Was Bella Dodd in ihrem Erinnerungsbuch "School od Farkness" beschreibt (wobei im Titel der Buchstabe D in Kyrillischer Schrift gehalten ist, eine bewußte Anspielung auf jene Dunkelheit, als die sie ihre Phase als Vorsstandmitglied der Kommunistischen Partei der USA erlebt hat, aus der sie dann aber aufgewacht ist) beschreibt ist eigentlich der schönste Kulturkatholizismus.
Die gesamte Umgebung, das Dorf Potenza, ja jeder ;Mensch in diesem armen, aber (und das ist kein billiges Klischee, "arm aber glücklich" ist häufiger wahr als gemeint) lebensfrohen Süditalien war Teil eines einzigen Atmens im Katholizismus, der sich von Jahresanfang bis Weihnachten durchgezogen und das Leben gegliedert hat.
Man ist am Sonntag zur Kirch gegangen (oder auch mal nicht, wenn der Weg vom Wetter zu beschweerlivh gemacht worden war), man ist im Sommer zur Wallfahrt "in einen Ort mit einem Schrein, ich weiß nicht mehr welchen, aber wir haben den Heiligen Antonius tief verehrt" gegangen, in dem eine ganze violette Landschaft in Bewegung war. Sodaß sie zeitlbens jedes mal, wenn sie Flieder und violette Blüten sah, den Duft der Landschaft wieder roch, der sie als Kind so beeindruckt hat.
So hat sie ihre ersten sechs Lebensjahre erlebt, die sie bei einer armen Schäferfamilie verbracht hat, bei einem Ehepaar, das sie wie ein eigenes Kind geliebt und aufgezogen hat. Ehe auch sie als jüngste Tochter von der leiblichen Mutter, die sie da zum ersten mal bewußt sah, nach Amerika nchgeholt wurde.
Ihre Mutter war unmittelbar nach Bella's Geburt nach New York gezogen, dem Manne nach, der - selbst in Lugano geboren - die Witwe mit ihren neun Kindern gegen alle Erwartungen (aber gut, sie galt immer noch als sehr attraktiv und war gesund und klug) doch noch einmal gefunden hatte. Nur eines wollte er, und das war für sie die Bedingung zu einem gemeinsamen Leben, die sie akzeptierte: Er wollte unbedingt in die Neue Welt, wo alles gut, alles viel beser, alles ein Paradies war. Auch für die Frauen, die dort in Seidenkleidern zur Sonntagsmesse gingen, jede Frau zwie Paar Schuhe aus Leder hatte (Bella erhielt ihr erstes Paar zur Kommunion), und wo es "jeden Tag Makkaroni" gab. Ein Traum für die armen Süditaliener, die von Polenta und Bohnen lebten und für die Nudeln ein Luxus waren.
Von Bella Dodd, die eigentlich als Maria Assunta Isabella Marsica geboren worden war, aber dann von einer ihrer älteren Schwester, die sie das erste mal in New York sah, vereinfachend und amerikatauglich Bella genannt wurde - alles wurde amerikanisiert, denn jeder wollte unbedingt amerikanisch werden - werde ich noch berichten. Denn was sie als Tatsache berichtet, hat in den USA immenses Aufsehen erregt, während es in Europas Bewußtsein fast untergegangen ist.
Dabei war es hier wohl kaum anders: Dodd selbst war - noch als führende Kommunistin - maßgeblich beteiligt daran, daß alleine in den USA über 1.000 kommunistische Agenten in die Kirche eingeschleust wordwn waren, vor allem als Priesteramtskandidaten, die dann geweiht wurden.
Sie wurden dann Pfarrer, Prälaten, Bischöfe und sogar Kardinäle, oder waren an der Kurie in Rom tätig - um die Kirche nach einem Beschluß von Stalin und später Chruschtschow VON INNEN HER zu unterwandern, und ihr Antlitz nachhaltig zu verändern weil ihren Rufzu zerstören.
Aber was mich nach diesen ersten paar Dutzend Seiten einhalten ließ war etwas anderes. Es war eben dieser - ich nenne es oben so - Kulturkaholizismus, den Dodd da beschreibt. Und den auch ich in meiner Kindheit in den 1960er Jahren im niederösterreichischen Amstetten so erlebt habe.
