Wahrscheinlich hat er FPÖ gewählt, denn er war so unzufrieden, schimpfte so laut und derb, daß naheliegt, daß sich sein Haß gegen das Bestehende gewendet hat. Aber womit wir es zu tun haben, überläßt der VdZ dem Leser zur Beurteilung.
Wir fuhren eines Tages von A nach B, er nahm den VdZ dankenswerterweise mit, denn er ist tatsächlich ein netter Kerl. Der in Schwimmbeckenmontagen macht, und seit etlichen Jahren einen kleinen Betrieb mit saisonalen und temporären Beschäftigten führt (denn Fixbeschäftigte bedeuten Risiko, die muß man auch dann bezahlen, wenn einmal keine Aufträge vorliegen; die Buchhaltung macht deshalb seine Frau), von dem er sich und seine Familie samt einem netten Häuschen gut ernähren kann. Plötzlich bremst er, und fährt von der Autobahn ab. Ein paar Minuten, meint er entschuldigend, ich muß mal was nachschauen.
Sein Pickup hält vor einem recht großen Grundstück, auf dem eine leere, ältere Halle steht. Das habe er unlängst gekauft, erklärt er. Und nun wolle er darauf Solarstromanlagen montieren lassen. Am Dach der Halle, auf der Wiese. Die Neigung sei gut. Doch plötzlich verliert er die Contenance. Was er aber nun erlebe, spotte jeder Beschreibung. Was das für ein bürokratischer Zirkus sei, das könne sich der VdZ nicht vorstellen. Was er an Genehmigungen brauche, was er an Unterlagen beizustellen, an Formularen auszufüllen habe! Da wollen die, daß man unternehmerisch tätig wird, und dann so etwas! Bis man an die versprochenen Subventionen komme! Dabei wolle die Politik doch, daß man das Klima rette. Er habe die Nase mittlerweile sowas von voll, da seien nur Lügner und Heuchler am Werk. Und Inkompetenz. Wozu solle man sich als Unternehmer noch anstrengen, wozu habe man Idee und Handlungskraft!? Und was er dafür auch noch an Steuern abdrücke!
Der VdZ war ein wenig überrascht. Denn was dieser Unternehmer, dieses jeder Gesellschaft so notwendige Mitglied der Mittelschicht vor sich her stieß, war die Klage, daß er an den Topf der Subventionen nicht leicht genug komme. Denn ohne Einspeisevergütungsgarantie ist eine Solarstromanlage kein Geschäftsmodell, schon gar kein Unternehmen, sondern eine schlichte Subventionsabzockmaschine. Was diesem Unternehmer gar nicht mehr klar zu sein scheint, ist, daß er kein Unternehmen betreibt, sondern daß er Unternehmertum mit der Cleverness verwechselt, Geld vom Staat abzuzocken. Worüber er schimpfte, war, daß er um mit einer Solaranlage (wie immer man sie sonst noch einschätzen möge, es geht hier um etwas anderes, zumindest so irgendwie, ganz ja auch nicht) Geld zu verdienen ein Risiko eingehen mußte. Nichts hätte ihn gehindert, die Solaranlage zu bauen! Aber ohne Subventionen war ihm das Risiko zu groß, und damit hatte er sogar Recht.
Staatsgelder und Umverteilung von Risiko auf die Allgemeinheit sind Naturereignisse geworden
Nämlich das Risiko eines Marktes und der von diesem gebildeten Preise, die Grundlage allen Unternehmertums also. Und erst jetzt, während der VdZ dies niederschreibt, wird sogar die Art, wie er Leute beschäftigt, seltsam fragwürdig. Denn sie ist auf eine Weise dieselbe Rückversicherung in der Allgemeinheit, auf die er sein Risiko abwälzt. Ja, diesem mittelständischen Unternehmer, der sich seine Kunden buchstäblich aus den Messen und Empfehlungen blutig herauskratzen muß, ist nicht einmal klar, daß sein Einkommen - im Fall der Solaranlagen mehr denn je - von Subventionen gespeist wird, was automatisch auch bedeutet, daß diese Subventionen, also sein Einkommen, als Steuern auf der anderen Seite der Staatsbilanz wieder auftauchen.
