[...] was den Pessimismus regelrecht
gefährlich macht ist, daß er als Grundstimmung jene Bilder formt,
nach denen wir handeln, ob wir das bewußt machen oder nicht. Die
Grundmatrix unseres Handelns wird von uns bestimmt. Sehen wir Dinge
pessimistisch, so formen wir ihr Ende vor. Damit kann es passieren,
daß wir Dingen ihr Gut absprechen, das sie immer noch hätten, und
aus dem sie sich sogar wieder - in der Polarität Bild/Idee und
Materia (Mann-Frau) - zur Schönheit als Gestalt erheben
könnten.
Die apokalyptischen Bilder, die uns
seit Jahrzehnten mehr und mehr beherrschen, bringen deshalb auch ein
schlechtes Ende mit sich. Ich meine, das im Blog immer wieder
behandelt zu haben. Sie stammen auch nicht aus ehrlicher Sorge,
sondern aus dem Willen zum Ende - aus Flucht vor der Lebensmühe,
also aus der Acedia (als Grundhaltung) entstammend. Das drückt sich
auch in der Zwangsläufigkeit aus, die uns zu vermitteln versucht
wird. Schöpfungsimpotente Muttersöhnchen (um das in einem
Pauschalbild irgenwie zu umreißen) agieren eben so.
[...] Der Humor (als Heiterkeit,
nicht als Zynismus oder Spott; meist tritt er heute nämlich in
dieser Bitterlichkeit auf) spielt eine wichtige Rolle, denn in ihm
distanzieren wir uns, spielen mit den Dingen.
[... ] Auch ich hatte zur Wachau,
noch mehr aber zum Nibelungengau, immer eine sehr enge Beziehung,
und ich war früher sehr oft dort. Sie atmet für mich so etwas wie
die Grundlagen von Österreich als Hochkulturland. An der Wachau also könnte sogar Österreich genesen. [...] Da muß halt jeder seine "Töne" finden, in
denen er schwingt, um es so zu sagen.
[...] Mit "Normalität" meine ich
die Notwendigkeit, kein "Sonderlingstum" zu züchten. Viele
junge Menschen heute sind genau deshalb so verstört, ja krank, weil
man sie überall bewußt zu Besonderheiten hochquetscht. Wer sich
aber für etwas Besonderes hält, als übergeschobenes Selbstbild,
ist erkenntnis- weil wirklichkeitsunfähig.
Die "Ausgesondertheit" ist
hingegen etwas, das man gar nicht machen kann. Weil sie sich ihr
Recht und ihr Gewicht von selber sucht und auch ontisch begründet
und entstanden ist, nicht bewußt-willentlich (dann ist sie schon
Krankheit, wenn sie zum direkten Ziel wird). Ich kenne auch
niemanden, den ich als Ausgesonderten bezeichnen könnte, der nicht
darunter im Grunde leidet und sich erst nach langem Sterbens- und
Leidensweg zu dieser Form der Einsamkeit (mehr resigniert als gerne)
Die als ein letztes Fazit eben dann zu ziehen ist. Ja, die meisten
kämpfen lange damit, dieses Leiden zu akzeptieren, dem sie aber doch
nicht auskommen. Zur Identität kann sie erst nach langen Jahren und
Jahrzehnten werden, wenn überhaupt. A. P. v. Gütersloh hat dazu
viel Richtiges geschrieben.
Aber diese wirkliche Ausgesondertheit
ist ganz sicher sehr selten, und sie ist immer in Bezug auf die
Normalität (ob die nun gesund oder krank ist) der übrigen
Gesellschaft geworfen. Auch der Eremit ist "Eremit FÜR"
die anderen. Kein Mensch lebt für sich. Deshalb kennt auch ihre
Stellung in den Augen der Gesellschaft nur die beiden Pole "Ablehnung
total" und "ikonenhafte Verehrung". Der Mensch ist
immer Teil einer Grunddynamik (von eidetischen, bildhaften,
definierenden Beziehungen), die sich niemand selbst ausgesucht hat,
die ihm vorausgeht und in der der Grund seiner Existenz liegt. Er ist
immer Fenster des Ewigen in eine gewisse Zeit hinein.
Der Grund für
den Geburtenrückgang ab den späten 1960ern liegt nicht "in der
Pille", die war nur Ausdruck, sondern in der Verweigerung,
Fenster zu sein. Diese Haltung nahm damals enorm an Fahrt auf, ja sie war sogar Kern der 68er-Revolte. Nicht
zufällig war eines der Hauptthemata der 1970er Jahre, wie ich sie
als Jugendlicher dann erlebt habe, "Selbstverwirklichung".
Alle sprachen nur noch davon. Sie haben das nunmehr Verfehlte geahnt ...
Morgen Teil 2) Europas Kultur wurde zu einer Laien-Kirche -
Die heillose Entstehungs- und Wirklogik einer Laien-Kirche
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