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Montag, 7. November 2022

Warum sich Rußland viel Zeit lassen wird (3)

Unter diesem Deutungshorizont bekommt plötzlich so vieles einen Sinn. Aber das Fazit für den Westen ist furchtbar. Er hat einen für seine Zukunft entscheidenden Krieg verloren - Es schaut also alles danach aus, als würde die hier vertretene These zutreffen. Zu der wir Indiz um Indiz aufgerufen haben, und uns dabei nicht einmal besonders anstrengen mußten - die Fakten fielen uns nur so in den Schoß, und es gäbe noch jede Menge mehr, die wir als Beleg heranziehen könnten. 

Zumindest scheint diese These damit plausibler als alles andere, das bisher herbeibemüht wurde, um sich aus den Ereignissen in der Ukraine einen Reim zu machen. Sodaß wir jetzt schon Wetten abschließen dürfen, welche von den Staaten des Westens, die sich heute noch so aufspielen, es in fünf oder zehn Jahren noch geben wird.
Wie sagte doch Sun Tsu? Was ist das Geheimnis der chinesischen Kampfkunst? Man nützt die Kraft des Gegners, führt diese aber - unendlich sanft und geduldig - an den Punkt, daß sie sich gegen diesen selbst wendet. Der weise Kriegsherr kämpft nicht mit den feindlichen Heeren. 
Er handelt so, daß diese sich selbst durch Dinge schwächen, die er gar nicht als Kriegsdinge ansieht. Dann muß er nur noch kommen, um das leergewordene Feld zu besetzen, weil der Feind nicht nur sein Heer weil sich selbst verloren hat. 
In der Ukraine hat sich ein Vorausmodell  als Destillat des Westens zu etablieren versucht, als Gebilde, das nach herkömmlichen Kriterien ein "failed state" ausmacht. Als Geschäftsmodell, das sich über bestimmte ökonomische Parameter definiert, gelenkt von einer kapitalistischen Mittelschicht. 
Als Staat, der nicht mehr für sich denkt und existiert, sondern nur noch im globalen Maßstab denkbar ist. Der eine Politik betreibt, die nicht mehr auf ihn, sondern auf eine globale Gemeinschaft zugeschnitten ist. Was immer an "Nationalismus" die Medienschlagzeilen dominiert hat, war nur Schein und Mittel, um die Menschen zu täuschen. 
So hat die Ukraine "notwendig" - denn einen wirklichen Nationalstaat zu bilden war nie die Absicht der herrschenden Schicht in Kiew, einen solchen vorzutäuschen aber Mittel zum Zweck - auch den gesamten Westen mit hineingezogen bzw. dieser ist freudig mit in den Krieg gesprungen. Aber er hat sich mit einem Gegner angelegt, dem er in mehrfacher Hinsicht nicht gewachsen ist. Und dabei fast beiläufig auch die Bereitschaft der Nationalgruppen düpiert, die sich im Glauben, trotz allem ihr Nationalsüppchen kochen zu können, verblutet haben. 
So weit geht die Niederlage - und wenn die hier vertretene These stimmt, dann ist eine solche bereits jetzt, Anfang November 2022, besiegelt - daß sogar die landläufige Meinung, daß die Ukraine immerhin den Medienkrieg gewonnen habe,  ein grotesker Irrtum ist. 
Denn die Schiene, auf der dieser Krieg um die Köpfe und Herzen geführt wurde, ist nicht nur vorherseh- und berechenbar gewesen, sondern wurde vom Osten Eurasiens geschickt genutzt, um den Westen noch tiefer in eine Sackgasse rennen zu lassen.  
Indem Rußland ihn regelrecht ermuntert - wie am Schlachtfeld das Feld scheinbar "räumte" - sich selbst in einen Fieberwahn der Eroberung hinein zu steigern. In dem er aber von Anfang an das Ganze nicht mehr überblickt hat. Weil er nicht integral denken kann, sondern technisch-rationalistisch und damit nur linear-summativ.
Auch dieser Medienkrieg wurde vom Westen also keineswegs der Art des modernen Krieges angepaßt. Obwohl er scheinbar alle technischen Mittel dazu einsetzte, die die Gegenwrt dominieren, hat er sie auf die alte Art eingesetzt. Damit haben die Medien das Hauptdilemma nur wiedergespiegelt: Daß der Westen diesen Krieg nicht mehr denken kann.

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Erstellung 04.  November 2022 - Ein Beitrag zur