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Montag, 13. November 2017

Hatte Hitler in allem Recht? - Die Versuchung des Funktionierens (1)

Warum bringt der VdZ (am Ende der vorangehenden Texte, die die Inhalte ins Deutsche übertragen wiedergeben) diesen Film? Der unter dem Titel "Hat Hitler alles richtig gemacht?" die Wirtschaftspolitik des Deutschen (Dritten) Reiches ab 1933 vorstellt. Er bringt ihn, weil er ihn beim Betrachten auffällig an aktuelle Konzepte der Politik erinnerte. Sodaß er wiederholt, was er schon mehrmals betont hat: Daß das Dritte Reich auf seine Weise enorm "modern" war, ja die heutigen Staaten und ihrer Politik regelrecht vorwegnahm.

Das gilt vor allem in einem Punkt: Dem des Zentralismus, dem einer Betrachtungsweise, in der Staat, Volk und Wirtschaft wie für sich stehende, mechanisch ablaufende Objekte der Manipulation (und damit der Politik) behandelt werden. Diesem Irrtum, dem der Kommunismus mit seiner Zentralplanungsidee ausgiebigst frönte, unterliegen heute auffallend viele politische Strömungen aller Couleur. Politik und Gesellschaftspolitik wurde längst zu einem Projekt von Ingenieuren. Politische Ansätze wie das "social engineering", mit denen man das meiste zusammenfassen könnte, in denen sich der Staat also das Volk "machte", das er meinte zu brauchen, waren aber nicht auf Deutschland unter Hitler beschränkt. Sie waren gerade dabei, die Welt (allen voran die USA) zu erobern. Und sie haben sie heute längst erobert.

Aber sie müssen versagen, immer und ausnahmslos. Und das wird beim Dritten Reich geflissentlich übersehen: Was dort über sechs Jahre lang (dann begann der Krieg) durchgeführt wurde, scheint unter begrenztem Blickwinkel funktioniert zu haben. Aber es hatte zahlreiche Bruchstellen, die nur dadurch nicht ans Tageslicht kamen, weil alles in der bekannten Katastrophe endete. Die zum Teil sogar in der "Erfolgslogik" bereits angelegt waren. Die Macher dieses Films scheinen leider wenig Kenntnis von Tatsachen zu haben, idealisieren deshalb, was bedauerlich und einem wahren Studium der nationalsozialistischen Wirtschaftsprogrammatik teilweise hinderlich ist. So wird die Bewertung der Arbeit als hauptsächlichen wertschöpferischen Prozeß zwar richtig gesehen, aber dies in ein neues Währungssystem "gedeckt durch Leistung" umzudeuten ist ein Schönreden - in Wahrheit hatte Hitler gar keine andere Wahl, und der rein auf Arbeit basierende Warenaustausch war in Wirklichkeit das, was die Betriebswirtschaft unter "Wechselreiterei" kennt. Ein Notgriff, der aber schon 1939 ein (im Inland) hoch verschuldetes, ja überschuldetes Staatswesen zeigt.

Als richtig kann man bewerten, daß verantwortliche Politik gewissen Protektionismus betreiben muß. Daß der grenzenlose Liberalismus, wie er heute gefordert wird, und wie er damals gefordert wurde, nur die Öffnung der Grenzen gegenüber Stärkeren bedeutet, die nur schrankenlose Freiheit fordern, weil sie sie nicht hindert, die Schwächeren auszuplündern und auszubeuten. Richtig, ja sogar Rezepte für die nahe Zukunft oder gar Gegenwart waren manche andere Ansätze wie jene, die Frauen wieder in die Hauswirtschaften zurückbrachte, weil richtig erkannt wurde, daß viel an der Arbeitslosigkeit der billigen Konkurrenz durch Frauen geschuldet ist, während sich eine demographische Katastrophe aufbaut, wie wir sie heute erleben und die immer noch weit unterschätzt wird - denn sie ist eine wirkliche Katastrophe für das Gemeinwohl, gerade WEIL dieses auf Arbeit (und man möchte sagen: NUR auf Arbeit) aufbaut. 

