Dieses Blog durchsuchen

Montag, 14. November 2022

Europa auf Spitz und Knopf geschoben (2)

Keineswegs nur ein Produkt der Willkür, Ideologie hat zwar gestört, aber nicht bestimmt. Die Lage Deutschlands war schon 1936 auf Schienen, die weit mächtiger als Hitler führten. Der war nur einer (immanenten) Logik gefolgt. - Den Mangel an Rohstoffen, die Unterlegrenheit der deutschen Wirtschaft  hat Hitler nie ausgleichen können. So gigantisch sich deren Produktionszahlen auch lesen mögen, so sind sie nur unter Vorzeichen beeindruckend, die zugleich der Tod der deutschen Miltärstrategie waren. Und bis heute wird das kaum öffentlich rezipiert! 

Aber Hitler stand schon deshalb unter so enormem Zeitdruck, weil er den Armeen Frankreichs und Englands um zwei, drei Jahre voraus war. War deren Industrie aber einmal voll auf Kriegsproduktion angelaufen - und das war ab 1938 der Fall - war absolut kalkulierbar, daß sie ab 1941 die Leistungskraft der deutschen Wirtschaft übertreffen würde, den Existenzkampf Deutschlands zu nähren.

Ohne noch die volle Kapazität der US-Wirtschaft einzubeziehen. Die das Spiel sowieso dann völlig auf den Kopf stellte. Die USA stellte ab 1942 das VIELFACHE der deutschen Flugzeige, Panzer und so weiter her° Das MUSZTE für Deutschland schiefgehen. Churchill hatte also völlig richtig spekuliert und kalkuliert - er mußt enur warten. Er mußte den Krieg nur hinauszögern, und "durchhalten". Dann würde Deutschland aufgrund seiner Limitierungen unterliegen. 

Und auch Rußland tat es! Nicht nur das, stellte Rußland sogar die kriegstaktisch moderneren, besserne Geräte her. Der T34-Panzer war den detuschen Panzern von Anfang an überlegen weil den NOtwendigkeiten weit beser angepaßt Der Tiger oder Panther mag am Zeichenbrett überlegen gewesen sein, gewiß, aber nimmt man die extreme technische Fragilität dieser High Tech-Produkte ins Kalkül, waren die deutschen Wunderwaffen ... Rohrkrepierer.

Um überhaupt (nominell) diese extremen Ausstorßzahlen zu erreichen, mußte die deutsche Rüstungstechni, sogar zu einem Konzept greifen, das die deutschen Rüstungsprodukte ab 1943 denen der Feinde immer mehr unterlegen gemacht hat. Ab da griff das Konzept der Dezentralisierung der Produktion, der extremen Arbeitsteiligkeit. 

Und niemand geringerer als Albert Speer selbst (der damals nach dem Tod von Todt Rüstungsminister wurde) hat das durchgesetzt, und - was Adam Tooze fast merkwürdig verbissen ständig zu belegen versucht, sobald der Name Speer auftaucht - das macht sein "Genie", das man ihm ständig zugeschrieben hat, recht fragwürdig. Denn diese extreme Arbeitsteiligkeit hat in ihrer Reduktion der Produktions auf sehr überschaubare, einzelne, einfachste Arbeitschritte mit sich gebrcht, die Teile herstellte, die erst an einem Zentralpunkt zusammengesetzt wurde. 

Nur so waren diese Mengen an Rüstungsausstoß möglich! Weil sie außerdem den immer drastischer spürbaren Arbeitskräftemangel (durch die Einhzieung als Soldaten) durch ungelernte Millionen Zwangtsarbeiter, Kriegsgefangene und (vor allem!) Frauen möglich gemacht hat, anderseits jeden Änderungsschritt, der die Rüstungsprodukte selbst schneller den Anforderungen angepaßt hätte, so erschwert hat, daß die deutschen Waffen immer mehr denen der Feinde hinterhergehinkt sind. 

