INDEM wir Untersulzbacher, Freistädter, Linzer, Münchner, Bergisch-Gladbacher oder Hamburger sind, sind wir auch IMMANENT Oberösterreicher, Bayern, Hessen, Franken oder Niedersachsen. Und INDEM wir Untersulzbacher, Freistädter etc. sind, sind wir auch Österreicher und Deutsche, jeweils als Teil eines Reichs (das die Qualität von Staaten hat, darin als Subjekt internationalen Rechtszuschnitts auftritt, was wiederum nicht automatisch "Völker-"Recht heißt) und sich Republik nennt. Und indem wir also Freistädter und Badener sind, sind wir auch Europäer.
Alles das aber wird getragen davon, daß wir die Lieder singen, die man in Freistadt oder Hamburg singt, die Tänze tanzen, die man dort tanzt, und unsere Ahnen auf den dortigen Friedhöfen erinnern und damit gegenwärtig holen, von ihnen erzählen, und sie damit ehren. Es gäbe uns nicht ohne sie, und in uns lebt ihr Erbe, ihr Lebensweg fort.
Indem wir also regional leben, und die ganz spezifische Regionalkultur unseren Alltag prägt - was zuerst bedeutet, den religiösen Kult zu begehen, aus dem alleine die Art erwächst, in der wir uns nach diesem Leben ausstrecken: ohne Religion (und das meint immer: Kult) gibt es überhaupt keine Lebensweise, sondern nur ein zufälliges "irgendwie", gibt es also auch keine Kultur - und das heißt: in den Familien, das heißt, von der Familie getragen, die wiederum ein "Haus" ist, ein Name, sind wir auch Europäer.
Das Proprium, das das Deutschsein, das Österreichersein, und noch mehr das Europäersein besitzt - und es besitzt eines, aber ein ganz begrenztes, das sich aus dem subsidiären Wesen des Staates ergibt, der also niemals das Alltägliche bestimmen darf, das er nur zu schützen weil zu respektieren hat - ist so klein, daß es höchst eigenartig ist, daß man es oft so betonen möchte. Denn es existiert im Alltag nicht, den wir in Freistadt oder Grunzkirchen an der Wiesel leben. Die großmaßstäbliche Politik kann sich also nur zur Aufgabe machen, zu schützen und zu bewahren, wie wir in Grunzkirchen oder Pfeiffenhofen leben und immer gelebt haben.
Die Grenzen als Volk sind dort, wo der familiale Zusammenhalt, die allen gemeinsame Lebensweise nicht mehr besteht. Von dort aus kann man von "ethnischem Kriterium" sprechen, ja muß man davon sprechen. Die Organisation in einem Staat (als Reich), der mehrere Völker umfaßt, ist ein ganz eigenes Problem.
Wenn wir aber aufhören, diese Tänze unserer Ahnen nicht mehr zu tanzen, ihre Lieder nicht mehr zu singen, ihr Vermächtnis nicht mehr zu pflegen, ihre Häuser und ihre Straßen und Gepflogenheiten, hören wir auch auf, Deutsche oder Österreicher zu sein. Damit hören wir auf, Europäer zu sein, aber noch mehr: Wir hören auf, Menschen zu sein. Wir werden erlöschen. Wir werden erlöschen, wenn wir nicht mehr die Tänze tanzen und die Lieder singen und die Pfeifen schmauchen, die unser engstes Umfeld ausmachen.
Eine "Integration" in "ein Österreicher-/Deutsch-sein" gibt es also nicht nur nicht, sondern jedes solcher Unterfangen muß scheitern und wird zwangsläufig das Einzelne beschädigen und auflösen, und damit das Ganze. Wo jemand in eine Land zuwandert um "Österreicher" oder "Deutscher" zu werden, OHNE zuerst in Grunzkirchen oder Paderborn Bürger (und erst so weil nur darin "Deutscher" oder "Österreicher") werden zu wollen, sich über Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte Verwurzelungen mit dem Umgebenden aufzubauen, muß daran gehindert oder isoliert werden.* Denn er wirkt in jedem Fall zerstörend.
Wo die Bindungen und Beziehungen im Kleinsten nicht bestehen, bestehen sie auch nicht im Großen. Das Ideal eines "globalen Menschen" gibt es also nicht. Ohne daß dabei vergessen werden darf, daß diese Beziehung, die von der engsten Familie durch bis zum Staat und letztlich bis zum Kontinent (und damit zur Welt) reicht, eine zweiseitige ist. Wo sich im zweischlägigen Takt das jeweils Größere zurück bis ins Kleinste zieht, um von dort wieder ins Größere zu wirken.
Freiheit - Weshalb es kein Individuum gibt, das NICHT Grunzkirchner oder Frankfurter ist, denn sonst ist es gar kein Individuum. Sondern eine technisch meßbare Konsumationsmaschine. Deshalb gibt es aber auch nichts, im Guten wie im Schlechten, das nicht letztlich aufs Ganze wirkt, und in gewisser Weise auch das Ganze angeht. Aber weil es das Ganze nur gibt, wenn es das Einzelne gibt, dieses aber nur besteht, wenn und soweit es frei ist, ja um der Freiheit willen besteht, denn nur dann kann es sein (und wird nicht "geseit"), kann das Ganze die Lebensweise des Einzelnen nicht über dieses kleine Proprium hinaus bestimmen.
*Eine Masseneinwanderung OHNE isolierte Parallelgesellschaften - die wie neue Völker zu betrachten sind, zu denen sich erst Beziehungen ALS Völker aufbauen müssen, und in der Tat, Migrationsbewegungen größer Gruppen haben historisch nie anders stattgefunden - ist also gar nicht möglich. Wenn Europas Politiker also heute erzählen, daß sie keine Parallelgesellschaften möchten, so wissen sie gar nicht, wovon sie reden, geben nur Schlagwortwolken von sich. Gäbe es tatsächlich eine "Integration", wie sie heute vorgestellt wird, wäre dies zugleich der Tod der Zukunft eines Staates, Volkes etc. Die zwar kurzfristig zum Ameisen- und Sklavenstaat umgebaut werden, aber nicht lange Bestand haben können. Können, aus ihrem Wesen heraus nicht können.
*201017*