„Die Zukunft gehört dem historisch und soziologisch konsequenten
Konservatismus, der weiß, was er will, und der die Gegenwart nimmt, wie
sie ist, dem Konservatismus, der – ein Paradoxon zu verwenden! – den Mut
hat, ‚rechts zu stehen und links zu denken’, d.h. Forderungen der Zeit,
so links sie scheinbar sind, im Namen der Tradition Rechnung zu tragen."
Ernst Karl Winter (1895-1959), einer der Vordenker eines
konservativen, christlich-sozialen Österreich mit eigener Identität.
konservativen, christlich-sozialen Österreich mit eigener Identität.
Winter stand damit (mit vielen anderen) von Anfang an im Widerspruch zum Nationalsozialismus. Schon unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Monarchie versuchte er den Spagat zwischen Legitimismus (Monarchismus) und den Forderungen des Antikapitalismus der Sozialdemokratie. Der Legitimismus (in sich eine katholische Haltung) hält ein Herrscherhaus für (von Menschen) unabsetzbar. Winter hat auch den Rücktritt von Kaiser Karl I. nie anerkannt, zumal dieser zwar offiziell auf jede Beteiligung an den Regierungsgeschäften verzichtet, aber nie "abgedankt" hatte. Ein ähnliches Problem stellt sich mit Karl als "Karl IV. von Ungarn." Interessanterweise hat sich E. K. Winter aber nicht für eine Restauration in der 1. Republik ausgesprochen.
Otto von Habsburg (der 1961 einen Spagat insofern schaffte, als er "aus dem Hause Habsburg-Lothringen austrat, und somit auf alle Herrschaftsansprüche verzichtet" hat, sonst hätte er nicht nach Österreich einreisen können) meinte noch im Jahre 2002, daß auch er ein Legitimist sei. Aber: „Es wäre genauso absurd, eine monarchistische Bewegung in der Schweiz zu bilden, wie eine Republik in Spanien. [Die Völker der Schweiz waren nie eine zusammengefaßte Monarchie, sondern immer ein praktischer Bund, und umgekehrt Spaniens Völker nie republikanisch; Anm.] Das würde gleichermaßen schaden. Man darf die Frage der Staatsform nicht überbewerten. Sie ist eine Form, die man verwenden kann, die sich nach den Bedingungen verändert und die jeweils in der Perspektive der Legitimität dem gegenwärtig Existierenden entspricht.“
Aber, und das sagte er nicht, nicht offiziell - in Wahrheit bleibt ein Volk an seinen Monarchen immer gebunden, nur ist es faktisch nicht immer in der Lage, sich diese Verfaßtheit zu geben, sie anzunehmen, oder sie zu erkennen. Wenngleich seine ontologische Struktur immer darauf bezogen bleibt. Das gilt auch umgekehrt. Otto von Habsburg definierte deshalb seine Position so, daß er zwar jederzeit bereit wäre, an die Staatsspitze Österreichs als die ihm zugewiesene Position zurückzukehren, es aber nicht für realistisch möglich hielt.
*201017*