Bis in die Neuzeit war es in Europa so, daß der Preis eines Produkts sich (auch, aber unhintergehbar) danach bemaß, wieviel der Arbeiter (als Hersteller) für seinen Lebensunterhalt benötigte. Und zwar nicht nur er, sondern auch seine Frau und seine Familie, in der auch unweigerlich unproduktive Menschen eingeschlossen sind. Dazu gab es eine Reihe von Schutzmechanismen, mit denen die Landesobrigkeit dafür sorgte, daß das Volk solcherart gedeihlich leben und arbeiten konnte. Nicht zuletzt war dies der Sinn der Zunftordnungen, aber auch der Sinn von Zöllen und Wegezöllen.
Mit der Neuzeit aber veränderte sich das Bild. Mehr und mehr wurde die Arbeit zur Ware, mehr und mehr wurden Arbeiter (und darin sind alle arbeitenden Menschen eingeschlossen, also Handwerker, Kleingewerbetreibende, Lohnarbeiter und Bauern, die man heute auf jeden Fall dazu nehmen muß) zu Konkurrenten, die einander mit dem Gebot der Existenznot so lange unterboten, bis sie sogar ihren Lebensbedarf unterschritten.
Was der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Kettler 1864 in "Die Arbeiterfrage und das Christentum" niederschrieb hat nichts von seiner Aktualität verloren. Er sprach erstmals an, daß sich die Wirtschaft in unseren Ländern auf eine Weise entwickelt hat, die den Prinzipien des Christentums nicht mehr entspricht. Auch wenn das oft behauptet wird. Es sind Lügen, schreibt er, mit denen die freiheitlich-liberalen Kräfte und (praktisch sämtliche) Parteien lediglich den Weg für ihre egoistischen Machenschaften freihalten wollen. Denn sie sprechen von Gemeinwohl, meinen aber immer das Wohl der Partei.
Der arbeitende Mensch ist deshalb in einer höchst bedrängten Lage, die für einen Christen unerträglich sein muß. Er kam in diese Lage, weil der liberale Kapitalismus es geschafft hat, daß ihm alle glauben, daß die unbedingte Gewerbefreiheit, ja mehr noch, der unbeschränkte Welthandel dem Insgesamt eines Staates dient. Daß das nicht so ist, läßt sich problemlos beweisen. Denn in Wahrheit wälzt der liberale Kapitalismus nur seine Risiken auf die Allgemeinheit um, und was er in dieser Situation schrankenloser Konkurrenz als Preisvorteil ankündigt, ist nur möglich, weil es auf Kosten der übrigen Bevölkerung geht. Namentlich das Transportwesen, vor allem aber die Notlage der Arbeiter, die von den Zufälligkeiten des Weltmarktpreises abhängen und immer bangen müssen, ob dieser ihnen morgen noch ausreichend Auskommen ermöglicht oder nicht.
Sogar das wurde stillschweigend beseitigt, "übersehen", daß in den letzten fünf Jahrzehnten der Arbeiter mit seinem Einkommen nicht mehr in der Lage ist, eine Familie zu erhalten, weil die Frauen unter Vorspiegelung absurder Tatsachen und insbesonders einer angeblichen Freiheit selbst dazu beigetragen haben, daß die Löhne mehr und mehr gesunken sind. Auch wenn uns Statistiken etwas anderes vorlügen wollen. Dazu haben sogar die Gewerkschaften ihr gerütteltes Maß beigetragen, die ebenfalls die Frau auf den Arbeitsmarkt drängten - und damit hier Versprechungen auf stabile Löhne machten, die sie dort unterliefen, ja zerstörten, indem sie sich die ideologische und familienzerstörende Forderung nach Frauenarbeit an die Fahnen schrieben.
Man kann historisch zeigen, daß in solchen Fällen - und es gab sie oft und oft - die demographische Entwicklung durch Geburtenrückgang Kurs auf Selbstauslöschung einer Bevölkerung nahm. Den Menschen fehlt der Mut zur Zukunft, er wird erstickt in der unaufhörlichen Sorge, der fehlenden ruhigen Lebensbasis, gerade in der Familie "zuhause".
Die Arbeit wurde mehr und mehr zur Ware, und indem sie das wird, wird sie der Konkurrenz unterworfen. Das setzt unweigerlich die Arbeiter unter Druck, und das Lohnniveau beginnt zu sinken. Bei uns ist das dadurch verschleiert worden, als der vermeintliche Kaufwert durch innere Entwertung der Ware - immer billiger, immer schlechter, immer geringwertiger, immer kleiner (siehe die Wohnungen; siehe die immer dichter und häßlicher verbauten Städte) - "stieg" oder stabil blieb. Eine glatte Lüge, zu der die Internationalisierung, die Öffnung aller Handelsgrenzen weltweit, das ihre beitrug und noch beitragen wird (CETA, TTIP etc.). Und damit den Konkurrenzkampf um den allernotwendigsten Lohn bis in den letzten Winkel der Erde trägt.*
Ein Konkurrenzkampf, der zwangsläufig, weil mit mathematischer Sicherheit zu einer weiteren Kapitalkonzentration führt, was heißt, daß immer mehr freie Arbeiter in unmittelbare Lohnarbeitsverhältnisse sinken. Diese Konzentrationen führen aber zu Einfluß und Macht, die den Staat dazu nötigen, das unternehmerische Risiko abzunehmen und ebenfalls auf die Allgemeinheit überzuwälzen. Eine Allgemeinheit, die wieder derselbe Arbeiter ist, der um seinen auskömmlichen Lohn ohnehin bereits bangen muß, weil die Kapitalkonzentrationen für die Staaten eine nach der anderen "too big to fail" werden. Selbst das, was der Wirtschaftsliberalismus als Maßstab verkündet - absolute Freiheit in einem Freien Markt - ist eine Lüge, denn in Wahrheit handelt es sich um ein Privatisieren von Gewinnen, und ein Verallgemeinern der Verluste. In Krisenfällen gleicht der Staat die Verluste aus, für die niemand mehr verantwortlich ist.
