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Mittwoch, 8. November 2017

Die "amerikanische Intervention" in die Gesetze der Logik (1)

David A. Wemhoff hat ein großartiges, jedem auch in Europa zu empfehlendes Buch geschrieben, Ausfluß seines Denkens und Arbeitens, immer Versuch zu ordnen, im Denken, das jedes Schreiben ist, voranzutreiben, wie Bücher es eben sind. "John Courtney Murray, Time/Life, and the American Propositions".

Wie bei allen wesentlichen Büchern zu erwarten, ist es nach einer kleinen Startauflage nicht mehr erhältlich. Nicht? Schwer. Der VdZ hat es fast zufällig in einem amerikanischen Antiquariat erwischt. Per Internet, er gesteht ... Die Zeiten, wo er viele Antiquariate im süddeutschen Raum persönlich kannte sind auch bei ihm vorbei. Leider. Zwar kann er seit er sich des Internets bedient weit mehr Bücher auftreiben, als ihm vorher möglich gewesen wäre, aber er weiß gar nicht, ob dieser Vorteil auch tatsächlich einer war und ist. Aber vergessen wir das. Er hat also auch dieses Buch erstanden. 

Und fand es in diesem jüngst veröffentlichten Video besprochen. Nein, gar nicht besprochen. Sondern der offenbar überaus intelligente Autor hat einfach seinen Ansatz in einem Besprechen aktueller Entwicklungen (der absurde "Kniefall", der sich in der amerikanischen Sportwelt auf gruselige Weise durchsetzt, wo die Sportler beim Absingen der Hymne - für einen substanzlosen Staat wie die USA essentiell - auf die Knie fallen, als Protest, nicht aus Ehrerbietung) transparent und nachvollziehbar gemacht.

Warum tun die Sportler das? Aus Protest gegen eine substantielle, systemisch etablierte Ungerechtigkeit. Gegen Rassismus, gegen LBGT, gegen alles was halt die moderne Gefühligkeit zum Wert erhebt, ohne ihn begründen zu können.

Aber diese Geste läßt in dem Fall etwas Wahres ahnen. Man erahnt, daß die Verfassung der USA, die die Erhebung gegen England ab 1776 in ein Programm faßte, keineswegs ein Volk in Gott gründete, wie manche meinen. Das Wesen dieser Verfassung hat sich eindeutig gezeigt: Es war die Schaffung einer gemeinsamen Währung, die die Arbeit vieler Millionen migrierter Europäer in diesem neu erfaßten Kontinent "lohnender" machte, die Wirtschaftskraft vieler Einzelterritorien ("States") zusammenfaßte und effizienter  machte. Es ging weder um Gott, noch um die Würde des Menschen. Vielmehr wurde die Würde des Menschen im Autonomismus der Aufklärung verankert. Der Wurzel des liberalistischen Kapitalismus. 

Es gibt mehr als genug Bücher (wenn wir schon dabei sind) die zeigen, daß hinter dem Aufstand der Migranten in Nordamerika - der eine Erhebung der an sich schon revolutionären Puritaner gegen das englische Königtum, also gegen den Vater waren - GANZ SICHER kein humanes Interesse stand. Das war nur das Kleid, das man dem Krüppel mehr oder weniger mangelhaft überstülpte, als Rechtfertigung posthoc. Sondern das Interesse von Oligarchen, von Reichen! Sämtliche Proponenten der amerikanischen Revolution (wie bei jeder Revolution, übrigens) waren reiche, sogar überaus reiche Einzelfiguren, die gegen Geschäftsstörung durch Moral und Naturgesetze aufbegehrten.

Die 90 Jahre später übergeschobene "Anti-Sklaven-Politik" war ein Instrument des Kapitalismus des Nordens, die Substanz des Südens zu zerstören, die der Geldwirtschaft des Nordens so hinderlich war, ja diese zerstört hätte. Der Süden hatte damals kaum Schulden, ganz anders als der "industrialisiertere" Norden! Er hatte aber viel reales, stabiles, verwurzeltes Eigenkapital und wirtschaftliche Substanz. Auch im Süden gab es genug Stimmen (sogar General Lee war eine davon), die die Auswüchse der Sklavenwirtschaft anprangerten, die überall dort eintraten, wo die Sklaven nicht in eine patriarchale "Haus-"Idee, Familienidee eingebunden war. Was im übrigen auch wirtschaftlich kein nachhaltiges Modell war.

