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Dienstag, 14. November 2017

Hatte Hitler in allem Recht? - Die Versuchung des Funktionierens (2)

Teil 2)




Bei den nun folgenden Texten handelt es sich im Wesentlichen um eine freie Übertragung des Kommentars, der dem am Ende der Ausführungen folgenden Film unterlegt ist. Er ist eine Darstellung - oder eine angebliche Darstellung - der Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches, wie sie ab 1933 implementiert wurde. Wir werden immer wieder im Text, aber vor allem am Ende einen Kommentar geben, der zeigt, daß es sich hier um eine verblüffende Vorwegnahme vieler auch heute üblicher oder für gut geheißener Maßnahmen ist, die aber als prinzipiell falsch gelten müssen. Warum? Eben NICHT, weil einzelne Maßnahmen falsch sind. Sondern weil sie von einem Staatsverständnis ausgehen, in dem der Staat sich seine Volkswirtschaft MACHT. Dieses Problem heutiger Politik ist also keineswegs neuesten Datums, es hat sich seit der Renaissance mehr und mehr aufgebaut. Wo die Sichtweise eines Volkes, eines Staates ALS MECHANISMUS, ALS MASCHINE entwickelt wurde.


Die theoretischen Grundgedanken zur deutschen Wirtschaft, die die Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten prägte, gehen davon aus, daß der Liberalismus der Hauptfeind einer gesunden deutschen Wirtschaftsordnung darstellt. 

Deren Hauptagenden waren folgerichtig:

  • Wertschätzung der menschlichen Arbeit
  • Schutz der europäischen Völker und Ethnien
  • eine Wirtschaft, die auf Warenaustausch beruht, um den internationalen Goldstandard abzulösen, als Kampf gegen die Globalisierung (die aus sich heraus auf Geldwirtschaft abzielt.)

In diesen Grundansätzen findet sich also noch weitgehende Übereinstimmung mit der christlichen Soziallehre. Sie war aber schon der Realität geschuldet. Die Reparationszahlungen Deutschlands haben seit Versailles mehr und mehr den gesamten Goldbestand aus Deutschland abgezogen, weil die meisten Zahlungen in Gold zu leisten waren. Weil der internationale Warenverkehr in Gold abgewickelt wurde, und Deutschland auch oft keine andere Wahl gelassen wurde als Importe mit Gold zu zahlen, mußte eine Politik einen Ausweg finden. Und das geschah durch das Bestreben, Gold zu "sparen". Vereinfacht gesagt blieb kaum eine andere Wahl als Ware gegen Ware, Importe gegen Arbeit also gegenzuverrechnen. Sich dabei auf "Arbeit" als eigentlich wertschaffendes Element zu stützen deckt sich also fast zufällig mit einer metaphysisch-realistischen Sicht von Wirtschaft, vor allem aber von Geld. Selbst wenn die Sichtweise manchen stören mag: die Politik des Dritten Reiches war in vielem einer Auswegslosigkeit geschuldet, trug in vielem den Charakter einer Notwehr. 

Der Anti-Globalisierungsaffekt, den man in dem Film Hitler als positive Leistung zuschreibt, hat also seine Wurzeln viel tiefer, und er deckt sich auch mit der katholischen Soziallehre. Was heute leider oft vergessen wird. Er wird in Deutschland umso sichtbarer, als das Land in ausgesprochen schwacher Verfassung war und sich Globalisierungseffekte besonders hinderlich einer Gesundung gegenüber darstellen mußten. Denn ein globalisierter Kapitalismus, und auch das wird oft vergessen, hat den Liberalismus in dem Augenblick entdeckt, als er England (von wo er ausging) deshalb nützlich war, weil man das Land mit einem rigoristischen Protektionismus zu einer Stärke geführt hatte, die allen übrigen Staaten überlegen war. Deshalb mußten die Grenzen anderer Volkswirtschaften aufgeweicht, aufgebrochen werden. In China etwa geschah das ganz konkret und mit Militärmacht, und stürzte das Land in ein ungeheures Desaster, führte dort also fast zwangsläufig zum Kommunismus Maos, der sofort die Grenzen wieder dicht machte und Autarkie als Rezept ausrief. Ganz ähnlich ... wie Hitler-Deutschland. 

