Es ist ein alter Hut. Aber bislang waren solche Fakten nur etwa in den USA erhoben und ausgewertet. Jetzt gibt es das auch in Deutschland. Die Gruppe "Männerarbeit" der Evangelischen Kirche Deutschlands, Kassel, hat ein Papier herausgegeben, das sich mit der häuslichen (familiären) Gewalt auseinandersetzt. Hier die Ergebnisse, die in der Einzelinterpretation zwar wie Seeigel zu behandeln sind, aber dennoch auch von dieser Seite mit dem Vorurteil aufräumen, daß Männer auch Täter, Frauen die Opfer wären.
Denn wie in den USA, wo der Verfasser dieser Zielen Erhebungen bereits vorgestellt hat, stellt sich auch für Deutschland heraus, daß Mann und Frau zu etwa gleichen Anteilen sowohl Opfer wie Täter von Gewalt in den Familien sind. Und zwar in jeder Form - physisch, psychisch, sexuell, und dem, was die Erhebung Kontrollgewalt nennt (aus Eifersucht etc.). Nur die Art von Gewalt variiert, Männer neigen mehr zu körperlicher, Frauen zu psychischer Gewalt. "Häusliche Gewalt ist nicht Männergewalt, denn auch Frauen sind gewaltaktiv gegenüber ihren Söhnen und Töchtern."
Auch gibt es keine bildungsspezifischen Unterschiede, auch das also ein gerne strapazierter Mythos. Gewalt zieht sich durch alle Schichten, und zwar im selben anteiligen Ausmaß.
Noch ein Mythos der Feministen wird ausgeräumt: Interessant ist nämlich, daß Männer als Kinder zwar mehr physische Gewalt als Frauen erlebt haben, aber in höherem Ausmaß sexuelle Gewalt. (Die Untersuchungen in den USA zeigen dabei sogar ein Übergewicht der Frauen als Täter bei Übergriffen gegenüber Kindern, Mädchen wie Jungen.)
Der Rest sind Binsenweisheiten und übliche Schwachsinnigkeiten. (Männerarbeit ist eine kirchliche Einrichtung, teils oder ganz mit staatlicher Finanzierung, die es zum Teil konfessionsübergreifend und in ähnlicher Form auch in österreichischen Diözesen gibt. Eingerichtet wurden solche Stellen unter anderem zur Gewaltpräventions- und Nacharbeit bei Männern. Die Kirchen merken in ihrer praktischen Arbeit insbesondere durch Laien gar nicht, daß sie in der Regel mehr Löcher aufreißen als stopfen.)
- Jüngere (bis 25 Jahre) sind häufiger Täter, als ältere Altersgruppen.
- Männer, die zu Gewalt neigen, sind überdurchschnittlich häufig Atheisten, religiöse Männer neigen deutlich weniger zu Gewalt.
- Als "suchend" eingestufte Männer sind überdurchschnittlich aktiv bei physischer Gewalt, "moderne" Männer, die ihr Rollenbild also umdefiniert haben, dort zwar unterdurchschnittlich, doch dreht sich dieses Verhältnis bei Kontroll- und psychischer Gewalt.
- Untersucht wurde auch die Einstellung der Täter, im besonderen der Männer. Dabei hat sich herausgestellt, daß etwa Ablehnung von Homosexualität und Anti-Feminismus NICHT mit höherer Gewaltbereitschaft einhergehen. Vielmehr läßt sich grundsätzlich eine Korrelation zwischen der Einstellung zur Gewalt und deren Ausübung feststellen (na net na na ...). Wer Gewalt ausübt, ist dabei in hohem Maß auch Opfer von Gewalt gewesen (80 Prozent). (Wobei - hier werden ja oft Zusammenhänge konstruiert, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.)
- Männer, die ihre Kindheit glücklicher einschätzen, neigen zu weniger, jene die sie negativ sehen zu mehr Gewalt. Lebenszufriedenheit und Optimismus senken gleichermaßen die Gewaltbereitschaft, so wie die gegenteiligen Haltungen sie erhöhen. (Als ob Gewalt eine Sache für sich wäre, die mit der realen Lebensaufgabe und -situation gar nichts zu tun hat ...)
- In jedem Fall höhere Gewaltbereitschaft zeigen Personen unter Alkoholeinfluß. Das gilt sowohl bei Männern, als auch bei Frauen.
Fazit: Gewalt ist eine Angelegenheit des Menschen, und nicht spezifisch weiblich oder männlich. Was sich in all der Quatscherei und Gehirnwäsche der letzten Jahrzehnte verändert hat, ist lediglich die Art der Gewalt. Wer Gewalt für "schlecht" erklärt, vermeidet nunmehr zwar die damit gemeinte physische Gewalt, denn die ist eindeutig, verlegt sich aber auf andere Formen von Gewalt, die subtiler wirken.
*180713*