Deutschland hatte damals ja auch keine andere Wahl als gewisse Autarkie anzustreben, denn es war vielfach vom Weltmarkt verdrängt und hatte nach 1918 aus Kapitalmangel kaum Chancen, sich durchzusetzen. In gewisser Hinsicht hat Hitler also einfach versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, zumindest eine Tugend zu simulieren. Und noch einige andere Punkte werden in diesem Film bzw. dessen Text vorgestellt, die 2017 überaus modern wirken. Aber das haben Ideen eben an sich, sie sind immer zeitlos, nur ihre Gestalt, deren Umsetzungsversuch ist das Mobiliar der Geschichte.

Es lag aber alles auch im Zug der Zeit. Deutschland war mit seiner Sichtweise der Politik keineswegs eine Ausnahme. Zeitgleich liefen zum Beispiel in den USA die Rooseveltschen Programme, die sich oft kaum von denen der Nationalsozialisten unterschieden, oft dieselben Gedankenansätze hatten. Entsprechend pilgerten damals Politiker aus der ganzen Welt an die Spree um sich das Hitlersche Wirtschafts- und Gesellschaftswunder anzusehen. Das scheinbar binnen weniger Jahre ein völlig darniederliegendes, isoliertes und ausgequetschtes Land in eine blühende Landschaft verwandelt hatte, in der es so viele der Probleme, mit denen sich die Welt plagte - Arbeitslosigkeit, Industrieproduktion, Inflation, Volkswohlstand - gelöst zu haben schien. Oder das vorgab.

Aber es war in mehrfacher Hinsicht eine Scheinblüte, und das hat alles noch nichts mit Themen wie Holocaust oder Krieg zu tun. Aus heutiger Sicht verführt deshalb dieses Bild vom Dritten Reich, das noch dazu in zahllosen Medienprodukten auf uns als Betrachtungsgegenstand gekommen ist, die Zustände zu glorifizieren. Nicht nur das aber. Die einzelnen Konzepte und Ansätze kursieren heute genau so wie sie es damals taten. Da hat sich nichts geändert. Und viele meinen, in den Lösungsansätzen des Dritten Reiches wenigstens in volkswirtschaftlichen Belangen so etwas wie eine auch heute anzustrebende Ideallösung zu sehen. Das tun keineswegs nur "Rechte", sondern das tun vor allem auch "Linke". Denn in der Öko-Klima-Szenerie werden oft exakt die selben Ansätze einer Zentralbewirtschaftung eines als Maschine aufgefaßten Menschengebahrens (=Gesellschaft) verfolgt. Viele Unterschiede, und oft genug werden genau die betont, sind nur scheinbar solche. Oder gar nur Begriffsschwindel.

Allem liegt damals wie heute ein falscher Erstansatz zugrunde. Der nämlich davon ausgeht, daß sich die Lebensführung eines Volkes zentral und von oben her bestimmen ließe, damit es "richtig" läuft. Darin unterscheiden sie sich nicht zum Beispiel von heutigen Klimaphantasten. Weder ist das aber Sinn und Ziel des Lebens, noch ist es Aufgabe des Staates, sich "das Volk so zu machen", wie es gewissen Zielen und Vorstellungen vom Guten dienlich scheint. Das heißt wiederum aber nicht, wie der Liberalismus vorheuchelt, daß jeder das Recht haben sollte, tun und lassen zu können, was ihm beliebt, weil sich im "freien Spiel der Kräfte" ohnehin immer alles gerecht regelt.