Damit der Arbeiter aber diesen Betrug nicht mitbekommt, wird er mit allem möglichen abgelenkt und vollgestopft. Fernsehen, social media mit allem möglichen an Scheinfreiheiten, sexuelle Befreiung, Scheinthemen sonders Zahl, von der Klimaapokalypse bis zur "Ehe für alle" oder der Überforderung durch Massenzuwanderung, die nun plötzlich die ureigensten Lebensräume sprengen und gefährden, unterbrochen durch zeitweilige Paniken vor angeblichen menschheitsbedrohenden Seuchen wie Ebola oder Vogel- oder Schweinegrippe, Vegetariertum als Weltrettung, Islambedrohung oder Aids. Probleme, die einen normalen Menschen niemals belasten, der noch erkennt, wie eine normale Regierung handeln muß, damit (wenn schon) solche Probleme gar nie das Gemeinwohl gefährden oder überhaupt auftreten.
Kettler meint zwar nicht, daß es genüge, eine Rückkehr zum alten Zunftsystem zu etablieren. Das nämlich genau diese Fehlentwicklungen ursprünglich verhinderte, aber mit der Zeit zu einem System der Trägheit und Verhinderung auch gedeihlicherer Lebensumstände wurde, weil die Preise künstlich oft zu hoch gehalten worden waren. Aber das war ein Versagen der Obrigkeit, die diese Schieflagen nie unterband. Ein solches System braucht auch einen Stachel, der aus der Gewerbefreiheit kommt. Aber diese Gewerbefreiheit darf wiederum nie ABSOLUT sein, und genau so wenig darf es grenzenlosen Wirtschaftsverkehr um jeden Preis heißen.
Wenn der Liberalismus außerdem völlig "freien Markt" verlangt, dann lügt er sowieso, weil er die Folgen für die Menschen und ihre Lebensweise unterschlägt. Er hat zudem den Beweis, daß er diesen Freien Markt sogar selbst halten kann, noch nie erbracht, denn er ist immer noch und mit absoluter Sicherheit (das ist das einzige, was an ihm absolut ist) auf ein periodisch "notwendiges" Ausplündern der Staats- und Volkskassen hinausgelaufen, die seine Verluste tragen mußten. Sein "Freier Markt" bedeutet immer zunehmende Kapitalkonzentration auf Kosten der Arbeit und des Gemeinwohls. Es gibt nur ein Bein, auf dem eine Volkswirtschaft stabil stehen kann, und das ist die menschliche Arbeit, und das ist ein menschengerechter Lohn.
Kettler meint zwar nicht, daß es genüge, eine Rückkehr zum alten Zunftsystem zu etablieren. Das nämlich genau diese Fehlentwicklungen ursprünglich verhinderte, aber mit der Zeit zu einem System der Trägheit und Verhinderung auch gedeihlicherer Lebensumstände wurde, weil die Preise künstlich oft zu hoch gehalten worden waren. Aber das war ein Versagen der Obrigkeit, die diese Schieflagen nie unterband. Ein solches System braucht auch einen Stachel, der aus der Gewerbefreiheit kommt. Aber diese Gewerbefreiheit darf wiederum nie ABSOLUT sein, und genau so wenig darf es grenzenlosen Wirtschaftsverkehr um jeden Preis heißen.
Wenn der Liberalismus außerdem völlig "freien Markt" verlangt, dann lügt er sowieso, weil er die Folgen für die Menschen und ihre Lebensweise unterschlägt. Er hat zudem den Beweis, daß er diesen Freien Markt sogar selbst halten kann, noch nie erbracht, denn er ist immer noch und mit absoluter Sicherheit (das ist das einzige, was an ihm absolut ist) auf ein periodisch "notwendiges" Ausplündern der Staats- und Volkskassen hinausgelaufen, die seine Verluste tragen mußten. Sein "Freier Markt" bedeutet immer zunehmende Kapitalkonzentration auf Kosten der Arbeit und des Gemeinwohls. Es gibt nur ein Bein, auf dem eine Volkswirtschaft stabil stehen kann, und das ist die menschliche Arbeit, und das ist ein menschengerechter Lohn.
*Einen zu geringen Lohn (für eine Familie) kann auch kein Sozialstaat ausgleichen, wie oft getan wird - auch das ist eine Lüge, in der dem Arbeiter hier genommen wird, was man ihm dort angeblich gibt. Hier übernimmt der Staat nämlich nur die Kosten der Wirtschaft, die einen gerechten Lohn auf ihn (und die Arbeiter) wie in einem Hütchenspiel überwälzen, um "den globalen Konkurrenzkampf zu bestehen". Während dem Arbeiter Würde und Freiheit und einem Volk die Zukunft genommen wird.
*271017*