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Dienstag, 23. März 2010

Standesgemäßer Dienst

In seiner Monographie (die es eher ist denn eine Biographie) von Pater Joseph, der "Grauen Eminenz" des Kardinal Richelieu, schreibt Aldous Huxley abschließend, indem er den großen Irrtum des an sich zu Kontemplation begabten Geistlichen reflektiert - wo ein Kirchenmann seine geistliche Autorität verspielte, um die weltliche zu gewinnen, um hinwiederum dieser denn doch fremd zu bleiben:

"Es ist verhängnisvoll, sagen die Inder, wenn Angehörige einer Kaste die Funktionen, die eigentlich einer anderen gehören, an sich zu reißen. So wird, wenn sich die Kaufleute auf das Gebiet der Kshatriyas (die regierenden Fürsten, Anm.) wagen und sich des Geschäfts des Regierens unterfangen, die Gesellschaft von allen Übeln des Kapitalismus heimgesucht; und wenn die Kshatriyas tun, wozu nur der theozentrische Brahmane ein Recht hat, wenn sie sich anmaßen, in spirituellen Dingen Vorschriften zu machen, dann kommt es zum Totalitarismus mit seinen götzendienerischen Religionen, seiner Vergötterung der Nation, der Partei und der politischen Bonzen.

Nicht weniger verhängnisvolle Wirkungen treten ein, wenn die Brahmanen (= die Gottgeweihten, Priester) sich der Politik oder dem Geschäftsleben zuwenden; denn dann verlieren sie ihre spirituelle Einsicht und Autorität, und die Gesellschaft, die zu erleuchten ihre Aufgabe war, bleibt völlig im Dunkel, aller Verbindung mit der göttlichen Wirklichkeit beraubt und daher eine leichte Beute für Prediger falscher Lehren.
"

Bei Pater Joseph führte die falsche Wahl - weil die Aufgabe nicht mit seiner "Kaste" übereinstimmte - dazu, daß sein ursprünglich angesehener Ruf als Geistlicher so zerstört wurde, daß man ihn schließlich aufgrund seiner im (mißverstandenen) Gehorsam ausgeführten politischen Handlungen jeder Lüge und jedes Verbrechens für fähig hielt.




*230310*