Die Indiskretion und Schamlosigkeit der als sittenlos und skandalös empfundenen Vertrauten der Gemahlin Ludwigs XIII., der Königin Anna von Österreich, war legendär. Marie de Rohan, die spätere Herzogin von Chevreuse, die aufgrund ihres unstillbaren Spieltriebes, der sie in alles sich einmischen machte, in den Geschichtsbüchern nur "die größte Intrigantin des 17. Jahrhunderts" genannt wird, und die Burckhardt in seiner monumentalen Biographie von Richelieu sogar dessen wahrscheinlich größte Gegenspielerin nannte, kam als bereits 18jährige als Gesellschafterin der Königin Anna an den französischen Hof. Auf die sie rasch den sittlich verderblichsten Einfluß ausübte, schreibt ihr Biograph Louis Batiffol.
Es dauerte nicht lange, da interessierte sich der König für sie, deren Mann sein langjähriger Günstling war. (Wenn Schwulenorganisationen kaum noch jemanden der Geschichte ausließen, dem sie und fast immer lächerlich falsch nicht schon Homosexualität andichten - auf Ludwig XIII. ist es einmal belegbar und zutreffend, wenn auch nicht ausreichend.)
Kardinal Richelieu hat solch persönlicheres Interesse an ihr, beziehungsweise die daraufhin von ihr erfahrene Zurückweisung, als Grund seines Hasses, den er ihr stets entgegenbrachte, ja stets (und in dem Fall halbwegs glaubhaft, meint C. J. Burckhardt) bestritten.
Als nun die Armee des Königs 1622 das hugenottische Montauban belagerte, ließ der König, der Jagden ebenso wie Kriegszüge regelrecht liebte, wenn er nur auf einem Pferd sitzen konnte, auch für seine Gemahlin Unterkünfte einrichten. Madame de Rohan reiste dem Hof aber gegen jede Etikette prompt nach.
Dort angekommen, stellte sich tatsächlich das Problem, daß es zuwenig Platz gab - man war ja im Krieg! "Ihr könnt nicht hier bleiben, denn wir haben kein Bett mehr für Euch," meinte die Königin also zu ihrer Vertrauten, als die ankam.
Darauf meinte die von der damaligen Zeit, ja von ganz Europa als geistreich, witzig und ungemein anziehend beschriebene Herzogin von Chevreuse (die unter anderem eine große Nase und unreine Haut hatte), in unbefangenstem Tone, inmitten allen Hofstaates:
"Wieso? Hat der König keins?"
Kurz darauf wurde sie dann doch vom französischen Hof entfernt. Auf Wunsch des Königs. Gegen jenen der Königin, und trotz einer langen, zermürbenden Reihe von Fürsprechern. Mit deren nicht wenigen sie wohl schon ebenfalls das Bettchen geteilt, denen meisten sie zumindest aber den Kopf verdreht hatte.
*140310*