Ausgangspunkt war die reale Zahlungsunfähigkeit des Landes. Mit deren Folgen wie Massenarbeitslosigkeit, kommunistische Unterwanderung und Dominanz des Auslandes über Deutschland. Dazu kam von allem Anfang an eine starke Gegnerschaft aus dem europäischen Ausland, die sich allen Plänen, diese Probleme zu beseitigen, widersetzten. 

Denn Deutschland wurde zur lebendigen Antithese gegen die Demokratie, und das gerade in einem Europa, das den Triumph der Demokratie ausgerufen hatte. Die Mittel, um Deutschland zu sanieren lagen aber zu großen Anteilen in der Hand früherer Feinde, die den Nationalsozialismus als unfundiertes Sozialprogramm bezeichneten, das nur der Sichtweise eines einzigen Mannes entsprungen war.

Deshalb lag es im Interesse der Nationalsozialisten, die deutsche Politik mit europäischen Praktiken und Gepflogenheiten zusammenzubringen. Denn sie glaubten, daß ihre Ziele mit der gewünschten Entwicklung aller europäischen Völker in Übereinstimmung waren. So bildete sich in Mitteleuropa eine starke Allianz im Kampf gegen den Globalismus. Dazu wurden die europäischen Demokratiekonzepte als Europa fremd und unmoralisch in Gegensatz gestellt, denn die Demokratie würde unausweichlich in einen Krieg führen. Denn eines der wirksamsten Mittel in der Demokratie war die Propaganda. Und Propaganda war auch einer der Hauptfeinde, denn sie schuf nicht nur im Ausland ein abträgliches, dämonisiertes Bild von Deutschland sondern rechtfertigte auch selbst die ruchlosesten Mittel, um Deutschland zu zerstören. Indem sie in den USA und Großbritannien ein stark simplifiziertes Bild als "die Guten" schuf. Während sie die Politik in Deutschland mit vielerlei Verleumdungen als Ausgeburt des Bösen darstellte. 

Das Geschichtsbild über Deutschland ist bis heute mehr von der Unterhaltungsindustrie geprägt, als von der Sichtweise von Historikern, geprägt von Emotionen, nicht von historischen Fakten.

Aber muß man sich nicht fragen, warum die Demokratie, die nach 1919 in ganz Europa eingeführt wurde, innerhalb von 20 Jahren überall wieder abgelöst wurde? Praktisch alle Länder gingen wieder zu autoritären Regierungsformen über. Viele dieser Länder standen dabei in engem Austausch mit Hitler-Deutschland. Denn dort war der Kampf gegen den kulturauflösenden Liberalismus bereits ausgeprägt und als politisches Programm ausformuliert.

Hier wird etwas sehr Großes, Wahres, gelassen ausgesprochen. Denn es kann keine Frage sein, daß die Entstehung der europäischen Faschismen mit zwei Tatsachen direkt in Zusammenhang steht: Dem Zerfall der Gesellschaftsordnungen samt dem folgenden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Chaos nach dem 1. Weltkrieg, und dem Entstehen der kommunistischen Parteien (insbesonders in Folge der russischen Revolution von 1917) die sich zur Weltherrschaft berufen fühlten. Auch in Deutschland machten die Kommunisten (die noch 1933 sehr hohe Stimmenanteile bei den Wahlen erreichten) keinen Hehl daraus, daß sie die Demokratie nur deshalb und so lange brauchten, bis sie an der Macht waren, um dann reinen Tisch zu machen und die Weltrevolution anzugehen. Von Berlin aus, wie es die kommunistische Internationale in Moskau quasi beschlossen hatte. Wer diese historischen Tatsachen ignoriert, wer meint und behauptet, daß der Nationalsozialismus eine Einzeltat und ein Singulärereignis war, wird nie zu einer realistischen Sichtweise der deutschen und europäischen Geschichte kommen. 

Wenn also auch dem Videotext in vielem (vor allem in vielen Details, in vielem was man nur mit "Idealisierung posthoc per ante" bezeichnet werden kann) nicht zuzustimmen ist - hier ist ihm zumindest dem Sinn nach zuzustimmen. Das Gesagte gilt auch für die nächsten Passagen, wo sich manch Richtiges mit manch Falschem (s.o.) kunterbunt mischt.

