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Sonntag, 28. Februar 2016

Aus einem Brief an X (3)

Teil 3) Der bei Briefen des VdZ übliche Nachtrag - 
Unausbleiblichkeiten, und daraus folgend die wahrscheinlichen, 
aber wenig erfreulichen Perspektiven als Deutungshorizonte der Gegenwart





(Nachtrag) Wenn die Abschottung und Abwehr [Europas; Anm.] nicht von einer Reform/Regeneration in dem Sinn, wie ich ausgeführt habe, begleitet ist, kommt es zu einer Ideologisierung dessen, was vermeintlich - zum Ding werdend - den Bestand des eigenen bewirkt. Das passiert derzeit, wenn über geschlossene Grenzen, Polizeiverstärkung, Überwachungsintensivierung etc. etc. gesprochen wird. Was aber sollen die schützen? Den status quo der Kulturleere? Zäune und Mauern baut man nur, um Weltordnugn gegen Chaos abzugrenzen. Wo aber ist nun was?
Also wird Europa als nächstes, im dialektischen Prozeß, diese Leere bewußt werden. Ihr wird eine Rückwendung zu "Werten" folgen. Das wird sehr stark von den jungen Menschen ausgehen, die ja begreifen, daß sie ein institutionelles Gerüst brauchen, weil sie überhaupt keinen Halt mehr finden. Denn das sogenannte "Rechte" (in aller Definitionsschwierigkeit, denn das Wort ist mittlerweile ein symbolisches bzw. zum Symbol aufgeladenes Totschlagwort für alles und jeden geworden) ist eine dialektische Reaktion auf die Macht der in jedem Fall zerstörerischen weil anti-substantiellen Linken. Deshalb der oft "fliegende Wechsel" von Linken auf rechts.

Lustigerweise und dabei typischerweise wird also ein solcherart in der Notwendigkeit feststeckendes, nicht wirklich erneuertes Europa dann dem Islam GENAU DASSELBE entgegenstellen, was ihm im Islam als Bestandsbedrohung entgegentritt. (Houillebecq hat das übrigens auch recht richtig beschrieben.) Über weite Teile wird es sich sogar inhaltlich absolut gleichen: Kollektivismus, Familienfetischisierung, Religion bzw. Kult als Rationalisierung und Psychogenisierung ... Spätestens dann, also nach einer gewissen Zeit, werden diese beiden Richtungen (die sich natürlich nur mehrheitlich in Europa bilden werden, nicht bei allen gleichermaßen) ineinanderfallen.
Und dann? Dann wird es vermutlich zu einer wirklichen Katholikenverfolgung kommen, so wenige Katholiken es dann noch geben wird. Es kann nie zu wenige geben. Denn es geh um die Kirche. Sie wird immer das eigentliche feindliche Ziel der Weltimmanenz sein. Denn der Katholizismus als Gestaltpräsenz des Wahren, als Gestaltreligion, ist der Ideologie, dem Selbstvoluntarismus tödlich. (Er wäre das, was der Islam genauso macht: Eine Selbstkritik ist per se schon bestandsgefährdend; also muß sie strikt verboten werden.) Weltimmanenz aber kann sich nur in Ideologie manifestieren weil zur "Gestalt" abschließen.





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