Wenn der unten folgende Film das deutsche Wirtschaftswunder von 1933 als (erfolgreichen) Kampf gegen den internationalen Kapitalismus, als Kampf gegen eine globalisierte, einheitliche Welt darstellt, so übersieht der Kommentar, daß die forcierte Betonung der Gemeinschaft die überzogene, korrigieren sollende Reaktion auf einen Zerfall eben dieser war. Wobei Deutschland seit 1871 prinzipiell ein positivistischer, "gesetzter" Staat mit einem entsprechend abstrakten, universalistisch gedachten Staatsvolk war. Der Nationalsozialismus hat viele daraus folgende Mängel zwar erkannt, so wie sie mehr oder weniger jeder erlebt und erkannt hatte, aber wieder mit denselben "gemachten" Methoden das prinzipiell positivistische Staatsgefüge zu korrigieren, gewissermaßen auf "natürliches Volk" zu trimmen versucht. 

Wobei man sich vor der Rhetorik der Politik immer in Acht nehmen sollte, denn diese wollte diesen prinzipiellen Mangel natürlich nicht zugeben. Vereinfacht: Es "kommt alles vor", aber es wird zur Marionette, zur Requisite, zum Bühnenbild, zur Kulisse, zum Museum entseelt. Wo noch Leben drin ist, ist es fast zufälliger Rest. Als Leben nicht WEGEN der Politik, sondern TROTZ ihr.

Denn alle diese Konzepte - noch einmal: Sie sind auch heute Inhalt der Politik, auf mehr oder weniger dieselbe Weise - gehen vom "Funktionieren" aus. Und dieses Funktionieren rechtfertigt auch alle politischen Maßnahmen. Diese sind genau darauf ausgerichtet, hervorzurufen, was gewünscht ist, was einem Idealbild entspricht. Die Legitimation solcher Politik hat heute nur scheinbar andere Motive, das Grundmotiv ist dasselbe: Es ist die dezidierte Herstellung einer Utopie. Nur nennt man es heute nicht Utopie, sondern "Weltrettung".

Aber das, was den Menschen ausmacht, geht dabei verloren, und das ist die Freiheit. Zwar stimmt es, und es wird im Fehlbegriff des Menschen aus autonomem Menschen sträflich übersehen, daß der Mensch ein Sozialwesen ist. Aber er ist nur der eine Pol einer Gemeinschaft, der er zugehört, und die beide die Eigenschaft haben - Gemeinschaft wie Individuum - daß sie nur dann lebendig sein können, wenn sie die menschliche Freiheit zum Inhalt haben. Sie sind nicht "machbar", sie sind Ergebnis des Handelns freier Menschen.

Das passiert nicht "einfach so", das ist richtig, das muß oft genug durch Institutionalisierungen eingeleitet, noch öfter aber geschützt werden, sodaß die Natur des Menschen (im wahrsten Sinne) zur Entfaltung kommen kann, sodaß der Un-Natur so wenig wie möglich Raum im öffentlichen Leben eingeräumt wird. Aber es kann auch nicht vom Gesamtresultat ausgehend aufoktroyiert werden. Das Gute wird nur ein Gut, wenn es in Freiheit gewählt wird. Das Gemeinwohl bedeutet nicht, daß es "allen gut geht", sondern daß sich alle dem Lebenssinn nach möglichst entfalten können. Denn der Lebenssinn ist nicht ein möglichst wohlständiges Leben, sondern er liegt außerhalb dieser Welt, er ist letztlich religiöser Natur. Wird das übersehen, wird jedes politische System zur Utopie, und darin zur totalitären Diktatur. In der über kurz oder lang alles Leben erstickt, selbst wenn die statistischen Zahlen eine prosperierende Volkswirtschaft anzeigen.

Deshalb kann man die hier vorgestellten Wirtschaftsprogrammen der Nationalsozialisten ab 1933 nicht dadurch "vergüten", indem man sagt: Naja, da ging man zu weit, dort zu wenig weit. Sondern sie haben einen prinzipiellen Fehler. Den des Zentralismus, des Etatismus, der Freiheit zur Scheinfreiheit machte. Aber DARIN unterscheidet sich die Hitler-Zeit NICHT von der unseren. Wie und warum werden wir im in den nächsten Tagen hier vorzufindenden Text nach und nach kommentieren.



Morgen Teil 2)







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