Der Mensch - und zwar jeder für sich - hat sich zu schaffen, sich in jedem Augenblick handelnd in die Zukunft zu werfen. Was er also jetzt ist, ist er aufgrund seiner Vergangenheit. Und somit kann er nur die Zukunft vorauswerfen, wenn er auch weiß, was er jetzt ist - also seine Vergangenheit kennt.
So schreibt Ortega Y Gasset in "Geschichte als System". "Der Mensch hat nicht Natur, sondern er hat Geschichte." Das Individuum ist kein starres (elastisches) Wesen, sondern es lebt (unwiederholbar und immer neu) in dieser Konstellation der Offenheit der Gegenwart, auf dem Boden der Vergangenheit, die eine nie abreißende Kette der kausalen Zusammenhänge bildet - wo in jeweiliger Gegenwart zur Vergangenheit und den nun präsenten Kräften reagiert (beziehungsweise in diese Gegenwart hinein gestaltet) wird.
Im Gegensatz zum Tier, das immer als "erstes Tier" da ist, immer gleich, wesentlich geschichtslos, ist der Mensch der zweite, dritte, etc. Mensch, mitbestimmt und umgeschaffen aus der Vergangenheit.
Im Gegensatz zum Tier, das immer als "erstes Tier" da ist, immer gleich, wesentlich geschichtslos, ist der Mensch der zweite, dritte, etc. Mensch, mitbestimmt und umgeschaffen aus der Vergangenheit.
"Die Geschichte ist eine systematische Wissenschaft der Grundrealität, die mein Leben ist. Sie ist daher Wissenschaft der Gegenwart in dem strengsten und aktuellsten Sinn des Wortes. Wäre sie nicht Gegenwart, wie sollten wir die Vergangenheit finden die ihr gewöhnlich als Thema vorgeschrieben wird?
Die entgegengesetzte und übliche Interpretation läuft darauf hinaus, aus der Vergangenheit eine abstrakte und irreale Sache zu machen, leblos in der Zeit in der sie geschah, während hingegen die Vergangenheit die lebendige und wirksame Kraft ist, die unser Heute trägt. Es gibt keine actio in distans. Die Vergangenheit ist nicht drüben, wo sie geschah, sondern hier, in mir. Die Vergangenheit bin ich, daß heißt mein Leben."
*180310*