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Samstag, 16. November 2019

Warum da etwas nicht stimmt (3)

Teil 3)



Gute, richtige, gesunde Innovationen entstehen nicht einfach, wenn oder weil Zinsdruck herrscht. Das regt nur BESTIMMTE Änderungen an. Innovationen entstehen durch Liebe zum Produkt, zur Arbeit, zum Tätigsein, zu den Kunden und Menschen. Da kann es durchaus einmal "weniger effizient" abgehen. Weil Menschen eben Menschen sind. Weil es auch Menschlichkeit und wie erst Lebensqualität ist, auch weniger "Begabte" mitzuziehen. Weil es in jeder Gesellschaft eben auch immer diese zehn Prozent gibt, die sich (nähme man es mathematisch-zinstechnisch) "ihr Salz in die Suppe nicht verdienen". Aber eine humane Gesellschaft, und die wollen wir, eine von Liebe zu Welt und Mensch getragene Gesellschaft ist eben so, und erträgt ruhig und leidensbereit auch weniger Leistungsbereite oder -fähige. Die in Wahrheit immer ein gutes Drittel der Menschen ausmachen, das nur nebenbei.

Sie fordert keine Leistungsmaschinen, wie die von Krall gemeinten Innovationen in Wahrheit meinen. Eine Gesellschaft, die wir wollen, orientiert sich daran. Nicht einfach nur an Effizienz. Und speist die Kranken, Alten, Morbiden nicht mit abstrakten Sozialleistungen ab, sondern mit direkter, konkreter, persönlicher Hilfe. Die manchmal auch streng sein darf, ja muß. Sich aber immer am Maß der vorhandenen Liebe der Menschen ausrichten muß. (Soziale Hilfe, Nothilfe muß immer persönlicher Akt zwischen einem Geber und einem Bedürftigen sein. Erst dort fließt dann alle Information ein, die es für wirkliche Hilfe und Liebe braucht, die auch manchmal Strenge fordert. Die deshalb auch nie ohne Bitte um (immer freiwillige) Hilfe auskommen kann. Wir plädieren hier also nicht für einen Sozialstaat heutiger Prägung, den auch wir als katastrophales Übel erkennen.

Gewiß, in der Einschätzung der Gefahrenmomente decken wir uns mit Krall weitgehend. Auch die Kette der Ereignisse, die eben einer kranken Logik folgt, ist richtig beschrieben. Aber die Zombieunternehmen sind nicht einfach die, die ohnehin weg gehört hätten, sondern sie werden zwar fallen, gewiß, aber nur, weil die mathematische Logik, die Zinsnahme bedeutet, jede humane Wirtschaft über kurz oder lang in den Abgrund treibt. Aber nicht nur diese, sondern auch die Kapitalisten, die dann - eiderdautz! - immer (die Geschichte beweist es) nach dem Staat rufen. Das nennt man dann "Bankenrettung", was in Wahrheit jenes Risiko glättet, das die Banken nie eingegangen haben. Und die sexbesoffenen Bürger nicken, weil es ja furchtbar wäre, wenn aus den Bankomaten kein Geld mehr käme, und von den Hintergründen durchschauen sie genau so wenig, wie die Politiker. Denen mittlerweile alle Mittel ausgehen (wie Japan zeigt), um das potemkinsche Dorf weiter aufrecht zu halten.

Deshalb steht das Bankensystem auch tatsächlich vor dem Kollaps, auch da hat Krall recht. Aber es steht vor einem Kollaps, der in ihren Existenzbedingungen selbst angelegt war. Hier gälte es zwar zu unterscheiden, denn es gibt tatsächlich auch "gute" oder "bessere" Banken, wenn auch wenige, wenn auch meist kleine, aber sie werden diesen drohenden Crash, der vom "Geschäftsmodell der Banken" selbst angetrieben worden war, vermutlich gleichermaßen zum Opfer fallen. Denn Wirtschaft, Geldsystem wie Politik haben auf Schein gesetzt. Der aber ist immer lüstern nach Blut, und um seinen Durst zu stillen, braucht es echte Menschen.

Wir stehen vor einer gewaltigen Rezession, ja einer enormen Erschütterung vulgo Crash, da wird Krall ziemlich recht haben. Aber wir stehen vor einer Rezession, weil ein falsches Geschäftsmodell an seine definitiven Grenzen gekommen ist, wo es sich selbst zu schlagen beginnt. Krall zeigt diese Mechanik sehr gut auf. Und deshalb ist der Vortrag durchaus hörenswert. Wir können nur hoffen, daß die Politik nicht wieder, um ihren eigenen Kopf zu retten, den gemeinen Bürger zur Kasse bietet, um dieses Modell noch weiter hinüberzuretten. Wohin weiß freilich keiner. Der Zahltag wird nur umso blutiger.

Zu Krall? Liberale sind per se jene, die am lautesten schreien, wenn Mißstände auftreten. Aber dadurch zu vertuschen suchen, daß sie selbst es waren, die diese Mißstände bewirkt haben.