Solon (Bild) gab den Athenern 593 v. Chr. ihr erstes Grundgesetz. Denn das Land hatte sich über die Jahrhunderte seit der Landnahme durch die Dorer (um ca. 1000 v. Chr.) auf eine Weise entwickelt, die es in eine veritable Krise geführt hatte: wenigen Reichen standen zunehmend verarmte, tief verschuldete Bauern, wenn nicht bereits Schuldsklaven gegenüber. Das Handwerk versiegte, das Land verödete. Das war auch den Reichen nicht recht, und sie suchten den Dichter auf, er möge - bei grenzenloser Vollmacht - das Land retten! Und das tat der weise Mann.
Er regelte tatsächlich die Grundgesetze Athens völlig neu, und das kostete die Reichen größte Teile ihres Vermögens - aber die Staatsgesinnung war höher, sie stimmten im Interesse eines gedeihlichen Ganzen zu.
Eine seiner bewundernswertesten Bestimmungen aber ist gewiß jene, dergemäß in den Abstimmungen jeder Athener für Ja oder Nein stimmen MUSZTE. Tat er das nicht, verlor er das Bürgerrecht. Damit konnte sich keiner aus der Verantwortung stehlen!
Und in einem weiteren bemerkenswerten Gesetz verankerte er die Verantwortung der Bürger: Staatsämter durften nur von Bürgern eingenommen werden, die Vermögen besaßen.
Weil es sich die Reichen richteten?
Das ja genau eben nicht.
Solon wollte aber unbedingt vermeiden, daß Leute Staatsangelegenheiten entschieden, die nichts zu verlieren hatten! Oder die mit dem Amt ihre Stellung erst begründen mußten!
Nur wer einerseits bereits Eigentum besitzt, wer so in die Volksgemeinschaft wirklich eingebunden und verwurzelt ist, daß der Zerfall des Ganzen ihm auch wirklich schadet, kann und wird auch verantwortlich handeln, weil er für das Wohlergehen seines Besitzes zu sorgen hat. Und anderseits sollte sich niemand bereichern wollen oder müssen. Sein Selbstwertgefühl sollte möglichst gesättigt, seine Stellung im Volk bereits ausgeprägt, seine Karriere beschlossene Sache sein - damit nicht persönlicher Ehrgeiz ihn treibe.
Es geht (und ging Solon) nur noch um eine ausgewogene Gewichtung der einzelnen Stimmklassen und Interessensgruppen. Das ging so weit, daß Kriege, die alle betrafen, auch nur durch alle beschlossen werden konnten.
Ein weiser Mann. Das zeigte sich bis zuletzt: Man nahm alle seine Gesetze an, und schwor in einer Volksversammlung, nichts ohne seine Zustimmung zu ändern.
Als dies geschehen war, verließ Solon Athen.
*050310*