Teil 5) Amerika ist ein Instrument der Reichen. Kein Staat.
Und
alles das ist im ersten Grundsatz der amerikanischen Verfassung
festgeschrieben: Wir haben keine etablierte Kirche, wir haben keine
etablierte Religion, das alles ist Privatsache. Ansonsten soll sich
durchsetzen, wer sich egal wie durchsetzt. An diese Karotte vor der Nase
glaubten dann alle. Die Gründerväter der Revolution von 1776 waren alle
reich. Hinter allen Revolutionen stehen die Interessen Reicher, die
Konkurrenten aus dem Weg räumen wollen. Und sie haben mit der
Verfassung ihren Reichtum schlicht und ergreifend abgesichert, aber
diese Eigensucht in "hohe Phrasen" verpackt, den sie heuchlerisch
"Liberalismus", Freiheit nannten. Die Folge? Es gibt bis heute keine
effektive Kontrolle der Reichen, es gibt bis heute keine effektive
Kontrolle der US-Regierung. Auf der Idee des Liberalismus kann man eben
keinen Staat aufbauen, das ist ein Irrtum.
Die Idee der
"zwei Staaten", die die katholische Kirche seit je verfolgt hat (und
wie sie etwa Roberto Bellarmin theoretisch ausgearbeitet hat), ist nicht
die, daß der Staat über der Kirche stehe. Er sieht nur die spezifischen
Aufgaben getrennt. Die aber alle demselben Ziel dienen müssen. Die
Kirche, der Papst hat die Aufgabe, das Seelenheil zu vermitteln. Der
Staatsführer hat die Aufgabe, eine Organisation der Gesellschaft zu
gewährleisten, die diesem Seelenheil förderlich, zumindest nicht
abträglich ist. Ein Ziel für sich hat der weltliche Staat nicht, er hat
nur zeitliche, vergängliche Macht. Deshalb kann es gar keinen Staat
geben, der sich über die Kirche stellt. Er hat Sinn nur, wenn er dem
einen Heil der Menschen - und damit dem Sinn der Welt selbst -
zuarbeitet. Sonst entartet er, das zeigt die Geschichte zu einhundert
Prozent.
Deshalb muß der Staat die Kirche als
Kontrollinstitution respektieren oder einrichten. Das schützt den Großen
wie den Kleinen. Und es schützt die Kirche. Als man Amerika 1776
gründete suchte man sich überall heraus, was man brauchen konnte. Weil es vor allem eine Idee der Freimaurer war, ging es hauptsächlich darum,
die Kirche, die Religion aus der Öffentlichen Sphäre herauszuhalten.
Denn wie die Aufklärung sagt: Der Mensch kann aus seiner Vernunft (die
verkürzend mit Verstand, Ratio gleichgesetzt wird) zum Glück kommen, da
braucht es keine Religion. Wer sie braucht, gut, der tue es privat. Wer
nicht, umso besser. Und damit haben wir, was wir heute haben, wo es 2003
das erste (skandalöse) Urteil eines Bundesgerichts gab, das bestätigte,
daß es kein Gesetz geben kann, das auf Moral aufbaut. Das sei Religion,
und das verstoße gegen das Grundgesetz.
Deshalb ist
die amerikanische Regierung aus ihrem Selbstverständnis heraus nicht
"neutral" gegenüber dem Katholizismus. Sie steht diesem feindlich
gegenüber.
Die historische Situation seit 1945 hat
diese Position weltweit zum Standard gemacht. Die Kernfrage Amerikas
ist dabei gar nicht, welche Regierungsform es hat. Monarchie,
Demokratie, was immer. Die Kernfrage ist, wer bestimmt, was gut oder schlecht ist.
Morgen Teil 6) Amerika war von allem Anfang an nur eine Idee,
wie man Geld verdienen konnte. Sonst nichts.