Es war ein alle umfassender Atem, und man hat eigentlich nicht allzu viel darüber nachgedcht. Konflikte entstanden erst allmählich, und zwar über die Lebensweise, die sich ganz klammheimlich in einen Dissens mit der katholischen Doktrine entwickelt hat. Erst war es niemandem aufgefallen, aber dann, Anfang der 1970er Jahre, brach es in immer heftigern Konvulsionen auf.
Plötzlich geschah etwas Seltsames. Die Heiligkeit verändert sich! Vorher war alles - gut katholisch - äußerlich. Und mußte auch äußerlich sein, denn es ging ja im Kathoischen doch um den Leib, um das Handeln. Heute braucht man nicht einmal mehr das, was doch einem Heiligen am sichersten zubehört - ein Wunder. Heute hählt nur noch das "Innere", das man dann mit den Augen Gottes beurteilet.
Die kirhliche Moral war aber immer die des erst murrenden Sohnes, der dann reuig doch zur Arbeit geht, während der euphorische Eiferer ... dann doch nicht kommt. Es ist die Moral des heimgekehrten Sohnes, des Tagelöhners der eilften Stunde, der den gleichen Lohn erhältl wie der seit der ersten, es ist der reuige Sünder, der umgekehrte Zöllner, der linke Schächer (oder war es der rechte?), der noch in seiner Todesstunde zu Christus findet, und und und.
Plötzlich kam zu Anfang der 1970er auch in den Ministrantenstunden (denn Ministrranten mußten einmal die Woche natürlich zu einer Art "Gemeinschaftsstunde" kommen, wo auch geprobt und geübt und gelernt wurde) ein völlig neues Gewichten auf: Nun zählte nicht mehr das Tun, das Fleischliche, das Reale. Das wurde zum "lediglich Äußeren", aber mehr noch: Das war plötzlich gar nicht mehr wichtig. Nun war nur noch wichtig, wie die Gesinnung war. Das Äußere? Ach, wen kümmerte es, "Hauptsache das Herz ist am rechten Fleck", hieß es nun.
Das Äußere wurde nun unwichtig. Und damit auch das, was ich noch als Gesamtheit des Lebens erlebt hatte, der Kulturkatholizismus mit der Religion als selbstverständlicher, aber allerwichtister, alles im profanen Leben bestimmender Teil des Lebens. Mit der GETANEN, der gelebten Religion. Nicht dem "Herz", das nun reichen sollte. Gebete, Gottesdienst, Andachten? Nicht so wichtig. Man kann auch in der Natur beiten, wie oft habe ich diesen Spruch gehört.
Als sie auszogen, an den Sonntagen nun - veranstaltet und wie ich behaupte: unter vollem Bewußtsein veranstaltet von der sozialistischen Regierung - die Volkswandertage (war nicht Gesundheit das Allerwichtigstes? "Fit mach mit" war die Parole!) an die Stelle der Messen zu setzen. Worauf die Kirche damit reagierte, daß sie die "Samstag-Vorabendmesse" einführte, um den Menschen DOCH eine Art Sonntagsheiligung zu ermöglichen, ohne dem Gemeinschaftserlebnis fernzubleiben.
Muß man erwähnen, daß es genau nichts genützt hat, soindern nur eine Auflösung des Sonntags als "Tag des Herrn" bewirkt hat? Wen hat es heute noch gekratzt, daß die Sonntagsmesse "wegen Corona" mit einem mal nicht mehr obligatorisch gesetzt war, man auch durch eine "andere Art" den Sonntag "heiligen" konnte?
Wie beim Freitagsopfer, das doch auch "irgendwie" zu halten war, und statt des kulturweiten "Fleisch-Verzicht-Gebots" ein Freitagsopfer nach persönlichem Geschmack gesetzt werden konnte. Mit dem Ergebnis, daß es bald GAR NICHT MEHR gehalten wurde und wird. Zumindest nicht aus religiösen Gründen, sondern wenn dann besser als Götzendienst, der bald in höherm Ansehen stand. Meine Tante ruinierte durch ihre von tiefer Frömmigkeit getragene, selbstlose Hingabe ihre Gesundheit, heute ist es genau umgekehrt.
