Teil 4) Erst hier kann man von Gradualitäten sprechen:
Als Maß der Hineinverlagerung
In der es natürlich Gradualitäten in der Seelenwirkung und das heißt
"-positionierung" gibt, denn die Hinwendung zu dieser jeweiligen Sünde
hat bedeutende Wirkung, und kann von einem einmaligen Fallen hin zur
dauerhaften Haltung als wirklicher tiefer Verfehlung weil
Willensrichtung oder eben genau Nichtwillensrichtung reichen.
Bestenfalls in diesem Sinn kann man dann von Schwere oder Läßlichkeit
der Sünde sprechen, denn des Menschen Kraft zum Selbstsein oszilliert,
ist mal schwächer, mal stärker, aus vielerlei möglichen Gründen.
Darunter eben nicht wenige Zusammenhänge mit äußeren, kulturellen
Umständen. Denn im Grunde kann kein Mensch auf Dauer ohne diese Kultur
zur Vollkommenheit gelangen. Menschliches Tun muß sich immer auf die Kultur
ausrichten, denn darauf IST es von Natur aus ausgerichtet. (Umso
schwerer wiegt der heute zu beobachtende Einbruch in die Integrität
einer Familie, einem gewissermaßen Kleinkulturraum, der in des Menschen
Eigenverantwortung steht wie zu bleiben hat; durch staatliche direkte
Eingriffe in die Familie - und dazu gehört in der Außenbeziehung (kein
Innen ohne Außen) das Wegnehmen der die Ehe schützende Institutionalität
- zerstört man deshalb außerordentlich wirkungsvoll die Stabilität
einer Kultur).
In der bloßen Tat also sind
Sündengewichte nicht so einfach festzumachen. Nur hier kann auch der
Einwurf der "Skrupulosität" gelten, die ja wieder ein Verstoß gegen die
Ordnung ist, weil sie selbst Urteil spricht. (Ein Beichtiger hat dem VdZ
einmal eine simple Wahrheit dazu gesagt: Der Mensch hat zwei Daumen,
jeder ist ein Gebot. Das eine ist das Gebot, nicht zu fallen. Das andere
lautet: Sofort wieder aufzustehen, damit sich keine falsche Haltung
verfestigt.)
Wer also meint, er könne ruhig einmal das siebte Gebot etwas vernachlässigen, immerhin kümmere er sich ja ums erste,
wird keinen Erfolg haben. Sondern baut in Vermessenheit auf ein Wunder,
in dem Gott seine eigene Schöpfungsordnung, die ja auch ein Weg des
Heiles ist, außer Kraft setzen müßte. (So sehr er das auch tun kann, und
in der Gnade sogar tut.) Jeder praktische Weg zur Vollkommenheit muß
also in den einfachsten Sünden beginnen, um auf dieser Jakobsleiter nach
oben zu steigen.
Der Weg führt über - den Leib. Damit über das Konkrete, damit über das zehnte Gebot, hinauf. Der Leib ist sogar mehr als nur eine Brille, durch die die Seele sieht. Er ist nach anderen, weltimmanenten (oder schlimmeren) Formen gestaltet, und zieht, wo er nicht angeeignet ist, in eigene, willkürliche, weltmateriale Richtungen. Er muß aus den Weltzufälligkeiten also losgeeist, muß dem Geist (der mehr ist als bloßer Wille, sondern v. a. Form, dynamis der idea ist) angeeignet und dazu der Wahrheit angeähnelt werden, als Tabernakel des Geistes, der er dann wird. Und im Sakramentalen sogar Tabernakel des Heiligen selbst wird, das in der Analogie sucht, und in der Gnade durch Gott selbst überhöht wird. Er ist der untrennbare zweite Pol des Menschseins, über die der Mensch an das Heil - das über die Inkarnation Gottes (Kult; Liturgie; Wahrheit) - angebunden ist. Wo der Geist den Leib nicht erfaßt, durchgestaltet hat, muß man also von Spaltung des Einen sprechen. Wer aber den Leib mißachtet, geringachtet, verfehlt als Ganzer das Heil, denn der Mensch ist nicht aufspaltbar. Wer meint, auch nur das kleinste, spätest gereihte Gebot ignorieren zu können, verfehlt deshalb den Einstieg ins Heil. Denn die späten Gebote beziehen sich immer ausschließlicher auf diesen Leib.
