Ein Priesterdrama in bester Bernanos-Tradition:
"Am Sonntag bist Du tot".
Ein Priester in einem irischen Dorf erhält (gleich zu Beginn des Films) im Beichtstuhl die Ankündigung, daß er am nächsten Sonntag getötet werden wird. Das Beichtgeheimnis bindet ihn, sodaß er nur sehr persönliche Nachforschungen anstellen kann, wer denn der Täter sein könnte.
Gezeigt wird eine zerbrechende und zerbrochene Welt eines irischen Dorfes, und der Versuch eines Priesters (Brendan Gleeson als spätberufener, der sich nach dem Tod seiner Frau - sie haben eine Tochter - weihen ließ), das Bleibende aufrechtzuhalten. An dem sich die Welt wieder aufrichten kann, ja das die Welt überhaupt trägt. Denn die Wogen der Gegenwart vermögen es nicht. Sie zeitigen nur fragwürdige Ergebnisse. Von denen jeder weiß, daß sie nicht tragen, auch wenn sie groß und laut und schillernd sind.
Aber nicht nur Gleeson glänzt, insgesamt zeigen sich großartige schauspielerische Leistungen. Was bei einem solchen Drehbuch und bei einer so stringenten, thematisch klaren filmischen Auflösung auch möglich wird. In der das Hauptthema aber unausgesprochen bleibt. Es wird nur gezeigt. So spielt alles den Schauspielern in die Hände, beleuchtet deren Dasein, und hebt sie insgesamt in eine dargestellte Figur. Und so bricht auch aus dem scheinbaren Typentheater Irlands, das sich
hier zeigt und das schon durch die aktuellen Bezüge - auch dieses Dorf ist in die globalisierte Welt verwoben - glaubwürdig wird, die tragende Linie ihre Bahn. Sie zeigt sich am Schluß.
Diese dichte Atmosphäre, die in dem Film geschaffen wurde, das Licht das sie auf die Schauspieler wirft, dazu die stringente Geschichte - alles das mag auch die FAZ in einer recht oberflächlichen Kritik dazu verleitet haben, Stereotype zu sehen. Aber es sind keine. Vielmehr haben wir uns schon angewöhnt nicht mehr zu sehen, wie - letztlich, eigentlich - einfach die wirklichen Konflikte sind, in denen die Menschen stecken. Das Leben ist nur an der Oberfläche vielfältig und "bunt". Das Darunter ist aber in wenigen Linien zeichenbar. Und sieht man es als Künstler, so wird es so offensichtlich und wahr, daß der heutige Betrachter es als stereotyp abtut.
Denn der heutige Mensch würde gerne so tun, als wäre alles viel komplizierter, und zwar gerade bei ihm. Aber - das ist es nicht. Das ist es nur, wenn man sich weigert, das Eigentliche zu sehen, das Wirkliche. Die Vielfalt der heutigen Lebensentwürfe ist nur ein Schein.
Das alles noch dazu vor dem Hintergrund einer sündigen Kirche, an der die Menschen irre gehen, von der sie sich enttäuscht losreißen und mit der sie sich nicht mehr identifizieren wollen. Wollen. Es ist aber weit mehr, und es auf die in Irland besonders dramatischen Mißbrauchsfälle zu reduzieren wird dem Film bei weitem nicht gerecht. Sondern es wird die Kirche gezeigt, die sich in einer Welt befindet, die aus allen Fugen geraten ist. Vielleicht aber auch immer war. Aber sie ist die Säule. Trotz allem, und trotz ihrer zerlumpten Kleider und versagenden Gestalten.
***