Sex aus den Städten. Schon vor dem Ersten Weltkrieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg stärkere Repression, zurück zur Idealfamilie (wie im Viktorianismus), neue Formen in den Vororten (social engineering) - TV, Pornokonsum. Verborgenheit! Die sich dann den Weg auf die Straßen gebrochen hat.
Das Thema wird in unseren Ländern kaum beachtet, und hat doch so große Bedeutung, und wird deshalb nicht ausreichend reflektiert. Das ist in den USA und vielen anderen Kulturkreisen ganz anders. Wo es eine breite Debatte dazu gibt. Wo man sich des Problems viel gewisser ist als bei uns. Wo selbst rechte Kreise erstaunlicherweise die Liberalität akzeptieren, ja sogar als Kulturbestandteil erhalten wollen oder (wie in der Auseinandersetzung mit dem Islam) fordern. Dabei ist es die abendländische als genuin katholische Welt, die um die Bedeutung der Laster und Leidenschaften auf die Vernunft wußte und wissen müßte. (Das im Netz abrufbare Video ist dazu geeignet, die Bodenständigkeit dieses Wissens zu zeigen, es sei empfohlen.)
Der britische Autor Leif Jarram sieht die sexuelle Revolution in der Charakteristik des 20. Jahrhunderts begründet, wo es zu einer Konzentration des gesellschaftlichen Lebens unserer Völker auf die Städte kam. Ausgangspunkt war die Eingliederung der Frauen in das Erwerbsleben, die ihre Stellung nachhaltig veränderte. Jarram spricht sogar von einer stillen Revolution, die in der Veränderung der Lebensführung begründet war. Und sich in entscheidenden Ereignissen und geschichtsverändernden Sprüngen dann erst räumlich und in Personen verankern läßt. Unsere Sichtweise der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist also mangelhaft.
Man übersieht etwa, daß es die Frauen aus den metallverarbeitenden Industriebetrieben von Sankt Petersburg waren, die 1905 vor den Zarenpalast zogen, um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu demonstrieren. Die ein neues Selbstbewußtsein aufgebaut hatten. Das Bild von der Familie, wo die Frau als Heimchen am Herd steht, war damit (sic!) schon damals zusammengebrochen. Genau diese Frauen waren es dann auch 1917, die die eigentliche Revolution im März durchführten. Diesmal aber baten sie nicht mehr, sondern sie forderten, daß der Zar diese Schritte durch Eingriffe in die Duma einleitete. Die Kosaken, die diesen Aufstand niederschlagen sollten, weigerten sich, auf Frauen zu schießen. Ihre Befehlsverweigerung war dann der direkte Grund, warum der Zar am nächsten Tag zurücktreten mußte. Denn ihm fehlte nun die militärische Gewalt, um sich an der Macht zu halten.
Es ist sehr verlockend, die Geschichte des 20. Jahrhunderts auf Personen wie Hitler oder Mussolini, Gruppen wie Gewerkschaften, Parteien wie Kommunisten oder Nationalsozialisten, Ideologien und Bewegungen zu reduzieren. Sie alle hatten nur deshalb eine Chance, weil sie ein Volksbewußtsein ansprachen, das über die veränderte Bewußtseinslage der Frauen in den Völkern bereits lebte.
Dabei ging es den Frauen, die in der Masse unter erbärmlichen Umständen lebten, nicht, aus dem Haus zu kommen, sondern im Gegenteil - es ging ihnen darum, eines zu haben! Und darauf konzentrierten sich dann auch die sozialen Bewegungen der Zwischenkriegszeit, in denen riesige Vorstadt- und Siedlungsringe um die großen Städte gebaut wurden. Häuser, in denen sich die Bedingungen vorfanden, erstmals eigene Interessen zu verfolgen. Und vor allem auch, ihr Sexualleben von dem ihrer Kinder abzugrenzen, es selbst zu entwickeln. Die Möglichkeit dazu gab es nur in Städten, wo es genügend geheime, unüberschaubare Plätze gab, um jedem sozialen Druck zu entfliehen.