Der VdZ schwieg ziemlich, als sie die letzten Kilometer zurücklegten. Er dankte höflich für die Mitnahme, und nickte auf den Vorschlag, sich vielleicht einmal auf einen Kaffee zu treffen. Allmählich fiel ihm auf, wie viele Unternehmer er kennt, die von stolzem, freiem Unternehmertum sprechen, und dabei ohne jeden Skrupel jeden Zipfel an Subvention ausschöpfen, und von der Politik fordern, den es zu ergattern gilt. Die sich ihrer tollen Unternehmereigenschaft brüsten. Aber dabei die winzige Kleinigkeit "vergessen", daß sie ihre Betriebshallen mit dem Geld öffentlicher, staatlicher Einrichtungen gebaut haben und betreiben, und damit persönliches unternehmerisches Risiko auf die Allgemeinheit überwälzten. Was sonst ist es, was man mit "Umverteilung von unten nach oben" bezeichnet.
Denn mit diesem Zuwachs war auch in diesem Fall die Aktiva-Seite des Unternehmens gehörig gewachsen, damit seine Bonität, damit die Kreditlinie, auf der aufbauend es seine Umsätze durch erweiterte Lieferfähigkeit gehörig steigern konnte. Was in diesem konkreten Fall damit endete, daß etliche kleine, sehr kleine Unternehmen schließen mußten, weil sie nun von einer neuen und nicht mehr lokalen Bezugsmöglichkeit zu stark konkurrenziert wurden, die ihnen vor allem den Grundumsatz wegnahmen. Der Staat hat also auch in diesem Fall das Gegenteil von dem gemacht, was er tun müßte: Statt den Schwächeren zu schützen, hat er den Stärkeren, Skrupelloseren, Entwurzelteren gestärkt.
Während eben jener nunmehr noch stärkere Geschäftsmann sogar sein Privatvermögen geschickt heraushalten konnte. Ja, es mit den nunmehr erzielbaren Gewinnen später geschickt und gehörig vermehrt hatte. Und heute gerne das ihm von vielen Seiten bestätigte Schild vor sich herträgt, daß er alles seiner Tüchtigkeit verdanke.
Welcher Tüchtigkeit aber verdankt sich heutiges Unternehmertum in vielen Fällen noch?
Denn mit diesem Zuwachs war auch in diesem Fall die Aktiva-Seite des Unternehmens gehörig gewachsen, damit seine Bonität, damit die Kreditlinie, auf der aufbauend es seine Umsätze durch erweiterte Lieferfähigkeit gehörig steigern konnte. Was in diesem konkreten Fall damit endete, daß etliche kleine, sehr kleine Unternehmen schließen mußten, weil sie nun von einer neuen und nicht mehr lokalen Bezugsmöglichkeit zu stark konkurrenziert wurden, die ihnen vor allem den Grundumsatz wegnahmen. Der Staat hat also auch in diesem Fall das Gegenteil von dem gemacht, was er tun müßte: Statt den Schwächeren zu schützen, hat er den Stärkeren, Skrupelloseren, Entwurzelteren gestärkt.
Während eben jener nunmehr noch stärkere Geschäftsmann sogar sein Privatvermögen geschickt heraushalten konnte. Ja, es mit den nunmehr erzielbaren Gewinnen später geschickt und gehörig vermehrt hatte. Und heute gerne das ihm von vielen Seiten bestätigte Schild vor sich herträgt, daß er alles seiner Tüchtigkeit verdanke.
Welcher Tüchtigkeit aber verdankt sich heutiges Unternehmertum in vielen Fällen noch?
Lustigerweise gehören die erwähnten Fälle (sie gibt es real, der Leser möge dem VdZ glauben) nicht selten zu jenen, die bei jeder Gelegenheit über jene schimpfen, die (warum auch immer) Sozialleistungen beanspruchen. Oder Blut und Galle speien, weil sie da und dort Arbeiter suchten, die so schwer zu finden seien, weil das Arbeitslosgengeld kaum weniger als der (geringe) Lohn beträgt.
Da ist mehr faul, im Staate Dänemark, als Hamlet es sich ausdenken hätte können. Wir haben schon so viel von den elementarsten Zusammenhängen vergessen.
