Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 25. Februar 2016

Von der Glorie zur Schande (2)

Teil 2) Wer aber heute unter dem Krummstab gut lebt? - 
Verrat an den Menschen!




"Unter dem Krummstab ist gut leben" galt noch bis in den Barock überall als Devise: Kirchenpachten waren gesucht, denn nur dort herrschte Verständnis auch bei den häufigen Jahren schlechter Ernte (und Abgaben, der "Zehent", waren Naturalabgaben; der VdZ hat selbst Einblick in Jahrhunderte klösterlicher Zehentbücher halten können), nur dort wurde auch einmal eine Pacht erlassen, und gar nicht selten, nur dort wurde auf persönliche Schwierigkeiten und familiäre Notstände Rücksicht genommen. Und umso lieber gab man, wenn es darum ging, einen Dom zu bauen, dem Herrgott eine Antwort in Kunstgegenständen zu geben. Es war nicht Ausnützung oder Mißbrauch, es war ehrliches Wollen der Menschen. Anders wären diese Schätze, die die Kirche hat, niemals zustandegekommen.

Es ist eine wahre Schande, daß die ganz wenigen Beispiele, wo auch Kirchenfürsten ihre Untergebenen auspreßten, das Gesamtbild so trüben konnten. Die Wirklichkeit sah anders aus. Der Kirche und ihren Aufrufen verdankt Europa die doch noch gefundene Fähigkeit zum Widerstand gegen den anbrandenden Islam, über die Kreuzzüge über Lepanto bis zu Wien 1683. 

Und das blieb bis in die Neuzeit so. Selbst da noch war die Kirche die letzte Bastion gegen den Absolutismus, der siegreichen Stufe einer alles abstrahierenden Zentralmacht gegen die Verortung, das Prinzip der Erlösung. Der Papst reiste sogar extra nach Wien, um Kaiser Josef II. in die Schranken zu weisen.

Was ihm aber schon nicht mehr gelang, zu schwach war die örtliche Kirche bereits - gekauft, gekauft um dreißig dreckige Silberlinge, so ist es, so war es, gekauft um das Versprechen der Verbeamtung, der Schmerbäuche und iPads und Twitter- und Internetverbindung für eine virtuelle Kastratenblogozese. Die einzigen, die sich unter Josefs "Reformen" noch ihr Scherflein retten konnten, waren ... die Bischöfe, die ihre Tafelgüter und damit ihre üppigen Tafeln behielten. Josef schuf deren sogar mehr, denn er wußte schon, was er tat. Leider. 

Hitler hat nur noch vollendet, was ihm Josef bereits am Tablett aufbereitet hatte. Über dieses Stadium ist die Kirche nämlich nicht mehr hinausgekommen.

Das eine war aber damals. Als Europa schon einmal von Invasionswellen aus Niedrigstkulturen überschwemmt wurde. 

Und heute? Die historischen Bedingungen sind nahezu ident. Was sich aber völlig gedreht hat ist das Verhalten des Klerus. Die Kirche, repräsentiert durch den Klerus und "Kirchenlaien", kriecht der Macht in den Allerwertesten wo sie sie nur findet, glücklich irgendwo im Konzert der Pseudowichtigkeiten mitquaken zu können. Nirgendwo gilt technizistische Funktionalität so viel, ist jede in den ideae Gottes verankerte Gestaltenordnung ausgehebelt, ja die Kirche ist längst Vorbild für Zerfall, Ungerechtigkeit und Niedertracht, für den Wolf im Schafspelz. Sie ist eine Kirche der Emporkömmlinge geworden. 

Schon diese Einsicht erhellt enorm viel - sie verhält sich auch so.

Und sie läßt deshalb die Menschen völlig im Stich. Ja, sie lädt ihnen Lasten und Moralia auf, die sie nicht tragen können, um sich ihre Pfründe zu sichern, so ist es in Wahrheit. (Denn wenn auch nur ein Bischof behauptet, er würde Moral bzw. Ethik in jedem Fall über formale Kirchenexistenz stellen, dann wird ihm der VdZ Gegenbeispiele liefern, daß jenem die Ohren wackeln, zumindest am Tag des Jüngsten Gerichts. Und es sind gerade oft die sogenannten Frommen, ja gar die sogenannten Konservativesten, denen hier jede Hose ausgezogen gehörte.) 

Um sich dabei selbst ins Licht einer abstrahierten "Humanität" stellen zu können, die niemand mehr versteht, weil sie an der Menschlichkeit genau dort vorbeigeht, wo sie aber beginnen müßte: In der Liebe zu den Hiesigen, in der Liebe zur Heimat, in der Stärkung der Verortung, in der Hingabe für die hiesige Kultur. Denn DORT ist der Platz der Liebe. Nicht in der abstrakten Fernstenliebe zu Menschen, von denen jeder Blinde mit Krückstock weiß, daß es ihnen nicht um Not und Verzweiflung geht, sondern um einen Weg, ein um sein Überleben immer noch kämpfendes Volk auszunützen.

Wer möchte mitraten, in welchem Stand der Glaubwürdigkeit die Kirche hierzulande in zwanzig Jahren dastehen wird? Die das ihr anvertraute, ja ihr ehelich zugeschriebene Volk so schmählich im Stich läßt, nein: verrät, und zwar vor Gott?

Die Geschichte wiederholt sich, Spengler oder Nietzsche hatten nur Unrecht weil sie meinten, es könne nicht anders sein. Es könnte. Immer. Doch diesmal scheitert die Kirche grandios. Die Geschichte läuft in dieselbe Schleife, in der sie bereits war. Und wir sitzen erste Reihe fußfrei, sofern wir noch Füße haben, denn es ist die Kirche, die sie uns abschlägt. Doch diesmal wird sie genau anders ausgehen. Man kann sich Europa in fünfzig Jahren bereits vorstellen.

Es ist eine Schande. 

Es ist eine Schande vor Gott. Deren Zeche wieder die einfachen Menschen zahlen. Jene, die in der Sühne dem Heiland verbunden leben.





***