "kein Ich" gibt: Keine Trägersubstanz, die einen Menschen begründet, unabhängig von seiner Ausgestaltung in ein Selbst. Den Menschen so, als reinen Prozeß zu sehen, ist übrigens (fast möchte man sagen: klammheimlich) längst weitvertreiteter Ansatz in Philosophie und Psychologie. Er ist der uralten, offenbar unausrottabaren, aber immer verworfenen weil logisch irrenden Sichtweise der "sukzessiven Beseelung" vergleichbar.*

Im übrigen muß man abwarten, wieweit die Forschungsergebnisse nicht ohnehin gefälscht sind. Es wäre nicht das erste mal, Prat führt einige Beispiele an. Und laut der Süddeutschen Zeitung wurden ja auch diesmal bereits Vorwürfe von Seiten anderer Forscher erhoben, und anderseits Fehler und vorschnelle, deshalb schlampige (falsche Photos) und zu wenig geprüfte Veröffentlichung zugegeben.





*Wer aber bestreitet - wie es der Skeptizismus tut - daß Logik Welt selbst spiegelt, wer im logischen Umkehrschluß bestreitet, daß nicht real, empirisch sein kann, was logisch widersprüchlich ist, auch wenn die (menschliche, sprachliche) Logik nie selbst Welt sein kann, nie den Anschluß ans Sein und die Wahrnehmung selbst ablegen darf, widerspricht sich nicht nur selbst, sondern bestreitet überhaupt die Fähigkeit zur Wahrheit und Welterkenntnis des Menschen. Zwar ist die Zutreffendheit der Logik als Bezug zur Vernunftstruktur der Welt nicht selbst einfach logisch beweisbar, aber alle empirischen Vorgänge lassen diesen Schluß als richtige Prämisse und damit aus Vernunft zu. Hinter diesen skeptizistischen Ansätzen steckt so gut wie immer ein Wille, das Wesen der Welt überhaupt irrational zu sehen, weil damit der Gewissenskonfrontation, der Schuld am besten aus dem Weg gegangen werden kann. Der Verfasser dieser Zeilen ist so gut wie sicher, daß solche Ansichten immer eine Absicht zu unvernünftigem Handeln verbergen sollen. Eine irrationale Welt ist aber zwangsläufig eine irre Welt absurder Ethik.





*050713*