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Dienstag, 21. November 2017

Auf frischer Tat ertappt

Wenn Hadmut Danisch in seinem Blog über die Geisteswissenschaften herzieht, was er immer wieder tut, entblößt er seine nicht gerade beste Seite. Gut, ja, über Gender und weiß der Deibel was für Sumpfblüten läßt sich schwer streiten. Aber ein solides Grundstudium in Philosophie würde dem guten Mann sehr gut tun. Nicht jeder, der eine scharfe Zunge der Kritik hat, hat auch Recht. Und der Techniker Danisch hat in vielem sehr oft Unrecht, was sich in mancher gravierenden Fehleinschätzung äußert. Aber das behalten wir vorerst für uns. 

Wo der Berliner wirklich gut sein kann, ist im schlichten Aufzeigen. Und da weist er auch jüngst auf etwas hin, das von der Methodik her weit größere Beachtung finden sollte. Denn die Lüge entlarvt sich über kurz oder lang immer selber. Man braucht oft nicht mehr als Geduld. Und ein gutes Erinnerungsvermögen. Und ein gutes Archiv.

Nach den enormen Vertrauens- und Einflußverlusten, nach Verkaufszahlen im freien Fall, haben sich in den letzten beiden Jahren die Medien nämlich bekanntlich selbst an die Brust geschlagen. Sie wären zu parteiisch gewesen, und hätten ihre Pflicht zu objektiver Berichterstattung verletzt, hätten sich zu sehr an dem orientiert, was sein solle, nicht an dem was ist. Gerade Die Zeit hat sich da besonders hervorgetan, und es mit einem Stop des Niedergangs der Auflagenzahlen belohnt bekommen. Ob aber mit Recht, läßt sich bezweifeln. 

Denn Danisch zeigt, daß auch Die Zeit ihre eigentümlich parteiische Berichterstattung alles andere als eingesargt hat. Und das zeigt sich an zwei Artikeln, der eine ist aus 2015, der andere aus 2017, kurz vor der Bundestagswahl. Beide thematisieren das - vorgeblich oder tatsächlich - äußerst niedrige Bildungsniveau der Zuwanderer. Interessant ist der Wandel. Auf Twitter sieht das so aus:





2015 hat der (offenbar vom Medium als politisch unverdächtig eingeschätzte) Bildungsökonom Ludger Wößmann in der Zeit geäußert, daß zwei Drittel der Zuwanderer der letzten Jahre eine frappierend schlechte Schulausbildung hätten. Das sei quasi wissenschaftlich. Zwei Drittel können kaum lesen und schreiben, und auch vorgewiesene Bildungszertifikate ihrer Herkunftsländer seien oft wenig wert.  
2017 hat Alice Weidel die selbe Äußerung gemacht. Aber diesmal fährt ihr Die Zeit über den Mund. Das sei eine typische Fake News der Rechten, die Wissenschaft spreche eine andere Sprache. 

Dazu muß man nichts mehr sagen. Solche Dinge passieren am laufenden Band, man hat sie seit vielen Jahren permanent erlebt. Und es hat sich nicht nur nicht geändert, es hat sich offenbar sogar verschlechtert. Die Sünde wiegt bei dem weit schwerer, der um sie weiß. Jeder Medienkonsument mit einem Rest von Wahrheitsgefühl und Gewissen (wo die Erinnerung eine meist völlig unterschätzte Rolle spielt) weiß das. Aber er ahnt es mehr als er es belegen könnte, denn wer tut sich den Tort an, das zu dokumentieren? 

Genau das aber sollte man tun. Denn solche Beispiele brauchen keine weitere Diskussion mehr. Sie zeigen, woran wir mit den sogenannten Leitmedien wirklich und unverändert sind. Die sich da allen Ernstes den Kopf zerbrechen, wie die AfD zu verhindern wäre. Als ob das die Aufgabe einer - objektiven - Berichterstattung wäre.

Wer da aber auch noch glaubt, daß Sünde nur ein Begriff für verstaubte Katechismen wäre, dem fehlt schon gewaltig viel am Begreifen der Wirklichkeit. Und hat keine Ahnung, was es mit dem Vertrauen auf sich hat.






*251017*