Als er in die Vierziger kommt (in den 1950ern), schreibt Graham Greene in seinen Lebenserinnerungen "Fluchtwege", gerät er in eine seltsame Verfaßtheit: er möchte nur noch fliehen. Seine Erfolge, vor allem im Film, haben es ihm gut eingerichtet, und nachdem er auch die Vorgehensweisen des Schreibens weitgehend ausgelotet hat, wird er zunehmend ihr Gefangener, auch weil diese Wege zu Methoden werden. Das war wohl ausschlaggebend, daß er sich auf eine Weise verändert hat, im Leben sich's eingerichtet hat, die im Gleichmaß der Behaglichkeit jene Angst bis zur Unmöglichkeit steigen läßt, wieder loszulassen, ja die den bewußten Zugang völlig versperrt.
Verzweifelt sucht er Wege, wie er sich selbst, dieser uneigentlichen Identität, zu der sich sein Leben verfestigt hat, wieder entflieht. Und er beschreibt es indirekt in "Das Ende einer Affäre". So deutlich, daß Papst Pius XII., der das Buch gelesen hat, zum englischen Bischof Heenan sagt: "Ich glaube, dieser Mensch ist in Gefahr. Sollte er je zu Ihnen kommen, dann müssen Sie ihm helfen!" (Greene hat Heenan freilich nie aufgesucht.)
"In dem Roman habe ich einen Liebenden beschrieben, der sich so sehr fürchtet, die Liebe könnte sich erschöpfen, daß er ihr Ende beschleunigt, um auch die Qual zu beenden. Dennoch floh ich diesmal nicht vor einer unglücklichen Liebe, ich war glücklich verliebt. [...] Ich suchte nicht das Ende einer Liebe, sondern des Lebens. Zum Selbstmord fehlte mir der Mut, aber ich machte es mir zur Gewohnheit, in Krisengebiete zu reisen, nicht um Stoff für Bücher zu sammeln, sondern um das Gefühl der Ungewißheit wiederzufinden, das ich während der drei Luftangriffe auf London so wohltuend empfand."
Die Ungewißheit, in der er sich selbst, einer übermächtigen Gewalt ausgeliefert, endlich entkommt, dem Scheinleben entkommt, um Gott neu zu finden, indem man endlich seine Hände aus allen Sicherheiten lösen, staunend ganz neu in die Wirklichkeit einzutauchen vermag ...
*210310*