Die wirkliche Revolution, schreibt Leif Jarram in "Streetlife - The Untold History of Europe's 20th Century", fand deshalb nicht über die Arbeit selbst statt. Zu Ende des 20. Jahrhunderts arbeiteten Frauen genauso wie zu Beginn in schlechter bezahlten, geringwertigeren Arbeiten, in der Krankenpflege, am Fließband, an Ladenkassen und als Hilfskräfte, daran hatte sich nichts geändert. Verändert hat sich aber, wie und unter welchen Umständen sie persönlich lebten. Es war das, was sie beim Aufwachen am Morgen sahen und sehen, das ihr Leben so entscheidend verändert und bewegt hat, es sind ihre persönlichen Lebensumstände. Indem sie in den Städten festgefügten Ordnungen entkommen konnten, wurde auch ihr Sexualleben entordnet und, von der strengen Bezogenheit auf einen Ehemann entlassen, chaotisch. Es waren, so könnte man es bezeichnen, die Lebensumstände, die sie "aus den Ehen entlassen" haben, wie es im Neuen Testament an einer Stelle heißt.
Man übersieht etwa, daß es die Frauen aus den metallverarbeitenden Industriebetrieben von Sankt Petersburg waren, die 1905 vor den Zarenpalast zogen, um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu demonstrieren. Die ein neues Selbstbewußtsein aufgebaut hatten. Das Bild von der Familie, wo die Frau als Heimchen am Herd steht, war damit (sic!) schon damals zusammengebrochen. Genau diese Frauen waren es dann auch 1917, die die eigentliche Revolution im März durchführten. Diesmal aber baten sie nicht mehr, sondern sie forderten, daß der Zar diese Schritte durch Eingriffe in die Duma einleitete. Die Kosaken, die diesen Aufstand niederschlagen sollten, weigerten sich, auf Frauen zu schießen. Ihre Befehlsverweigerung war dann der direkte Grund, warum der Zar am nächsten Tag zurücktreten mußte. Denn ihm fehlte nun die militärische Gewalt, um sich an der Macht zu halten.
Es ist sehr verlockend, die Geschichte des 20. Jahrhunderts auf Personen wie Hitler oder Mussolini, Gruppen wie Gewerkschaften, Parteien wie Kommunisten oder Nationalsozialisten, Ideologien und Bewegungen zu reduzieren. Sie alle hatten nur deshalb eine Chance, weil sie ein Volksbewußtsein ansprachen, das über die veränderte Bewußtseinslage der Frauen in den Völkern bereits lebte.
Dabei ging es den Frauen, die in der Masse unter erbärmlichen Umständen lebten, nicht, aus dem Haus zu kommen, sondern im Gegenteil - es ging ihnen darum, eines zu haben! Und darauf konzentrierten sich dann auch die sozialen Bewegungen der Zwischenkriegszeit, in denen riesige Vorstadt- und Siedlungsringe um die großen Städte gebaut wurden. Häuser, in denen sich die Bedingungen vorfanden, erstmals eigene Interessen zu verfolgen. Und vor allem auch, ihr Sexualleben von dem ihrer Kinder abzugrenzen, es selbst zu entwickeln. Die Möglichkeit dazu gab es nur in Städten, wo es genügend geheime, unüberschaubare Plätze gab, um jedem sozialen Druck zu entfliehen.
Die wirkliche Revolution, schreibt Leif Jarram in "Streetlife - The Untold History of Europe's 20th Century", fand deshalb nicht über die Arbeit selbst statt. Zu Ende des 20. Jahrhunderts arbeiteten Frauen genauso wie zu Beginn in schlechter bezahlten, geringwertigeren Arbeiten, in der Krankenpflege, am Fließband, an Ladenkassen und als Hilfskräfte, daran hatte sich nichts geändert. Verändert hat sich aber, wie und unter welchen Umständen sie persönlich lebten. Es war das, was sie beim Aufwachen am Morgen sahen und sehen, das ihr Leben so entscheidend verändert und bewegt hat, es sind ihre persönlichen Lebensumstände. Indem sie in den Städten festgefügten Ordnungen entkommen konnten, wurde auch ihr Sexualleben entordnet und, von der strengen Bezogenheit auf einen Ehemann entlassen, chaotisch. Es waren, so könnte man es bezeichnen, die Lebensumstände, die sie "aus den Ehen entlassen" haben, wie es im Neuen Testament an einer Stelle heißt.
(Wird fortgesetzt)
*250919*
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