Der VdZ schwankt jetzt jedenfalls, welche Bewertungen er ändern soll. Die Unternehmer als Sozialstaatsschmarotzer bezeichnen? Oder jeden, der von Amt zu Amt läuft, um "ihm zustehende" Gelder abzuzocken, als Unternehmer? Die Begriffe scheinen jedenfalls zunehmend austauschbar. Daß sie es freilich oft so gar nicht sind, auch das weiß der VdZ aus zahlreichen persönlich bekannten Fällen. Er meint deshalb nur, daß man sehr gut scheiden können sollte. Und seinen Urteilsmaßstab nicht aus Vergleichen, sondern aus absoluten Kriterien holen sollte, die sehr wohl definieren, was ein Unternehmer ist und sein sollte. Und wieviel das mit Moral (und oft auch Intelligenz) zu tun hat.
Ein kleiner Hinweis zum Abschluß des Themas: Wer über die Tüchtigkeit so mancher Unternehmen und Unternehmer, die heute wie Monumente in der Wirtschaftslandschaft stehen, einen etwas anders beleuchteten Eindruck gewinnen will, dem sei das Buch "Wer konnte, griff zu" von Peter Böhmer empfohlen. Es behandelt nicht wenige Beispiele, wie viele heute "angesehene Namen" nach dem Zweiten Weltkrieg zu eben diesem Ansehen samt Vermögen kamen, weil sie es geschickt verstanden, sich durch Nähe zur Politik aus den "Re-Arisierungen" gerade der oft besten Teile der österreichischen Volkswirtschaft erschreckend skrupellos zu bedienen. Und wer die Geschichte der "Treuhand" in ihrem Umgang mit DDR-Vermögen nach 1990 betrachtet, wird zu recht ähnlichen Schlüssen kommen. Eine recht ähnliche und typische Geschichte ist die um die Zerschlagung der Hoechst-Werke in den 1990er Jahren, der ehemaligen IG-Farben. Achgut stellt recht eindringlich dar, wie durch politischen Willen immense Vermögen zerschlagen und in Europa-Dimension umverteilt wurden.
Der VdZ schwankt jetzt jedenfalls, welche Bewertungen er ändern soll. Die Unternehmer als Sozialstaatsschmarotzer bezeichnen? Oder jeden, der von Amt zu Amt läuft, um "ihm zustehende" Gelder abzuzocken, als Unternehmer? Die Begriffe scheinen jedenfalls zunehmend austauschbar. Daß sie es freilich oft so gar nicht sind, auch das weiß der VdZ aus zahlreichen persönlich bekannten Fällen. Er meint deshalb nur, daß man sehr gut scheiden können sollte. Und seinen Urteilsmaßstab nicht aus Vergleichen, sondern aus absoluten Kriterien holen sollte, die sehr wohl definieren, was ein Unternehmer ist und sein sollte. Und wieviel das mit Moral (und oft auch Intelligenz) zu tun hat.
Ein kleiner Hinweis zum Abschluß des Themas: Wer über die Tüchtigkeit so mancher Unternehmen und Unternehmer, die heute wie Monumente in der Wirtschaftslandschaft stehen, einen etwas anders beleuchteten Eindruck gewinnen will, dem sei das Buch "Wer konnte, griff zu" von Peter Böhmer empfohlen. Es behandelt nicht wenige Beispiele, wie viele heute "angesehene Namen" nach dem Zweiten Weltkrieg zu eben diesem Ansehen samt Vermögen kamen, weil sie es geschickt verstanden, sich durch Nähe zur Politik aus den "Re-Arisierungen" gerade der oft besten Teile der österreichischen Volkswirtschaft erschreckend skrupellos zu bedienen. Und wer die Geschichte der "Treuhand" in ihrem Umgang mit DDR-Vermögen nach 1990 betrachtet, wird zu recht ähnlichen Schlüssen kommen. Eine recht ähnliche und typische Geschichte ist die um die Zerschlagung der Hoechst-Werke in den 1990er Jahren, der ehemaligen IG-Farben. Achgut stellt recht eindringlich dar, wie durch politischen Willen immense Vermögen zerschlagen und in Europa-Dimension umverteilt wurden.