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Donnerstag, 16. November 2017

Hatte Hitler in allem Recht? - Die Versuchung des Funktionierens (4)

Teil 4)



Bei den hier dargestellten Texten handelt es sich im Wesentlichen um eine freie Übertragung des Kommentars, der dem am Ende der Ausführungen folgenden Film unterlegt ist. Er ist eine Darstellung - oder eine angebliche Darstellung - der Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches, wie sie ab 1933 implementiert wurde. Wir werden immer wieder im Text, aber vor allem am Ende einen Kommentar geben, der zeigt, daß es sich hier um eine verblüffende Vorwegnahme vieler auch heute üblicher oder für gut geheißener Maßnahmen ist, die aber als prinzipiell falsch gelten müssen. Warum? Eben NICHT, weil einzelne Maßnahmen falsch sind. Sondern weil sie von einem Staatsverständnis ausgehen, in dem der Staat sich seine Volkswirtschaft MACHT. Dieses Problem heutiger Politik ist also keineswegs neuesten Datums, es hat sich seit der Renaissance mehr und mehr aufgebaut. Wo die Sichtweise eines Volkes, eines Staates ALS MECHANISMUS, ALS MASCHINE entwickelt wurde. Und hier widerspricht auch die Politik radikal der katholischen Soziallehre, wird zur Äquivokation: Man verwendet (auch heute) oft deckungsgleiche inhaltliche Aussagen, sieht aber jedes Mittel als gerechtfertigt, um den Effekt zu erreichen. Es ist also eine totalitäre Utopie. Und die lehnt der Katholizismus radikal ab.


Besonderes Augenmerk wurde auf die Sanierung der Verhältnisse in der Landwirtschaft gerichtet. Die Depression der Jahre vor 1933 hatte viele Bauern in Überschuldung geführt. Das hatte viele dazu genötigt, ihre Höfe zu verlassen und woanders Arbeit zu suchen. 1933 wurden deshalb Gesetze erlassen, die die landwirtschaftliche Produktion neu beleben sollten. Eine Organisation wurde gegründet, die bald 17 Millionen Mitglieder hatten. Sie kontrollierte die Produktion, aber auch die Marktpreise. Die bis 1938 um 10 Prozent angehoben wurden. Diese Maßnahme war zwar in der übrigen Bevölkerung nicht populär, aber sie sollte sicherstellen, daß sich Deutschland wieder mit Lebensmitteln selbst versorgen konnte.

Aber diese Erfolge wären nicht möglich gewesen, wenn Deutschland nicht gleichzeitig seine Steuerstrukturen reformiert hätte. In der Weimarer Republik hatten die Kommunen die hohen Sozialausgaben und die Reparationszahlungen, die sie beizutragen hatten, durch immer höhere Steuern finanziert. Aus dem Einkommensrückgang war ein Abwärtsdruck auf die Preise entstanden, während vielfach nicht mehr kostendeckend produziert werden konnte und Betriebe zusperrten. Damit stiegen die Arbeitslosenzahlen und damit die Sozialausgaben, was wiederum die Belastung der produktiven Wirtschaft erhöhte.

Nun wurde ein staatliches Sozialprogramm eingeführt, das überall gleiche Bedingungen schuf und die Lasten der Sozialausgaben von den überforderten Kommunen nahm. Gleichzeitig wurde das Verwaltungssystem für diesen Bereich effizienter gestaltet.

Gleichzeitig wurden die Steuern und Abgaben reformiert. Die hohe Inflation der vergangenen Jahre, die hohen öffentlichen Ausgaben (u. a. für Reparationszahlungen) hatte enormen Steuerdruck für die Wirtschaft aufgebaut. Reinhardt senkte deshalb gleich 1933 die Steuern und vereinfachte das System. Davon profitierte zu allererst die deutsche Automobilindustrie. Die Auswirkungen auf die Preise waren so dramatisch, daß die Nachfrage bzw. Verkaufszahlen sprunghaft anstiegen. Waren 1932 noch 43.000 PKW hergestellt worden, verdoppelte sich die Zahl schon während der ersten Jahre unter Hitler.

Jahr für Jahre stiegen die Produktionszahlen weiter, die Modellpalette erweiterte sich beständig. Finanziert wurden die Steuererleichterungen durch die rückläufigen Sozialausgaben sowie durch Lohnabgaben, Autobahngebühren und Körperschaftssteuern. Gleichzeitig wurde ein Angebot installiert, in dem ein Autobesitzer seine jährliche Steuerzahlung für das Fahrzeug durch eine günstigere Einmalzahlung ablösen konnte.