Alles, wirklich alles wurde in den frühen 1970ern aufgelöst, und zwar ALS AUSZEN aufgelöst., und durch ein angeblich VIEL WICHTIGERES INNERES ersetzt. Mit dem Ergebnis ... daß mit dem Außen seltsamerweise auch das Innen verschwand.
Werter Leser, ich spreche hier nicht von Sentimentalitäten, von romantischen Erinnerungen, an denen man halt hängt, die aber sonst keine Substanz haben.
Ich spreche vielmehr von einem Weltgesetz.In dem es auf die leibliche Realisierung ankommt, und nicht auf ein so irgendwie dahergedachtes "Gutmeinen", oder ein "viel wichtigeres gutes Herz", wenn man schon im Äußeren alle Viere von sich streckte.
Es geht um das konkrete "Ja" im letzten Augenblick, um das Umkehren - leiblich, buchstäblich - und GEHEN, so lange man noch kann, und um das konkrete Gebet, das konkrete Anwesendsein beim Opfer der Kirche, das der Priester stellvertretend darbringt, bei dem man sich aber ganz konkret in einer Reihe mit den Engeln und Heiligen stehend wissen darf, die neben einem sind, nur gerade mal unsichtbar.
Oh ja, ich kenne viele, sehr viele, die sich einen ganz anderen, neuen, viel besseren, viel reflektierteren, viel tiefsinnigeren (Anführezeichen überall) Glauben, eine viel sinnvollere Religion zusammengeschustert haben. Die viel freier leben, viel besser einfach sind - und deren Leben praktisch NICHT EINEN WINZIGEN REST VON RELIGIOSITÄT MEHR KENNT.
Oh ja, auch ich habe in den 1960ern Heuchler gekannt, und man kannte sie in der Pfarre, der Diözese. Sie waren nicht gerade beliebt und schon gar nicht geachtet, denn jeder wußte, daß das nicht richtig war. Aber das war halt so, damit hab man gelebt. Aber heute kenne ich noch mehr Heuchler, die ihre Heuchelei als das Richtige darstellen. Und wieeeviel mehr Heuchler gibt es nciht, ganze "Bewegungen" leben von der Heiligkeitssimulation. Die behaupten, religiös zu sein, aber in Wahrheit alles abgelegt haben, was ein religiöses Leben in Wirklichkeit und real ausmacht. Die nur noch das Heucheln produziere und das Simulieren glorifizieren..
Als ich vor kurzem anläßlich eines Todesfalls in der Familie eine lange und beschwerliche Reise über tausend Kilometer zur Grablegung (die eigentlich ein Versenken einer Urne ist) ablehnte, habe ich es damit begründet, daß ich für die Versrorbene viel gebetet habe, und außerdem mehrere Messen für sie hatte lesen lassen (bzw. in Auftrag gegeben habe.) Damit, so schrieb ich in der Absage, hätte ichmeine Pflichten als Katholik erfüllt. Die Reaktion war kaum zu fassen.
Die Gegenfrage, ob auch sie, die anderen Verwandtren, dies getan hätten, habe ich mir und ihnen freilich erspart. Denn sie tun es ja "mit dem Herzen", das braucht kein Reales mehr. Iim - wie bei mir - bloß Äußeren.
Wäre es aber nicht viel heuchlerischer gewesen, die Verstorbene nun als "wohlgelittene und respektierte" Person zu feiern, die in Wahrheit von allen abgelehnt und verachtet wurde, so wie sie alle verachtet hatte, und irgndwann auch mit mir gebrochen hatte? Da hielt ich es für viel geradliniger, in einem wahren Rest von sachlicher Bezogenheit zu bleiben, realer Vergebung, die die Sache nicht beeinträchtigt, und - real! - das für sie zu tun, das mir als Pflicht für den Nächsten erscheint.
