Teil 2) Die 10 Gebote im Einzelnen -
Eine Jakobsleiter, deren Richtung nicht verkehrt werden kann
Das 1. Gebot - Du sollst an einen Gott glauben - enthält das 2. in sich: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
Denn des Menschen Leben ist zur Ehre Gottes geschaffen, als Eben- weil
Abbild in besonderer Weise. In der Ehrung seines Namens wird der Sinn
der Schöpfung erfüllt. Das führt zum 3. Gebot, der Ordnung der Welt, die von Gott ausgeht, und deren Quelle der Tag des Herrn
ist. Er ist Herr über die Zeit, und er macht die Zeit - zuerst und vor
allem über die Tageseinteilung, von ihm geht alle menschliche Kultur
aus, die Lebensform und -hülle des Menschen. Diese Ordnung der Kultur
ist in der Herkunft begründet, in der Quelle, jenem Ort, von dem alles
weitere konkret irdische Leben ausgeht - damit im 4. Gebot, die Eltern zu ehren, auf daß Du lange lebest und es Dir wohlergehe auf Erden.
Denn alles, was der Mensch hat, hat er erhalten. Und er erhält es
grundlegend über seine Eltern. Wer aber seine Herkunft nicht ehrt, wer
nicht begreift, daß er alles erhielt und erhalten muß, dem wird der
Nächste Feind. Denn ohne eingehaltene weil übergebene Ordnung fehlt dem
Menschen sein Platz. Er beginnt, den anderen zu bekämpfen, im Ringen um
den richtigen Platz.
Die Sünden des 5. Gebots werden schlagend, im direkten leiblichen Mord,
im Rufmord, im Mobbing, in der verleugnenden Ignoranz des anderen. Aus
dieser Selbstaneignung der Welt, die bereits weit in die
Funktionalisierung reicht, folgt das 6. Gebot, die Sünde gegen die Keuschheit,
die aus dem fünften Gebot heraus motiviert ist. Sie ist ein
Fragmentieren der eigenen Ganzheit, und das Scheinleuchten von
Weltfreude, die die fehlende Ordnung aus sich nicht mehr erbringen
würde. Im sechsten Gebot wird die subjektive Ganzheit zertrümmert. Sodaß
das 7. Gebot direkt hereinreicht und folgt, das Verbot des Diebstahls.
Der bereits in den vorherigen Geboten geschieht, dere Verweigerung
immer Diebstahl, Mord und Unkeuschheit in sich trägt, nun aber zur
Eigenkraft wird.
Um in der Lüge, dem 8. Gebot,
vollkommen zu werden. Die grundlegenden Elemente der Ordnung sind
verfehlt, nun muß eine Scheinwahrheit gezeugt werden, die diese
Scheinordnung zur täuschenden "Wahrheit" fälscht. Auch sie ist in allen
vorherigen Geboten also bereits enthalten, und in ihr wendet sich der
Mensch gleichermaßen von sich und seiner Zerfallenheit weg auf das
Außen. Eine psychologisch unausweichliche Folge, um das gewußte innere
Fehlen ins Außen zu lagern, zu einem "Ding" zu machen - zur künstlichen,
technisch hervorgepreßten Welt, in der Form einer Scheinwahrheit. Und
aus dieser Lüge, in der die verfehlte Ordnung, das diebhafte
Davonschleichen mit einer Scheinordnung versiegelt werden soll, folgt
notwendig das Begehren des nächsten Weib, im 9. Gebot, als
Versuch der willkürlichen, nicht der Ordnung der Ideen Gottes, die
Beziehungsordnungen sind, entsprungenen Menschwerdung auf Erden. Der
eigenen Lügenordnung folgt nämlich folgenotwendig die Zerstörung der
rechten Ordnung in der umgebenden Welt. Also auch samt der Folge, des Nächsten Hab und Gut zu begehren, im 10. Gebot.
Alle
diese Gebote sind wiederum in den vorderen Stufen bzw. Geboten bereits
enthalten und logische Folge. Im 10. Gebot vollendet sich denn auch die
Nichtung der Schöpfung, weil es die menschliche Kultur endgültig
zerstört. Wo der Eigentumsbegriff gestört oder unvollkommen ausgebildet
ist, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, daß es in allen vorherigen
Geboten bereits mangelt.
Zugleich aber wird etwas anderes damit ausgesagt: Daß der Kampf gegen die Sünde nicht eine bloß individuelle Angelegenheit der direkten Bekämpfung von Neigungen und Taten ist. Auch wenn das nicht ausbleiben kann, im besonderen in der Vermeidung auch am effektivsten zu führen ist, so wird aus der Hingeordnetheit des Menschen auf eine kulturelle Ordnung - er ist immer Teil einer Kultur, aktiv wie passiv, empfängt sich aber zuerst aus ihr in der Konkretion - bedeutet, daß es die Kultur selbst ist, die die Ordnung Gottes wiederspiegeln muß (sonst ist sie gar keine Kultur), um so den Menschen zu seiner Selbsterfüllung zu geleiten, immer abhängig von seinem freien Willensentschluß. Denn das persönliche Schicksal kann und darf nicht erzwungen sein, der Mensch als Abbild ist auch notwendig zur Freiheit gerufen. Aber eine Kultur hat daraus folgend auch die Pflicht, die Wirkung von Willensentschlüssen zu verhindern, die sich gegen diese Ordnung richten.
Morgen Teil 3) Die 10 Gebote - Eine vollkommene menschliche Psychologie,
und der Bauplan der Kultur
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