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Mittwoch, 3. Februar 2016

Die Liebe im Inzest

Es ist natürlich Quatsch, wenn das Inzestverbot damit "begründet" wird, daß es Erbkrankheiten verhindere, und was an ähnlichem, dem Evolutionismus und Materialismus entsprungene Dummheiten es noch gäbe. Der Mensch sucht vielmehr in der Ehe "Ähnliches", Zupassendes, und er sucht es nach jenen archetypischen Menschen- und Weltmustern, die er in seiner Kindheit als Weltengrund erfahren hat. Also ist die Neigung zum Inzest gewissermaßen natürlich.

Das Wesen der Ehe liegt aber eben nicht darin, sondern hängt mit dem Wesen des Menschen als geistbegabtes, damit zum Geist gerufenes Wesen zusammen. Das ist es, was sich in der Ehe erfüllt, die deshalb keineswegs einfach auf einer Art "neutralen sexuellen Begierde" beruht, auch das ist bereits diesem naturalistischen Quatsch entsprungen, der vor allem im 19. Jahrhundert seinen Siegeszug antrat. Seither sucht man krampfhaft in allem "natürlich-biologische" Gründe. Dabei ist die Natur selbst nur Analogon, Verweis, Anlaß, aber nicht "Grund".

Vielmehr geht es um das personale Zueinander, wo in der Hingabe an das Du, das selbst aber wiederum mit in dieselbe Identitätsbestimmung hineingebunden wird, in der die eigene Person sich selbst zur Weltperson (Persönlichkeit) geschenkt erhält. 

Nicht "zum anderen" hin transzendiert sich aber der Mensch, das ist ein häufiges, leider sehr häufiges, aber falsches Ansehen. Sondern zum anderen ÜBER das Dritte, das beide verbindet - der Name, das Familiendach, die Ehe - auf welches dynamische Beziehungsbild hin beide sich je transzendieren. DURCH DIE KONKRETHEIT des anderen, der davon also nicht zu trennen, aber nicht "direkter" ontologischer Adressat ist, aber der nicht zu umgehende konkrete Weg dazu, also davon auch wiederum nicht zu trennen.

Und erst in dieser Idee, in diesem Bild, in dieser Gestaltdynamik bildet die menschliche Gesellschaft die Ideenwelt Gottes - die im Menschen gründet wie darein mündet - ab und macht damit die Welt zum Ordo Gottes, zu seinem Wiederbild, dem Analogon zum intertrinitarischen Geschehen in Vater-Sohn- (beide zu- und ineinander im) Hl. Geist. Genau darin liegt die vielgeschmähte, natürlich gar nie vorhandene "Sexualfeindlichkeit" der Kirche, die sich ja lediglich auf eine nicht in dieser Geist-Persönlichkeit gegründete Leiblichkeit bezieht, denn diese würde den anthropologischen Sinn der Geschlechtlichkeit (sic!) gar nie erfüllen.

Aus dem soweit Gesagten wird vielleicht dem Leser allmählich erahnbar, warum in hochstehenden Herrscherhäusern - der Extremfall waren die Pharaonen - die Inzestrate relativ hoch war. Denn diesem "einsamen" Dach, dieser Alleinstellung des Herrschers in seiner Nähe zu Gott konnte nur jemand entsprechen, der standesgleicher (familienanaloger) Geburt war. Und da blieben wie bei den Pharaonen meist überhaupt nur die Geschwister. Daß sich dabei bestimmtes Erbgut mehr als bei Ehen Familienfremder (die, siehe oben, im Grunde aber auch immer ein Grenzgang auf der Suche der Herkunftsfamilie sind) potenzierte, im Guten (!) wie im Negativen, ist naheliegend.

Gerade im Katholischen herrschen über die Ehe aber oft gleichfalls schon bedrückend falsche und irreführende, gar scheinfromme oder gar frömmelnde Ansichten, die noch dazu mit "Liebe" verklärt werden, die aber nur eine Transformation derselben Ich-Sucht und damit Gestaltlosigkeit sind, die die Welt ohnehin bereits bis zur Nichtung bedrängen. 

Ohne dieses Tertium, ohne diesen Namen, dieses "Dach" der Ehe, weil Identität, versinken beide, wenn sie sich "direkt" suchen, aber im Nichts. Auch im Nichts aus Liebesbereitschaft, weil nur das Erkannte geliebt werden kann. Ohne Tertium aber, das über beide rinnt wie eine über beide ausgeschüttete Schüssel - kein Erkennen. Denn alles was ist erhält erst daraus (weil DARIN) seine erkennbaren Eigenschaften. Und in diesem Gestaltgefüge sind Mann und Frau einander Christus - Kirche, Samenspender und Empfangende, in ontologisch klarer Zueinanderstellung, auf die das Biologische NUR HINWEIST, das aber damit überhöht, in seine eigentliche Aufgabe gestellt wird.

Deshalb ist auch ethnologisch eindeutig festzustellen, daß Inzest überall dort fehlt, wo die kulturelle Gestalt, das institutionalisierte Gefüge der Gesellschaft von hoher geistiger Verankertheit ist. Während Inzest selbst eindeutig die Absenz von Geist (der nur über die Leiter der Gestalt erreichbar ist) und damit Persönlichkeit erzählt, und damit eine Degenerationseigenschaft ist. Weil kulturelle, konkrete Gestaltenarmut die niedere Schwelle der Bindung an diese Gestalten (als Beziehungsformen) die Schleusen für Inzest öffnet, weil keine das Zueinander prägende Gestalt da ist.







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