Wenn man heute gerne darauf hinweist, daß dafür Einzelwaffen wie die Me 262, der erste Düsenjäger der Miltiärgeschichte, zugleich dann Prototyp der gesamten Flugzeugentwicklung nach 1945 und dem Etwicklungsstand der US-Industrie um fünfzehn Jahre voraus, so überlegen waren, daß sie "wären sie nur rechtzeitig eingesetzt worden" den Kriegsverlauf hätten ändern können, so stimmt das einfach nicht, schreibt Tooze. 

Die Me 262 war sogar läßlich unterentwickelt, und die Absturzzahlen sprechen diese traurige Sprache. Aber das deutsche Rüstungssystem konnte durch diese extreme Zentralisierung nur HÜ oder HOTT spielen - und mußte damit auch ALS GANZES dann auf diesen Strahljänger umgestellt werden. Selbst, wenn dieser nicht ausgereift war, wurde er dann produziert, und hat die längst prekäre Situation des Pilotennachwuchses noch drastisch verschärft. 

Die extreme Dezentralisierung durch Arbeitsteiligkeit, die auch das einzige mögliche Konzept gegen die immer massiveren Bomberangriffe der Alliierten war, verlangte aber nach extremer Vereinfachung der Herstellungsschritte. Und machte damit eine fließende, laufende Anpassung einer Entwicklung träge bis unmöglich. 

Hitler hat mit dem Glück spekuliert, und auch die Genräle, die seine Päne mitgetragen haben, so muß man das nennen. Von Afang an war der Krieg vorhersehbar, und ab 1936 im Grunde bereits GEWÄHLT. Ab da war EIN VIERTEL des deutschen BIP auf Rüstung eingesetellt. Weil aber Rüstung ein "Luxusvergnügen" ist, den Freizeitausgaben,, reinem Konsumieren vergleichbar, bedeutet auf Rüstung zu setzen für ein Regime IMMER eine Spekulation, daß sich dieses Luxusvergnügen irgendwann doch AUSZAHLT - durch BEUTE, durch GEWINN, durch ANEIGNUNG zusätzhlicher Resourcnen oder Ausbeutungsmöglichkeiten. 

Und hier gibt es ökonomische Grenzen, die weit weit enger sind, als sie sich der Normalbürger vorstellt. Die deutsche Verwaltung hat begreifen müssen, daß der "Ertrag" aus Zwangsarbeit von den Kosten rasend schnell aufgehoben wurde. Ab 1943 hat man deshalb begreifen müssen, daß es keinen Sinn hatte, die Zwangsarbeiter auszuhungern - weil die Arbeitsleistung so stark sank, daß die Arbeiter mehr kosteten als brachten. 

Also mußten sie ausreichend ernährt und versorgt werden, was wiederum die Narhungsmittelkalkulation des Reiches an ihre Grenzen brachte. Weil sich das Detuschland nach 1871 (und das von 1933ff. NIE vollständig, ja teilweise drastisch zu wenig selbst ernähren konnte. Nur auf Kosten der okkupierten Gebiete zu leben (und wieder war es v. a. die Ukraine, die hier ein egroße Rolle spielte) war aber ebenfalls kein wirtschaftlich nachhaltiges Konzept, weil die fehlenden Arbeitskräfte (weil als Soldaten gebraucht) die Wirtschaftsleistung so beeinträchtigt haben, daß der Kriegsapparat schon aus diesem Grund - dem Grund mangelhften Nachschubs - nicht aufrecht zu halten war.

Damit war der gesamte Kriegsgedanke nie auch nur annähernd haltbar, von Anfang an. Der Plan, der aus Spitz und Knpf "gerechnet" war, ist letztlich nicht aufgegangen. Er war zu komplex, zu fragil, er MUSZTE irgendwann scheitern. Es ist so besehen echt erstaunlich, daß er so lange "gehalten" hat, weil er ständig mit extremen Begebenheiten kalkuliert hat, die unbedingt funktionieren MUSZTEN. Und das haben sie in den ersten zwei, drei Jahren auch allesamt tatsächlich getan, das ist das eigentlich Wunder dabei. Aber man kann niemals seriös mit Glück und Zufall kalkulieren. Hitler hat das 1943 kapiert, dafür gibt es mehr als genug Belege.