Und von dem ich mir wünschte, daß es für mich jemand täte, wenn ich denn einmal zu Grabe gelegt werde. Auf den Besuch beim Requiem kann ich hingeben dann unter Umständen auch verzichten. (Darf ich an dieser Stelle einen Ratschlag anbringen? Daß es ein GEbot der Klugheit ist, heute bereits vorzusorgen, daß nach unserem eigenen Tod JEMAND diese so wichtigen Hilfen übernimmt, und für uns Messen gelesen udn gebetet wird. Denn ich habe so meine Bedenken, daß diese Generationen in ein paar Jahrzehnten überhaupt noch etwas für die Verstorbenen tun werden. Nicht "sich erinnern", sondern beten und eine Messe lesen lassen, damit die Zeit im Fegefeuer abgekürzt wird und man früher vor das Angesicht Gottes treten kann.
(Ohne den Besuch bei einem Begräbnis entwerten zu wollen. Das wäre das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, er hat unter Umständen sogar große Bedeutung, nicht nur für die Hinterbliebenen. Weil er auch das Werk des Verstorbenen fortsetzt, und eine Wirkung ins Zukünftige hinein beginnen läßt, die sich auf das Ewige Schicksal der Seele sehr wohl noch auswirkt!
Auch zum Negativen allerdings. Ich habe Begräbnisse erlebt, die unter Umsätnden den Verstorbenen noch um eine Kante näher an die Hölle getragen haben. Vor allem mit dem Unsinn des "Erfüllung des Willens des Verstorbenen" wird dem Armen oft noch so richtig ins Grab nachgetreten, in dem er dann auf den Jüngsten Tag wartet. Lassen wir das.
Aber das ist ein unterschiedlich zu bewertende Element, das wollte ich sagen, die Sakramente, die Gebete, die Opfergottesdienste für die Seele des Toten, der nur noch die Hände der Lebenden hat, um sein Schicksal noch zu verbessern (jetzt, wo er es "weiß", nicht mehr nur glauben kann), sind es nicht.
Manchmal kann also die Anwesenheit bei einem Begräbnis auch gegen den ausdrücklichen Willen des Verstorbenen ein gutes und wesentliches Werk sein, gerde im Sinne des objektiven Seins des Verstorbenen bzw. der Angehörigen.
Was in erwähntem Fall aber nicht gegeben war.)
Frage an Radio Eriwan: War nicht die Erlösung der Menschheit GERADE DARIN VOLLZOGEN, daß sie ein reales, historisches Geschehen war? Gerade das, was die Verstorbene im Beispiel nicht mehr glauben wollte, die so gut wie jeden Kontakt mit der Kirche abgebrochen hatte, und doch, als Getraufte, als katholisch Sozialisierte, nun von eben dieser Kirche mit getragen wird. Die mehr wußte und weiß, als sie. Und die deshalb auch am Äußeren festhält, am Ritus, an den Sakramentenn, die nur deshalb die eigentlichen Heilsmittel sind, WEIL sie im Äußeren wirken und vollziehen, was sie "im Inneren" beabsichtigen.
Vielleicht kann man es so reduzieren. Daß in den 1970ern der Kulturbruch massiv und so umfassend war, weil ALLES Reale vertrieben wurde, um von einem "guten Willen" und einem "guten Meinen" vermeintlich ersetzt zu werden, hatte seinen Grund in der Folge, die bals sichtbar wurde. Denn das Resultat war, daß es bei vorgeblichen Absichten blieb - denen nie mehr Taten folgten, sodaß bald auch die Absichten verdunstet sind. Sodaß wir heute in einer Welt leben, die nichts mehr tut und mit dem Tun nicht einmal mehr rechnet, sondern betenfalls nur noch phantasiert.
Die nicht bemerkt, daß dabei die Welt regelrecht verschwunden ist, heute zumalen nur noch im Digitalbild existiert. Wo sie mit einem Tastendruck dann ... wieder verschwunden ist, also niemanden mehr belastet. Denn es geht ja nicht ums Äußere, nicht wahr? Hauptsache der gute Wille ist da.
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Erstellung 23. November 2022 - Ein Beitrag zur