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Donnerstag, 18. März 2010

Wahre Gefängnisse

"Es ist dem Erkennenden naturgegeben, auch die Wesungsform des Mitdings zu besitzen. Denn das Artbild des Erkannten ist im Erkennenden. Damit liegt auf der Hand, daß die Natur des nichterkennenden Dings mehr eingeengt und eingegrenzt ist. Die Natur der erkennenden Dinge aber hat eine größere Weite und Ausdehnung. Deswegen sagt der Philosoph: "Die Seele ist gewissermaßen alles." 

Die Einengung der Wesungsform ist aber durch den Wesungsstoff da. Daher sagten wir auch oben von den Wesungsformen, sie träten, je unstofflicher sie sind, umso näher an eine Art Unendlichkeit heran. Es ergibt sich also, daß die Unstofflichkeit eines Dings im Grunde auf die Erkenntnis verweist, und daß das Erkenntnismaß sich nach der Unstofflichkeitsweise richtet."             
(Thomas v. Aquin, S. th. 14/1)

Vom seligen Hentwich dem Einsiedler wird erzählt, daß er, als er dies las, die darauffolgende Nacht in zähneknirschender Verzweiflung und in Tränen verbrachte, weil er seinen Leib als Gefängnis begriff, das er nicht abstreifen, sondern nur in Geduld ertragen lernen konnte.




*180310*