Aber da waren die diplomatischen Möglichkeiten bereits verspielt. Die Ende 1941  zum rechten Moment gemacht hätten, mit Stalin in Verhandlungen zu treten. Als die Wehrmacht gegen jede vernünftige Annahme DOCH 20 Kilometer vor Moskau gestanden war, hatte selbst Stalin den Mut verloren und sich auf eine Evakuierung de Kremls hinter den Ural eingestellt, den Krieg selbst aber für verloren gehalten. Ab da hatte er auf andere, auf völkische Kräfte bei den Rusen gesetzt, und dieses Konzept war aufgegangen Sogar die Orthodoxe Kirche hattte ab da einen anderen Stand. 

Was Stalin selbst aber nicht geglaubt hatte, trar dann ein. Hitlers Befehl, den Vormarsch auf Moskau zu teilen, und in einer Absplitterung die Hälfte der Armeen nach Süden marschieren zu lassen, Richtung Kaukasus, war dabei keineswegs absurd oder falsch! Es war Hitlers einzige Möglichkeit, nocheinmal das Blatt zu überreizen, weil er DRINGEND Rohstoffe brauchte. 

Die Materialverluste und -anforderungen einer militärischen Eroberung dieser gigantischen Räume, die nur unter extrem unökonomischen Bedingungen zu durchqueren waren - die Versorgung selbst kostete, wie oben gesagt, fast so viel Energie, wie an der Front dann benötigt wurde - hatten die Wehrmacht in eine aussichtslose Situation gebracht. 

Stalin selbst war diese Angewiesenheit Hitlers bis dahin gar nicht so klar gewesen. Aber er hat sie dann begriffen. Ein Jahr später war er sogar in der Lage, eine Rote Armee aufzustellen, mit der die deutschen Generäle niemals mehr gerechnet hätten. Was ab 1943 dann aufgeboten werden konnte - Abertausende von Panzern, Flugzeugen, Kanonen, Millionen von Soldaten, eine nahezu paradiesische Versorgungsüberlegenheit - hat alle ihre Vorstellungen übertroffen. 

Überrascht hat es freilich auch auf deutscher Seite niemanden. Es war einfach das Ergebnis des Verünftigeit, das durch die Dauer des Krieges Oberhand gewinnen MUSZTE, und sich nun zugunsten Rußlands auswirkte. Niemand kann auf Dauer seine Existenzstrategie auf Spitz und Knopf aufbauen. Deutschland aber hat das  seit dem 19. Jahrhundert zum Existenzprizip gemacht.

Insofern - und das ist das überraschende Fazit, das unsereiner aus dem Werk Toozes ziehen kann - war die militärische  Eskalaton, die Deutschland seither suchte, und schließlich im 20. Jahdhundert endgültig führen wollte, nahezu notwendig und unausbleiblich. Um eine eigentlich labile Situation durch Herausforderung des Schicksals in eine definitive geopolitische Konstellation überzufhren, in der Deutschland eine führende Rolle in der Welt einnahm. 

Jene Rolle, zu der sie ihr ökonomische Situation eines durch Zentralisierung überpotenten Staates nahezu zwang. Bismarck hatte einen vorläufigen Status erreicht, und ich behaupte, daß er das auch wußte. Aber dieses Zwischenstadium war niemals ein Endpunkt. Den aber versuchte Bismarck nicht selbst setzen zu müssen. Mit der kleindeutschen Lösung hatte er vielleicht für Preußen das Maximum herausgeholt, für die deutschen Völker aber eine unhaltbare situation geschaffen, die erst gelsöt werden mußte. 

Ob Hitler das durchschaut hat? Ich glaube nicht. Nicht ganz zumindest. Aber die Aufgaben, mit denen er konfrontiert waren, waren in der gärenden Sache Deutschland selbst weit mehr begründet, als man gerne annehmen möchte. Fast also könnte man sagen, daß Hitlers Politik im großen Ganzen vom faktisch vorhandenen Gebilde Deutschland selbst bestimmt wurde. Hitler hatte nur diese Logik aufgegriffen, der Unausgegorenheit zu entreißen und damit Europa tatscählich dem Nomos der Völker nach zu ordnen versucht.


______________________________________
Erstellung 12. November 2022 - Ein Beitrag zur