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Samstag, 6. März 2010

Welt nur im Kleinen

Nur wer nichts liebt, ist allen gut. Wer liebt, dem etwas wirklich am Herzen liegt, dem sind mit anderen Worten all die mannigfaltigen anderen Interessen Feind.

Wer aber wirklich liebt, der macht die "eigentümliche Erfahrung, daß man sich [daraufhin] mit der Welt verfeindet." Denn ein Ort kann nur erobert werden, wenn man ihn auch verlieren kann. Dazu aber muß man mit ihm verwachsen sein, wollen - und zwar: ausschließlich - was ihm dient.

Jemand, der alles gesehen hat, der die ganze Welt kennt, sieht, während er auf seinem Dampfer über die Meere schippert, die Dinge, die Menschen unterscheiden. Kleidung, Nahrung, Nasenringe, Benimmregeln. Der simple Bauer im Kohlfeld aber, der denkt an die Dinge, die Menschen vereinen: Hunger und Kinder, schöne Weiber und häßliche Alte, Unwetter und Sommerhitze. Er ist Teil von etwas, das er in Geduld erträgt und genießt - weil er (und das hat nie einen Grund) liebt.

Nur toter, dürrer Staub kommt (metaphorisch gesehen) weit in der Welt herum, und rollende Steine setzen kein Moos an. Das Teleskop macht die Welt kleiner - das Mikroskop aber größer. Die Teleskopisten untersuchen große Dinge, und leben in einer kleinen Welt, die Mikroskopisten kleine Dinge, und leben in einer großen Welt.

"Ein Mann, der in seinem eigenen Gemüsegarten steht und für den am Gartentor die Märchenwelt beginnt, ist der Mann mit großen Ideen."

In Kontinenten zu denken ist nicht schwieriger als in Kieselsteinen zu denken. Schwieriger wird es erst, wenn es darum geht, die Substanz der Dinge zu erkennen. China ist kein vom Wagen aus vorbeihuschendes Reisfeld, und Arabien kein Sandwirbel in dem sich ein Adventure-Jeep befindet. Und Afghanistan war kein statistisches Strategierätsel. Diese Ideen zerbrechen sofort, und werden klein, wenn ins Spiel kommt, woraus das Leben wirklich besteht: aus Trinkliedern und der nächsten Ernte, aus genau diesem Baum, aus genau jenem Nachbarn, die Sorge um die Kinder. Unverstandenerweise geliebt, unangetastet vom berühmtesten Mondflug.

An dessen Ende der Astronaut aussteigt und feststellt, daß der Mond berlinert, und die Sterne Spießer sind.

(kursiv = Zitate Gilbert K. Chesterton)