Die wenigen Ausnahmen, die es da gibt, die also an einem Amerika als "göttlicher Mission" arbeiteten, sind eher unter der Kategorie "Nützliche Idioten" einzuordnen, die die Hauptsache gründlich mißverstanden und "überaus wohlwollend mißverstanden" haben. Denn Gott war bereits umgedeutet, als Erfolgsgarant des rückhaltlosen (bestenfalls moralistischen) Individualismus mißverstanden - wie im Protestantismus, im Puritanismus als einer seiner Abspaltungen (selber eine Form des Calvinismus) pervertiert.

Mangels eines Begreifens von Universalien gibt es auch kein Gemeinwohl, das im Vordergrund stand. Sondern es herrschte und herrscht die Auffassung des liberalen Kapitalismus, der da dem Köhlerglauben folgt, daß sich das große Ganze dann reguliert, wenn man dem Einzelnen jede denkbare Freiheit läßt. Das hat aber zur Folge, daß sich der Stärkere durchsetzt. Bamm, da haben wir den Evolutionsmus wieder. In den USA implementiert von Stärkeren, die den Schwachen, dem weit mehrheitlich Schwachen vorgaukeln, daß sie das zum selben Reichtum führt wie dem ihren. An diesem Witz hält Amerika bis heute fest, diesen Witz haben sie mittlerweile auch in Europa, ja in der ganzen Welt installiert.

Weil er von der Gier der Menschen lebt, der Sehnsucht nach Paradies, Erlösung aus dem "vallis lacrimosa", "Tal der Tränen", wie die Kirche immer sagte, weil es das Leben realistisch betrachtet eben einmal ist. Samt mitgeliefertem Geschichtenbuch, samt Buch der Legenden. Wie die "Vom Tellerwäscher zum Millionär". Schon an sich übrigens - eine revolutionäre Idee der Überwindung der göttlichen Ordnung durch Neuschaffung, unter veränderten Parametern. Ach ja, da haben wir ja das neue religiöse Grundmotiv: Das Gesetz der Stärke, den Evolutionismus. Wir wiederholen uns.

Wie auch immer: Gegen jede landläufige Meinung sind die Amerikaner in ihrer Verfassung ("Constituion"), die dort eine so große Rolle spielt, NICHT in einer Verantwortung vor Gott - am ersten Platz  - verankert. (Vielmehr wird Religion relativiert: Jeder soll eben nach seiner Facon glücklich werden. Was er aber glaubt, die Religion also, ist unbedeutend. Damit ist Religion unbedeutend!), sondern in der Autonomie des Individuums. An sich eine aufklärerische Idee, die von Amerika - diesem britischen Auswurf - ausgehenden Zersetzung des gesamten Abendlandes. Wie immer: Das Geschaffene, das Werk beginnt eben zurückzuwirken.

In gewisser Weise haben also die Kniefaller beim Abspielen der amerikanischen Hymne - die da lustigerweise meinen, sich auf den wahren Geist der Verfassung zu berufen, und diese spielt in Amerika ja eine entscheidende Rolle, denn sie ist es, die diesen Staat begründen, halten, ordnen soll -  sogar Recht! Sie protestieren aber gegen jene Verfassung, die sie da einmahnen. Nur wissen sie es nicht. Sie fordern eine Neugründung der Vereinigten Staaten, nur wissen sie es nicht. Wenn sie da sagen, daß Rassismus und Ungleichheit systemisch sind. Sie sind tatsächlich konstitutionell. Und damit stehen sie gegen das gesamte Rechtssystem der USA, das alle seine ordnenden, jeden Einzelfall letztlich ordnenden Prinzipien aus ... der Verfassung bezieht. Welch Groteske!

Die amerikanische Verfassung gibt zwar vor, die Religion zu schützen. Aber sie nimmt sie damit gleichzeitig aus jeder Relevanz für die Politik. Und stellt das Individuum und seine Willkür als "Idee des Glücks" an die erste Stelle. Jeder, der aus weltlichen Gründen argumentiert, ist im Vorteil gegenüber jedem, der vorgibt, aus religiösen Gründen zu handeln. 

Das macht eine Grundsatzfrage ganz aktuell (und bis hinein in den islamischen Terrorismus ist das relevant), gerade in den USA: Sollen oder müssen gar die Gesetze des Staates von den Gesetzen Gottes durchdrungen sein? Dürfen persönliche Glaubenssysteme in der Rechtsauslegung eine Rolle spielen? Das Groteske ist, daß die Bevölkerung vor allem jenen vertraut, die sich auf Gott und seine Relevanz berufen! Das war schon bei Obama so, und erst recht bei Trump, und noch mehr bei manchen Figuren, die er in hohe Positionen hob.


 Morgen Teil 2)





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