Der Weg führt über - den Leib. Damit über das Konkrete, damit über das zehnte Gebot, hinauf. Der Leib ist sogar mehr als nur eine Brille, durch die die Seele sieht. Er ist nach anderen, weltimmanenten (oder schlimmeren) Formen gestaltet, und zieht, wo er nicht angeeignet ist, in eigene, willkürliche, weltmateriale Richtungen. Er muß aus den Weltzufälligkeiten also losgeeist, muß dem Geist (der mehr ist als bloßer Wille, sondern v. a. Form, dynamis der idea ist) angeeignet und dazu der Wahrheit angeähnelt werden, als Tabernakel des Geistes, der er dann wird. Und im Sakramentalen sogar Tabernakel des Heiligen selbst wird, das in der Analogie sucht, und in der Gnade durch Gott selbst überhöht wird. Er ist der untrennbare zweite Pol des Menschseins, über die der Mensch an das Heil - das über die Inkarnation Gottes (Kult; Liturgie; Wahrheit) - angebunden ist. Wo der Geist den Leib nicht erfaßt, durchgestaltet hat, muß man also von Spaltung des Einen sprechen. Wer aber den Leib mißachtet, geringachtet, verfehlt als Ganzer das Heil, denn der Mensch ist nicht aufspaltbar. Wer meint, auch nur das kleinste, spätest gereihte Gebot ignorieren zu können, verfehlt deshalb den Einstieg ins Heil. Denn die späten Gebote beziehen sich immer ausschließlicher auf diesen Leib.
Der Leser möge
selbst weiter reflektieren, was hier nicht ausgeführt werden kann. Und - so mancher Beichtiger, der seine
Schäflein nicht führt, sondern sogar noch weiter ins Verderben stößt.
Indem er ihm Sündenreinheit bescheinigt, weil er ihnen erzählt, daß die späteren Gebote kaum wichtig seien. Dabei ist bestenfalls mancher
Lack, der viel größere Sünden verdeckt, ausgebessert. Denn Heiligkeit
ist mehr als aufgehübschter Glanz. Es ist die Offenheit für den Einbruch
der Wahrheit, der Schönheit, des Guten in die Welt, über das Instrument der Wahrheit: den Leib. Sie hat ihr Ziel im
ersten Gebot. Alle anderen Gebote hängen daran. Aber sie sind nicht
"weniger schwer", sondern sie enthalten die je oberen Gebote bereits in
sich, sind der Weg zu ihnen.
Nur
wer gegen das erste Gebot verstößt, verstößt
gegen das zweite, ja. Der gegen das dritte, ja. Der gegen das vierte. Der gegen
das fünfte. Der gegen das sechste. Der gegen das siebente. Der gegen das
achte. Der gegen das neunte. Der gegen das zehnte. Alle hängen sowohl
ontologisch wie psychologisch zusammen. In der Gewissensprüfung kann es deshalb gar nicht heißen: Gut, ich habe gegen das siebente, aber nicht gegen das fünfte verstoßen. Das ist nämlich ganz sicher der Fall, die Frage muß also sein: wo ist das, was ich nicht kenne? Genauso wie man sich zu fragen hat: Gut, ich meine mich im zweiten verstoßen zu haben - wo sind die nachfolgenden Gebote, gegen die ich DESHALB auch verstoßen habe, ja an denen es sichtbar wird?
Wer im zehnten Gebot steht, hat deshalb bereits gegen alle übrigen Gebote verstoßen, wer im ersten folgerichtig in allen folgenden. Gott möge ihm gnädig sein, nur das kann die Haltung sein. Denn nur von dort aus - aus einem zerknirschten Herzen - kann sein Weg zur Freiheit beginnen. Behüte uns Gott vor jenen, die meinen, sie wären ohne Sünde. Die immer ... die eine ist. Eritis sicut Deus. Seinsschein. Gottschein. Nichts verdanken, statt verdankte Teilhabe an Gott, dem Sein.
Die zehn Gebote sind keine Moralregeln, die alleine und nach verhaltenstechnischen Regeln zu befolgen wären, um zum Heil zu gelangen. Genau das tun sie nicht, als Moralismus (wie im Protestantismus, im Puritanismus) sind sie unbrauchbar und mißbraucht. Denn in der Erscheinung Gottes "in carno", im Fleisch, als Mensch, ist uns der ontologische Verweis gegeben: Heil gibt es nur über Gestalt, und damit über Gestaltwerdung. Das geht nicht über bloße Verhaltensregeln, über Technik also. Aber die zehn Gebote beschreiben die Anthropologie, das Wesen des Menschen in der Zeit. Sie sind Wegmarken, Hinweise.
