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Montag, 18. November 2019

Wie es ein Jude sieht

Anzumerken ist jedoch, daß er damit ähnlich argumentiert wie der jüdische Berkeley-Professor und Historiker Juri Lwowitsch Sljoskin (in engl. Transkription Yuri Slezkine), der in seinem Buch „The Jewish Century“ (unter dem Titel „Das jüdische Jahrhundert“ 2006 in deutscher Übersetzung erschienen) den aus seiner Sicht beherrschenden Einfluß des jüdischen Elementes auf Politik, Kultur, Medien und Finanzwesen herausstellt. Sljoskin geht allerdings noch weiter und meint, das Judentum sei der Motor der „Modernisierung“.

Alle relevanten politischen Strömungen und Umwälzungen der Moderne sind nach Sljoskin im jüdischen Geist begründet – ob Liberalismus, Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus, Demokratie, Globalisierung oder Menschenrechtsideologie. Dies gelte sogar für Faschismus und Nationalsozialismus.

Der Einfluß des Judentums, so Sljoskin, sei mittlerweile so allgegenwärtig, daß von einem „Jewish Century“, einem „Jüdischen Jahrhundert“, die Rede sein könne. Das Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig zeigt sich geradezu entzückt über die Studie des jüdisch-russischen Emigranten und stellt sie groß heraus.

„Mit ‚Das jüdische Jahrhundert‘ hat Yuri Slezkine ein Meisterwerk der historischen Essayistik vorgelegt“, heißt es auf der Netzseite des Instituts. „Er verbindet historische und anthropologische Ansätze, indem er die Frage nach dem Verhältnis von Judentum und Moderne universalisiert. Dabei bezeichnet er den Habitus jüdischer Lebenswelten als ‚merkurianisch‘, den der agrarischen Bevölkerung als ‚apollonisch‘. Im Zuge der Moderne, so Slezkine, verwandelten sich immer mehr Menschen in Merkurianer, sie werden gleichsam zu ‚Juden‘.“