Eine interessante, und bei näherem Nachdenken vieles beleuchtende These, die Joachim Fernau in "Deutschland, Deutschland, über alles ..." vertritt - auf der Feststellung aufbauen, daß jeder Glanz des Kaisertums in Deutschland im 17. Jahrhundert längst erloschen, Maria Theresia (deren Erbberechtigung - Karl VI. hatte keine männlichen Nachkommen - und damit Legitimität in einem Teil Deutschlands nie anerkannt wurde) nur noch "Fürstin in ihrem Stammland" war:
"In blinder Gier hatten die Habsburger unter Vernachlässigung aller Reichsgeschäfte und Kaiserpflichten ihren persönlichen Besitz mit allen Mitteln der Verträge, der Tauschgeschäfte und der Heirat vergrößert. Aus jener Zeit stammt das Wort: Tu felix Austria nube, Du glückliches Österreich, heirate!
Man kam sich sehr schlau vor. Das Schicksal präsentierte jedoch jetzt (im 18. Jahrhundert; Anm.) die Rechnung: Die Habsburger Untertanen bestanden aus Böhmen, Mähren, Österreichern, Krainern, Tirolern, Siebenbürgern, Ungarn, Oberitalienern, Flamen, Wallonen und Serben, ein sinnwidriges Völkergemisch, das uns die Welt später schwer übel genommen hat. Es zwang den Kaiser damals, undeutsch zu denken. Die Ungarn haßten ihn, die Böhmen haßten ihn, die Wallonen haßten ihn, die Italiener haßten ihn. Es war ihm egal. Verzweifelt klammerte er sich an seinen erheirateten und erschacherten Besitz, ständig jonglierend."
Tja, was soll man da noch sagen ... außer: Wo wollte man ihm widersprechen? Außer daß die Geschehnisse der letzten paar hundert Jahre ihre auffällig stimmige Logik erhielten, die den gelernten Österreicher zwingen würde, sein Selbstbild, das er ohnehin nie auf die Reihe bekommt (und das vielleicht dann, wenn er sich dieser Wahrheit gegenüber öffnet, endlich, endlich ihr Gleichgewicht fände), neu zu überdenken? Ein Ende hätte es dann mit falscher Habsburg-Romantik, ja eben diese wäre dann falsch.
Wer hat denn wirklich je die Habsburger gemocht? Die Österreicher, das heißt und hieß: Oberösterreicher? Niederösterreicher? Steirer? Schon unter Rudolf, dem ersten Habsburger auf Deutschem Königsthron, waren sie gegen ihn, er mußte das Land brechen, und er tat es gegen Premysl Ottokar, dem die Menschen in Wahrheit anhingen.
Ist sohin die Geschichte dieses Landes nicht die Geschichte einer jahrhundertelangen, unausgesetzten usurpatorischen Anmaßung? Ist sohin die Geschichte des Adels, der Eliten in diesem Lande, die eines unausgesetzten Verrats? Einer Spaltung der Bevölkerung, in dem man ihm Eliten vorsetzt, die zu ihm in Widerspruch stehen?
"In blinder Gier hatten die Habsburger unter Vernachlässigung aller Reichsgeschäfte und Kaiserpflichten ihren persönlichen Besitz mit allen Mitteln der Verträge, der Tauschgeschäfte und der Heirat vergrößert. Aus jener Zeit stammt das Wort: Tu felix Austria nube, Du glückliches Österreich, heirate!
Man kam sich sehr schlau vor. Das Schicksal präsentierte jedoch jetzt (im 18. Jahrhundert; Anm.) die Rechnung: Die Habsburger Untertanen bestanden aus Böhmen, Mähren, Österreichern, Krainern, Tirolern, Siebenbürgern, Ungarn, Oberitalienern, Flamen, Wallonen und Serben, ein sinnwidriges Völkergemisch, das uns die Welt später schwer übel genommen hat. Es zwang den Kaiser damals, undeutsch zu denken. Die Ungarn haßten ihn, die Böhmen haßten ihn, die Wallonen haßten ihn, die Italiener haßten ihn. Es war ihm egal. Verzweifelt klammerte er sich an seinen erheirateten und erschacherten Besitz, ständig jonglierend."
Tja, was soll man da noch sagen ... außer: Wo wollte man ihm widersprechen? Außer daß die Geschehnisse der letzten paar hundert Jahre ihre auffällig stimmige Logik erhielten, die den gelernten Österreicher zwingen würde, sein Selbstbild, das er ohnehin nie auf die Reihe bekommt (und das vielleicht dann, wenn er sich dieser Wahrheit gegenüber öffnet, endlich, endlich ihr Gleichgewicht fände), neu zu überdenken? Ein Ende hätte es dann mit falscher Habsburg-Romantik, ja eben diese wäre dann falsch.
Wer hat denn wirklich je die Habsburger gemocht? Die Österreicher, das heißt und hieß: Oberösterreicher? Niederösterreicher? Steirer? Schon unter Rudolf, dem ersten Habsburger auf Deutschem Königsthron, waren sie gegen ihn, er mußte das Land brechen, und er tat es gegen Premysl Ottokar, dem die Menschen in Wahrheit anhingen.
Ist sohin die Geschichte dieses Landes nicht die Geschichte einer jahrhundertelangen, unausgesetzten usurpatorischen Anmaßung? Ist sohin die Geschichte des Adels, der Eliten in diesem Lande, die eines unausgesetzten Verrats? Einer Spaltung der Bevölkerung, in dem man ihm Eliten vorsetzt, die zu ihm in Widerspruch stehen?
Ist das heute anders? Ist also heute nur die Fortsetzung dieses historischen Zuges, in dem ein Volk, Völker, in Geiselhaft stehen?
*280310*