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Freitag, 3. November 2017

Werde nicht so wie Dein Vater

Die Geschichte, die sich in Australien zutrug, nein, die dort an die Öffentlichkeit kam, ist schrecklich. Da hat eine Mutter ihren erst noch dreijährigen Sohn, gemeinsam mit ihrem nun neuen Bettgenossen (Stiefvater, nennt es die Zeitung) diesen Buben über zwei Monate hin furchtbarst maltraitiert. Und schließlich so schwer mißhandelt, daß das Kind verstarb. Zu den "Strafen", mit denen der arme Bub "erzogen" wurde, gehörte u. a., daß er in eine Tiefkühltruhe gelegt wurde. Irgendwann war es zuviel, das Jünglein verstarb. 

Was aber war der Grund, warum die Mutter - die anderseits ja auch vor Gericht meinte, sie haben den Buben durchaus auch lieb gehabt - ihr Kind umgebracht hat, oder zuließ, daß es ihr neuer Bettgenosse tat? Sie habe in dem Buben, der seinem leiblichen Vater (und ersten Ehemann) der Frau so ähnlich gesehen habe, eben ihren "bösen" Ex-Mann gesehen. Der Dreijährige, der seinem Vater angeblich sehr ähnlich sah, war das Symbol für diesen einst geliebten, nun gehaßten Mann, er war der Sündenbock, an dem sie alles ausließ, was sie ihrem ersten Mann antun wollte.

Nun könnte man meinen, es wäre ein Einzelfall. Aber der VdZ hätte ihn nicht aufgegriffen, wenn er darin nicht das Verhaltensschema so vieler Frauen sähe. Nur wird es meist nicht so explizit, so leicht erkennbar. Lieblosigkeit als Form der Auslöschung des Daseins des anderen - und sei es durch klare Fehlleitung - ist selten, weil meist nur schwer erkennbar und bestens verschleiert. Ja, vor allem das.

Aber nicht zuletzt ist der VdZ selber mit dem Paradigma aufgewachsen, das da über seiner gesamten Herkunftsfamilie lastete, und auch dort nicht "erfunden" worden war, sondern schon seine Wurzeln in der weiteren Vergangenheit hatte: "Werde nur nicht so wie Dein Vater!"

Sämtlich Frauen, die nicht damit leben können weil wollen, daß sie sich im Eheschluß der Identität des Mannes einfügen. Die nicht mit Schuld und Verdankung umgehen können. Die in den Kindern vielmehr Objekte sehen, sich an dem Mann zu rächen, ihn zu demütigen, als Ersatz für geschuldete Dankbarkeit, als Ablösung von Schuld.

Im Kind aber lebt diese Schuld ständig fort, es wird zum lebendigen Gewissen. Dabei ist ein Wesen, dessen Existenz von einem abhängt, "geeignetes" Objekt von Rache. Das über den Vater in die Welt kam, ohne Vater als Ursache also nicht denkbar ist. Doch werden sehr viele Frauen nicht damit fertig, daß eben diese Ursache auch Zielpunkt ist. Die Geschichte geht zurück auf den Ursündenfall im Paradies. Denn wer sein will wie Gott, erträgt keinen Gott außerhalb seiner selbst. Wo die Frau nicht den Mann als Anschluß an die Ewigkeit, die Transzendenz begreift, wo sie sich - frei nach Luther - in direktem Konnex mit dem Ewigen sieht, nein, wo sie diesen "Gott" in seiner menschlichen Angreifbarkeit erkennt, wo sie ihr Erleben von Macht (denn die Schöpfung hat dann am meisten Macht, wenn sie sich von Gott abwenden kann; dort erfährt sie sie) explizit machen will, kann sie ihn auch ersetzen. Muß dazu aber die Erinnerung an diese Abhängigkeit auslöschen. 

Frauen die ihre Kinder töten, um darin den Mann, den Gott zu töten, das ist der Allgemeinpunkt, an den der VdZ anknüpft. Wie alltäglich das ist, haben wir ebenso vergessen wie die alten Griechen, die um diese Verknüpfungen noch sehr gut wußten. Nicht nur hängt das Wohl und Wehe der Welt an den Frauen. Sie sind oft auch die Mörder ihrer Kinder. Nicht nur, wenn es einmal so explizit wird wie hier in Australien.

Das als Deutung der Geschichte des 20. Jahrhundert vorgestellt werden könnte, ja eigentlich gar müßte, denn es wird sonst nicht verständlich: Als Jahrhundert der Rache an den Männern, an den Vätern. Indem die Frauen ihre Kinder nicht mehr an diesen auszurichten begannen. Denn das ist der eigentliche Tod der Kinder. Es ermordet ihre Seelen.





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