Zu den Objekten der Natur, um die sich besonders leicht Katastrophenphantasien konstruieren lassen, gehören Korallen. Sie sind fest ortsgebunden, und sie haben aus sich heraus nur eine sehr geringe Fähigkeit, sich an verändernde Umweltbedingungen anzupassen, schon gar nicht rasch. Es besteht aber dennoch kein Grund zur Panik, und ihre Fähigkeit zur Regeneration selbst bei größeren Änderungen, die vorerst ihre biologische Tätigkeit beeinträchtigen, ist überall zu beobachten.
Denn wie jüngere Studien zeigen, sind es nicht die Korallen selbst, die sich anpassen können, zumindest nicht rasch, sondern es sind die Symbiosen, die sie mit Bakterien eingehen. Diese sind es dann, die im Zusammenspiel mit den Korallen Veränderungen bewirken. Sodaß sie auch bei starken (menschlichen) Eingriffen in ihre Biosysteme (wie im Roten Meer) sich recht rasch adaptieren können. Zumindest trifft das Beobachtungen zufolge auf die meisten Korallenarten zu.
Aber vielleicht sollte unsereiner davon gar nicht überrascht sein. Denn wir wissen ja, daß jedes Lebewesen immer in einem umfassenderen biologischen Raum gesehen werden muß, nie nur für sich betrachtet werden kann. Es sind immer Biozönosen, Lebensräume, die ein Lebewesen definieren und in seinen Eigenschaften prägen. Es ist der Ort, und die Fülle aller Wesen rund um das, was sich als mehr oder weniger geschlossenes System präsentiert, in dem etwas Lebendes steht, das es zu sich kommen läßt. Kein Wesen ist deshalb nur für sich denkbar. Es ist immer und notwendig auf seine Umgebung bezogen, und diese auf es.
Ja, man kann und muß sogar sagen, daß es das Ganze eines stets in vielfältigen Schichtungen und Hierarchien definierten Raumes ist, das das Individuum hervorbringt. Wo man zwar nicht naiv von "Harmonie" sprechen kann, aber von Aufeinandergestimmtheit jedes lebenden Wesens sprechen muß. Wo das andere nicht verzichtbar und für sich stehend halt einen Raum ausfüllt, sondern immer aus dem Raum erst begreifbar und in einem unendlich komplexen Zusammenspiel dem Individuellen zum Leben hilft. Das betrifft den Menschen nicht weniger als die Korallen. Auch der Mensch braucht ja Bakterien, andere, fremde Wesen, um überleben zu können, man denke nur an die Verdauung. Der sterile, nur für sich stehende Mensch wäre nicht überlebensfähig. Denn er könnte mit der Welt nicht kommunizieren.
Das Konstituens (Ding) ist nicht ohne das Konstituierte (Raum und Zeit) - Ein Körper kann sich nicht konstituieren, ohne daß er mitseiende Körper hat, die ihm Maß geben.
Hans-Eduard Hengstenberg geht (mit anderen) deshalb so weit, daß er sagt, daß es ohne "Menschheit" keinen "Menschen" gäbe, ohne daß beides je existentiell trennbar wäre. Es braucht die Einheit vor der Individualität! Letztere geht aus der Ersteren hervor, und strebt permanent zu ihr zurück, weil es sonst nicht leben kann. Ja, dieses Streben ist das, was man Leben nennt. Ohne Wahrheit könnte kein Mensch bestehen. Auch wenn die Rückbindung an sie einen geistigen Akt braucht, denn das geht aus der menschlichen Natur (als hierarchisch gegliederte Geist-Seele-Leib-Einheit) hervor.
Denn das Allgemeine, das Universale, das Umfassende geht dem Individuellen ontologisch voraus. Letzteres ist dann lediglich die spezifische Ausprägung des Allgemeinen, die beim Menschen erst und nur über die Individualisierung stattfindet. Die selbst aber wiederum ohne allgemeinen Raum, ohne "Menschheit", gar nicht möglich ist, weil sich konstitutiv darauf bezieht.
Denn das Allgemeine, das Universale, das Umfassende geht dem Individuellen ontologisch voraus. Letzteres ist dann lediglich die spezifische Ausprägung des Allgemeinen, die beim Menschen erst und nur über die Individualisierung stattfindet. Die selbst aber wiederum ohne allgemeinen Raum, ohne "Menschheit", gar nicht möglich ist, weil sich konstitutiv darauf bezieht.
Der Autonomismus, in dem der Mensch heute gerne gedacht wird, hat also gravierende, prinzipielle Fehler. Denn es gibt ihn in der vorgestellten (und propagierten) Form gar nicht. Und wo der Mensch entwurzelt, auf sich zurückgeworfen ist, geht er zugrunde. Wie jedes Lebewesen, auch die Koralle. Zum Bestehen als Individuum gehört notwendig das, was das umgebende Lebensfeld (als historischer Raum) zum Einzelnen selbst beitragen kann, soll und muß. Um wiederum es selbst zu sein. Die Welt ist also ein gigantisches Zueinander, das nur "als Welt" besteht, und nur "als Welt" dem Einzelnen Leben ermöglicht.
Doch mache man nicht den Fehler, das nicht nur zu abstrahieren, um es zu sehen, sondern dieses Abstraktum zum eigentlichen Handlungsobjekt des Einzelnen zu machen. Das wäre grundfalsch, weil eine Verdinglichung von etwas Geistigem und damit ein Kategorienfehler. Denn das Allgemeine "ist" nur durch das konkrete Einzelne, es ist also nicht Masse oder Vergemeinung. Es besteht nur real, durch seinen Ort und die Verwurzelung darin, in der sich Indivdualisierung erst möglich macht.
Aber wenn man einmal an diesem Gedanken Blut geleckt hat - die heutige Moral kapriziert sich nur noch auf Zusätzliches, also auf eine Erhöhung der Quanten, in allen Bereichen (man höre alleine eine gendergerechte Ansprache, lese einen gendergerechten Text, der schon durch die ständigen "-innen"-Zufügungen immer länger und alleine dadurch langweiliger wird - sieht ihn recht rasch hinter jedem Basch, äh, Busch.
Aber wenn man einmal an diesem Gedanken Blut geleckt hat - die heutige Moral kapriziert sich nur noch auf Zusätzliches, also auf eine Erhöhung der Quanten, in allen Bereichen (man höre alleine eine gendergerechte Ansprache, lese einen gendergerechten Text, der schon durch die ständigen "-innen"-Zufügungen immer länger und alleine dadurch langweiliger wird - sieht ihn recht rasch hinter jedem Basch, äh, Busch.