Im selben Zuge wurden Straßen und Verkehrswege durch staatliche Programme ausgebaut. Mit der Autoindustrie stieg die Nachfrage für die Werkzeug- und Maschinenindustrie. Die noch 1932 bestehende Steuer auf den Verkauf von Werkzeugen und Maschinen wurde abgeschafft.

Die Deutschen kauften sehr bewußt deutsche Fahrzeuge. Das wirkte sich direkt auf die Produktionszahlen aller damit zusammenhängenden Branchen aus.

Langfristig gesehen, reduzierte Deutschland zwar die Steuern, doch stiegen durch die allseits prosperierende Wirtschaft die Gesamtsteuereinnahmen. 1936 bezeichnete Reinhardt in seiner Nürnberger Rede die Einkommenssteuer als Haupteinnahmequelle des Staates. Eine schwedische Studie hatte 1934 festgestellt, daß der deutsche Arbeitnehmer durchschnittlich 23 Prozent seines Einkommens an Steuern zu zahlen hatte. Die Zahl in den USA lag bei 24 Prozent, in Großbritannien bei 25 Prozent, in Italien gar bei 31 Prozent. Nicht berücksichtigt wurde dabei, daß speziell in den USA verborgene Steuern zu bezahlen waren, die in Deutschland fehlten. 

Spätestens hier ist der Punkt, wo man einwerfen muß, daß der bzw. eigentlich sein Kommentartext in seiner historischen Treue angezweifelt werden muß. Vielmehr muß ihm unterstellt werden, daß er EIN Wirtschaftskonzept vorstellt, bestenfalls auch ein Konzept der Nationalsozialisten, das irgendwo am Papier stand. Aber daß sich das Konzept, das der Kommentar vorstellt, eher an eine Idealisierung hält, wo der Wunsch Vater des Gedankens war. Tatsache ist, daß im Dritten Reich von einer Freien Wirtschaft gar nicht gesprochen werden kann. Vielmehr war es eine Form des Etatismus, der bestenfalls kleinen Betrieben einen gewissen, aber eng gefügten Rahmen der Handlungsfreiheit gab. Zwar hatte Hitler nicht die gesamte Wirtschaft FORMELL verstaatlicht, aber TATSÄCHLICH war das der Fall. 

Selbst und gerade die (Groß-)Industrie war in höchstem Maß staatshörig. Hitler selbst sorgte sogar für die Schaffung des größten Konglomerats, das Deutschland je gesehen hatte. Aber alles war geregelt, von Einkaufs- bis zu Verkaufspreisen, von Materiallieferungsquoten bis zum Angebot. Wenn man in deutschen Betrieben von "Gewinnen" sprechen konnte, so war das das, was ihnen die Nationalsozialisten zugestanden. Oder was ihnen abgerungen werden konnte. 

Daß bei einer solchen Gebarung auch die Korruption blühte ist unausweichlich, und als Tatsache sehr gut bekannt. Außerdem muß gesagt werden, daß die gesamt Politik in Deutschland keineswegs so konsistent und stringent in seinen Konzepten war, wie es der Film/Text insinuiert - also nachträglich hineindeutet. Die Wirtschaft war einfach ein von den Nationalsozialisten BENÖTIGTER Faktor, ein Nutzen, dem man gerade so viel Freiheit zugestand, als er dem Staats- und politischen Zweck diente. Dabei blühte ein ungeheurer Kompetenzwirrwar von miteinander oft konkurrierenden Stellen und Institutionen, deren jede sich für zuständig erklärte. Das eröffnete der Willkür viel Raum. Korruption war eine der logischen Folgen. 

Es ist alles das zusammen genommen also überhaupt kein Wunder, daß sich Deutschland gerade in Konkurrenz mit einer in vielem völlig gleich verfaßten USA sah, und daß sich die TECHNIK als DER große Faktor der deutschen Wirtschaft herausbildete. Denn in diesem Deutschland (ja in diesem Deutschland seit 1871) GAB es nur Technik, und sein Erfolg war der Erfolg eines Funktionierens. Deutschland in dieser Form WAR SELBST EINE TECHNIK, die ein natürliches Sozialgebilde nachzubauen trachtete.



Morgen Teil 5)







*211017*