Nationalsozialismus war aber keineswegs ein spontanes Phänomen, das damals entstanden war. Seine geistigen Wurzeln liegen 200 Jahren früher verankert, in dem seit der Romantik aufkeimenden Bewußtsein um ein deutsches Volk. Hitler erfand also nichts, sondern gab diesen Ideen eine Form, griff sie auf und machte sie zur Politik. Die Opposition mit der Hitler es zu tun hatte war hauptsächlich eine Reaktion auf den unlösbaren Widerspruch zwischen dieser Strömung und den weltweiten universalistischen Entwicklungen der damaligen Zeit. Und war getragen von einer breiten Zustimmung im Volk, das sich in diesem Kampf sah. Die Macht, die Hitler im Volk hatte, war mehr oder weniger eine logische Konsequenz aus dieser Zustimmung im Kampf gegen die Globalisierung, ja gegen die Moderne.

Und gegen das internationale Kapital, in dem diese Moderne sich manifestierte. Indem es in den internationalen Kommunismus und Kolonialismus investiert hatte, wurde ihm Deutschland zum Feind. Unter ihrer Ägide hatte sich im Westen ein Liberalismus breigemacht, der ihren Interessen freien Lauf ließ, verborgen unter dem Versprechen von "Freiheit". Dazu wurden nicht nur überall bestehende, tradierte kulturelle Normen beseitigt, sondern auch der spezifische Geist jedes Volkes (als Nation) ausgelöscht werden. Indem so der innere Zusammenhang der europäischen Kultur aufgelöst wurde, konnte die Globalisierung beschleunigt werden.

Hitler bezeichnete deshalb einmal den modernen Liberalismus als Entführung und Entwendung der europäischen Kultur. Deshalb hatte er das Ziel, Deutschland unabhängig und autark zu machen. Die Souveränität von Nationen wurde zum Parteiprogramm. Denen der Liberalismus als sozialer Mechanismus gegenüberstand, der die Kraft und Selbstbestimmung des Individuums in den Vordergrund stellt, dabei aber über Jahrhunderte die bestehenden monarchischen Systeme am Leben gehalten hatte. 

Das kann ja wohl bestenfalls für den Niedergang der Monarchien im Absolutismus gelten.


Dem stellt der Nationalsozialismus gegenüber, daß die zügellose Freiheit des Liberalismus immer zu Mißbrauch führt. 

Auch hier decken sich die Ausführungen noch weitgehend mit der Kritik, die aus katholischen Kreisen laut wurde und ihre Begründung in der katholischen Soziallehre finden. Und sogar in der Encyclika "Rerum novarum" seinen expliziten Lehrniederschlag fand. Die Zustimmung der Kirche zu Hitler hatte also in vielem einen sehr realen Grund - der Übereinstimmung von politischem Programm und katholischer Soziallehre, die in den 1920er Jahren (erstmals aber schon vom Mainzer Bischof von Ketteler 1890 aufgegriffen) angesichts der Gefahr eines weltumspannenden Kommunismus (für den noch Stalin bis 1939 meinte, daß er von Berlin ausgehen müsse) das Problem der Arbeit angesichts eines wild ausschießenden Kapitalismus mit seiner entwurzelnden Globalisierungstendenz endlich aufgriff. 

Indem er alles auf jeweilige menschliche Initiative und Durchsetzungskraft zurückführt, schafft er Systeme der Abhängigkeiten, sowohl im persönlichen, sozialen wie auch im wirtschaftlichen Leben. Das Fehlen von Kontrollen durch den Staat in der Demokratie macht es einer herrschenden Klasse möglich, die Wirtschaft, die Medien und die gewählten Volksvertreter zugunsten ihrer Eigeninteressen zu manipulieren. Mit anderen Worten: In den Demokratien gibt es keine Mechanismen der Verantwortung. Es entscheidet immer nur die Anonymität des Augenblicks, und es gibt keine Möglichkeit, jemanden zur Verantwortung zu ziehen. Das wirkt wie eine Einladung zu politischer Sorglosigkeit, Fahrlässigkeit, Korruption und Mißwirtschaft.

Und tatsächlich war in Amerika Korruption so weit verbreitet, daß sie in den Augen der Bevölkerung bereits zur Alltagserscheinung wurde, über die sich niemand mehr aufregte. Man sah Mißwirtschaft vielmehr als natürliche Begleiterscheinung der Regierung an. Demokratie hatte deshalb versagt, weil sie ein Produkt des Liberalismus war.



Morgen Teil 3)






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