Und deshalb nach wie vor gültige Regularien der Gewissensprüfung. Um zu zeigen, wo unsere Gestalt, unsere Anähnlichung an Christus, noch nicht ausreicht. Sie sind kein technisches Programm, das formell zu befolgen wirklich etwas bewirken würde. Auch die Juden mußten erlöst werden, gelangten nicht in jenen Zustand der Vollkommenheit, wie ihn erst die Kirche bedeutet. Als neues Jerusalem, als neue Schöpfung, als vollkommene Welt, die im Menschen, dem Abbild Gottes, verankert ist. Und deren Bestand als "Welt" in der Sinnlichkeit liegt. Als Band, das die Welt zusammenhält, als Schwester des Einbruchs der Ewigkeit in die Zeit: in der Schönheit, als Weltwesensbestimmung des logos. Und deshalb wagen wir in der Osternacht, auf die wir derzeit hinleben, als immer neu geschichtliches, reales Ereignis, die Schuld zu preisen. Erst sie, angezeigt durch die zehn Gebote, erst das Sprechen von ihr in der Beichte, macht uns bereit für die Gestalt des Erlösers, der in die Geschichte - ganz real - eintrat, und in der Erneuerung in der Liturgie real gegenwärtig und von der Schuld erlösend weil stellvertretend - als (Gott-)Mensch! - wirkt. Denn in der Welt wirkt nur Gestalt.
Wer im zehnten Gebot steht, hat deshalb bereits gegen alle übrigen Gebote verstoßen, wer im ersten folgerichtig in allen folgenden. Gott möge ihm gnädig sein, nur das kann die Haltung sein. Denn nur von dort aus - aus einem zerknirschten Herzen - kann sein Weg zur Freiheit beginnen. Behüte uns Gott vor jenen, die meinen, sie wären ohne Sünde. Die immer ... die eine ist. Eritis sicut Deus. Seinsschein. Gottschein. Nichts verdanken, statt verdankte Teilhabe an Gott, dem Sein.
Die zehn Gebote sind keine Moralregeln, die alleine und nach verhaltenstechnischen Regeln zu befolgen wären, um zum Heil zu gelangen. Genau das tun sie nicht, als Moralismus (wie im Protestantismus, im Puritanismus) sind sie unbrauchbar und mißbraucht. Denn in der Erscheinung Gottes "in carno", im Fleisch, als Mensch, ist uns der ontologische Verweis gegeben: Heil gibt es nur über Gestalt, und damit über Gestaltwerdung. Das geht nicht über bloße Verhaltensregeln, über Technik also. Aber die zehn Gebote beschreiben die Anthropologie, das Wesen des Menschen in der Zeit. Sie sind Wegmarken, Hinweise.
Und deshalb nach wie vor gültige Regularien der Gewissensprüfung. Um zu zeigen, wo unsere Gestalt, unsere Anähnlichung an Christus, noch nicht ausreicht. Sie sind kein technisches Programm, das formell zu befolgen wirklich etwas bewirken würde. Auch die Juden mußten erlöst werden, gelangten nicht in jenen Zustand der Vollkommenheit, wie ihn erst die Kirche bedeutet. Als neues Jerusalem, als neue Schöpfung, als vollkommene Welt, die im Menschen, dem Abbild Gottes, verankert ist. Und deren Bestand als "Welt" in der Sinnlichkeit liegt. Als Band, das die Welt zusammenhält, als Schwester des Einbruchs der Ewigkeit in die Zeit: in der Schönheit, als Weltwesensbestimmung des logos. Und deshalb wagen wir in der Osternacht, auf die wir derzeit hinleben, als immer neu geschichtliches, reales Ereignis, die Schuld zu preisen. Erst sie, angezeigt durch die zehn Gebote, erst das Sprechen von ihr in der Beichte, macht uns bereit für die Gestalt des Erlösers, der in die Geschichte - ganz real - eintrat, und in der Erneuerung in der Liturgie real gegenwärtig und von der Schuld erlösend weil stellvertretend - als (Gott-)Mensch! - wirkt. Denn in der Welt wirkt nur Gestalt.
*180216*