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Donnerstag, 11. März 2010

Geschlechtereinheit Sprache

Ein schöner Gedanke: Johann Gottfried Herder (1734-1803) vergleicht in seiner Schrift "Über den Ursprung der Sprache" (die seinen ersten Ruhm begründete) die Konsonanten mit einem Leichnam, der erst Leben erhält, erst zur Sprache belebt wird, wenn ihn Vokale erfassen, und der erst die wirkliche Mission der Sprache - die immer eine Sprache FÜR, die immer gerichtete Botschaft, Mitteilung also ist - möglich macht.

So wenig eines ohne das andere denkbar ist, führen wir fort. Denn der Vokal, der Ton alleine, enthält keine konzise Botschaft, er ist totisensual, enthält keine Deutung, ja unterscheidet sich nicht einmal vom tierischen Laut, sondern muß zum Gedanken, zum Geist geformt werden. Er braucht die deutende Form aus dem Geist, und er braucht die sittliche Haltung, um die Zusammenführung mit den eigenen Erfahrungen, in der Empathie, im Mitleiden, mit den Bildern der Phantasie, zu bewerkstelligen.

Nur Form - im Umkehrschluß - ist also Kommunikation und bildet Gemeinschaft im Geiste. Und die erhält der Vokal durch die strukturierende Seinsweise des Konsonanten - den er selbst erst belebt, zur lebendigen Gestalt durchwirkt.

Eines mit dem anderen, keines ohne den anderen, und doch auf bestimmte und nicht umkehrbare Weise einander zugeordnet, hierarchisch in seinen Aufgaben aneinander - wie das Sein von Mann und Frau.

Ein unerschöpfliches Bild.



*110310*