Teil 5)
Aber diese "Taktik" ist schmählich gescheitert. Dignitatis Humanae stellt es eigentlich dar, das muß man diesem Dokument des 2. Vatikanums zugute halten. Das Leben des Katholiken muß konsistent sein. Was man öffentlich vertritt, muß mit dem was man "persönlich" vertritt, übereinstimmen. Da kann es keinen Widerspruch geben. Und zwar EGAL in welchem politischen, gesellschaftlichen System. Dignitatis Humanae stellt fest, daß der Katholik in ALLEN Bereichen seines Lebens das göttliche Gesetz befolgen muß. In ALLEN.
Das war ja, führt Wemhoff hier aus, der eigentliche Anlaßpunkt, das zweite Vatikanum einzuberufen. Wie kann man nämlich angesichts der liberalen Verfaßtheiten Amerikas und Europas TROTZDEM das göttliche Anfordern einbringen, und gar gehört werden. Es ging nie darum, diese Anforderungen abzuschwächen. Es ging also darum wie es das Dokument ausdrückt: Das göttliche Gesetz in ALLE Sphären des Lebens zu führen. Damit stellte sich die Kirche im Prinzip GEGEN die modernen Gesellschaften.
Und vor allem auch gegen den Amerikanismus, der als Säkularismus die Durchdringung ALLER Lebenssphären ... mit den Prinzipien der Moderne, vor allem im Rahmen des Kalten Krieges, fordert. Und deshalb im social engineering die gesamte amerikanische Gesellschaft umzugestalten begann, indem er die ethnischen sozialen Lebenseinheiten aufbrach. Das, was heute auch in Europa geschieht, nein, längst geschah.
Man kann also nicht einerseits "modern" sein, und glauben, anderseits auch das Heil zu bewahren, katholisch zu sein. Es gibt hier unüberbrückbare Widersprüche. Dignitatis humanae hält (in Übereinstimmung mit der seit je bestehenden katholischen Auffassung) fest, daß das göttliche Gesetz allem übrigen übergeordnet ist. Man muß sich also die Frage stellen, wie diese eigentliche Aussage des Vatikanums II derartig verfälscht ins Volk "erzählt" werden konnte. Wemhoff begründet dies in der Medienmacht des CIA, die vor allem auf die Intellektuellen wirkte, der damit die katholische Lehre verfälschte und in seinem Interesse darstellte.
Das Katholische verwirklicht sich immer nur in der Handlung. Plötzlich hieß es aber in den 1960er Jahren, daß es um die Freiheit ginge. Was für ein Gut! Ja, es wurde zum höheren Gut erklärt als die Wahrheit! Freiheit wurde medial von der Wahrheit getrennt. Nicht mehr die katholische Doktrin führte zur Freiheit, sondern das subjektive Urteil über die Wahrheit, ja die Doktrin widerstrebte der Freiheit.
Dieses Bestreben, Wahrheit vom Glauben, von der Religion zu trennen, Religion für die Politik irrelevant zu machen, ist heute nicht weniger vorhanden. Und es wird im "Kampf gegen den Islam" angewendet. Das Problem ist aber nicht diese Einheit von Glaube und Politik, Handeln, sondern ein Problem der Wahrheit. Wo also heute Politiker und verwirrte Kleriker meinen verkünden zu können, daß man "freie Religionsausübung" für Muslime gewähren könne, sie dürften nur nicht die "abendländischen Werte" verletzen, sind was sie sind: Ahnungslos, sogar gefährliche Vollidioten. Gefährliche (und im übrigen: nicht katholische) Vollidioten, nichts sonst. Der Import von Menschen anderer Religionen ist unweigerlich die Entscheidung zum Bürgerkrieg, weil anderseits die Kraft, ein Reich von Parallelgesellschaften mit starker Militärmacht zusammengehalten zu implementieren nicht besteht. Die Kirche weiß das, aber sie wird faktisch nur noch von Vollidioten bestimmt.
Und damit deformiert. Selbst die wildesten "Rechten" der Gegenwart wissen nicht, daß sie Positionen vertreten, die erst im Katholischen voll logisch und damit im Absoluten gegründet (und damit LEGITIM) werden, und solcherart immer waren. Aus dem Faktischen heraus glauben sogar mittlerweile die meisten Rechten, daß die Kirche GEGEN ihre (naturrechtlich oft bemerkenswert richtigen) Ansichten stünde, so verständlich das auch ist. Dabei hat die Kirche diese Ansichten geformt!
Die im Video dokumentierte Diskussion kommt schließlich auf einen entscheidenden Punkt zurück: Daß nämlich schon 1776 viele Köpfe in Amerika wußten, daß das, wofür sich die Revolution erhob, nicht den christlichen Prinzipien entsprach. Der Grund dafür, so Wemhoff, liegt auch darin, daß es in Amerika seit je soziale Klassen gab! Nicht weniger als das, wogegen sich die Revolution angeblich richtete! Im Gegenteil! Das größte Hindernis dazu aber war ... die katholische Religion. Die einen Umgang der Menschen verlangte, der diese Klasseneinteilung auf eine Weise auflöst, weil sie die "gleiche" Behandlung aller fordert. Jeder Begegnende ist dem Katholiken GLEICH Mensch. Der gesellschaftliche Status ist hingegen relativ bedeutend, ein Spiel.
Die amerikanische Verfassung von 1776 diente hingeben der Verfestigung der neu entstandenen sozialen Abstufung, die den kapitalistischen Reichen als neue Elite zementieren sollte. Die amerikanischen Revolutionäre, die Elite daraus, waren geldbewegte Neureiche, die ein System wollten, in dem sie endlich auch so viel galten, wie der alte englische, europäische Adel. Sie wollten endlich auch Adelige sein! Das gesellschaftliche Standessystem ist aber nicht in individueller Bravour begründet, sondern verlangt von jedem die Demut, sich dem Gegebenen hinzugeben. DAS macht alle auf eine Weise gleich.
Die soziologische Realität in den USA ist aber immer die gewesen, daß jeder, der es "nach oben" schaffen wollte, seinen katholischen Glauben an der Tür abgeben mußte. Und das ist die eigentliche Tatsache, die in der amerikanischen Verfassung festgehalten wurde.
*221017*